Die Brauerei in der großen Budengasse existierte knapp 70 Jahre
und hatte für Kölner Verhältnisse relativ wenige Betreiber. Gegründet wurde
sie im Jahr 1822 von Paul Becker und in den kommenden 45 Jahren wurde sie weiter durch
die Familie betrieben. Im Anschluss wurde sie weitere 20 Jahre durch Wilhelm Schorn betrieben und zwischendurch 3 Jahre durch Arnold Hubert Zündorf,
welcher vorher bereits die Brauerei „Im Kaiser“ betrieben hatte und
anschließend die später als Brauerei Bröhl bekannte Brauerei an Lyskirchen
3-5 betrieb.
Im Jahr 1890 wurde der Brauereibetrieb eingestellt, die
Restauration der Brauerei wurde bis ins Jahr 1943 weiterbetrieben.
Die Gründung und der Betrieb der Brauerei durch Paul Becker (1822-1854)
Paul Becker gründete die Brauerei in der großen Budengasse 2 im
Jahr 1822 und kündigte dies über folgende Anzeige in der Kölnischen Zeitung
an:
[11:08.06.1822] „…Anzeige. Einem geehrten Publikum zeige ich
hiermit ergebenst an, daß ich meine Wohnung von der Hochstraße aus dem
Bäumchen in meine neu errichtete Brauerei in der großen Budengasse Nro. 2 im
grünen Wald genannt) wirklich verlegt habe, und die Bierschenke morgen den
8. dieses eröffnen werde. Köln, den 7. Juni 1822. Becker…“
Die Brauerei war eine Neugründung, an dieser Stelle hatte es
zuvor keine Brauerei oder Restauration gegeben.
Vor Paul Becker war dort der Spezereihändler (Feinkosthändler)
Johann Egell ansässig gewesen, der noch ein Jahr zuvor folgende Anzeige
schaltete:
[1:01.03.1821] „Bei Johann Egell, in der großen Budengasse
Nro. 2, sind außer allen andern Spezereiwaaren noch zu haben: 4 Sorten
oberländische Perlengerste, bestes Vorschutzmehl, Chocolade, Bischoff=Essenz
und frische Rübkuchen; alles zu den billigsten Preisen…“
Zuvor waren dort noch der Kaufmann Heinrich Esser (gesichert
für das Jahr 1813) sowie der Spediteur Herman Lenders (gesichert für das
Jahr 1797) ansässig gewesen [2,3]. Zu Zeiten von Herman Lenders hieß die
große Budengasse noch „In der grosen Buttengasse“ und hatte die französische
Hausnummer 2100 [2].
Für Paul Becker war seine neue Brauerei in der großen
Budengasse nicht die erste Station als Brauer. Wie auch in seiner
Eröffnungsanzeige zu lesen, hatte er zuvor die Brauerei „Zum Bäumchen“ auf
der Hohestraße 61 betrieben . Seit wann Paul Becker diese
Brauerei geführt hat ist unklar, sicher ist aber, dass diese im Jahr 1813
von einem gewissen Peter Mehl geführt wurde [2]. Der älteste Nachweis der
Brauerei auf der Hohestraße 61 stammt aus dem Jahr 1797. In diesem Jahr
wurde die Brauerei „Zum Bäumchen“ von Johan Hubert Steingass geführt und die
Hohestraße 61 hieß zu diesem Zeitpunkt noch „Vor dem Augustiner 6002“ [3].
Paul Becker wurde um das Jahr 1790 geboren und war mit der 12
Jahre älteren Anna Margaretha Zaun verheiratet [11:06.05.1854]. Mit Johann
Adam, geboren um 1815, und Anna Maria Becker, geboren um 1818, hatten sie 2
gemeinsame Kinder [11:20.05.1862,11:31.12.1885].
Über die Folgejahre des Betriebs der Brauerei in der großen
Budengasse 2 durch Paul Becker gibt es kaum Informationen. Die wenigen
bekannten Nachweise stammen entweder aus Anzeigen in denen Paul Becker
Mitarbeiter für die Brauerei suchte oder von Vereinen, die ihre
Versammlungen dort abhielten.
Die erste bekannte Anzeige, in der Paul Becker für sein Bier
warb, stammt aus dem Jahr 1852, also 30 Jahre nach Gründung der Brauerei.
[11:29.01.1852] „…Knupp, per Glas 15 Pf., große Budengasse
2…“
Im Jahr 1853 schaltete Paul Becker wieder eine ähnliche
Anzeige, diesmal aber mit dem Hinweis “von heute an Restauration“. Dies
könnte darauf hindeuten, dass Paul Becker bis zu diesem Zeitpunkt eine reine
Schenkwirtschaft betrieben hatte, sicher ist dies aber nicht.
[11:08.10.1853] „…Knupp, große Budengasse Nr. 2, so wie von
heue an "Restauration"…“
Im Dezember 1853 verstarb Paul Beckers Frau Anna Margaretha im
Alter von 75 Jahren. Ein knappes halbes Jahr später verstarb auch Paul
Becker
im Alter von 64 Jahren. Todesursache war ein chronisches Leberleiden
[11:19.12.1853,11:06.05.1854].
(KK010) [28]
Karte der großen Budengasse von Franz Kreuter, um 1845. Anklicken für eine
Detaildarstellung des Hauses große Budengasse 2
(W009) [26:02.05.1813]
Anzeige des Kaufmanns Heinrich Esser aus dem Jahr 1813. Es geht um nichts
geringeres als den Verkauf von 2 Kupfer-Bergwerken
(W010) [1:01.03.1821]
Anzeige des Feinkosthändlers Johann Egell aus dem Jahr 1821
(W002) [11:08.06.1822]
Gründungsanzeige der Brauerei in der großen Budengasse 2 durch Paul Becker
im Jahr 1822
(W003) [11:29.05.1828]
Ein starker auswärtiger Lehrling wird gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1828
(W004) [11:28.10.1837]
Die Anzeige aus dem Jahr 1837 gibt einige Rätsel auf ("Denen es zu wissen
nöthig ist ...")
(W005) [11:29.03.1846]
Der 1. Missions-Verein versammelt sich in der großen Budengasse 2. Anzeige
aus dem Jahr 1846
(W006) [11:04.01.1848]
Die Juwelier-, Gold- und Silberarbeiter sowie die Graveur-Gehülfen gründeten
im Jahr 1848 einen Interessens-Verband in der Brauerei von Paul Becker
(W011) [11:29.01.1852]
Knupp, das Glas für 15 Pfennig. Anzeige aus dem Jahr 1852
(W008) [11:08.10.1853]
"Knupp" und ab diesem Zeitpunkt auch "Restauration" in der großen Budengasse
2. Anzeige aus Oktober 1853
(W015) [11:19.12.1853]
Todesanzeige von Anna Margaretha Becker geb. Zaun. Paul Beckers Frau
verstarb im Dezember 1853
(W016) [11:05.05.1854]
Todesanzeige von Paul Becker, welcher am 2. Mai 1854 verstarb.
(W014) [11:07.05.1854]
"Bruderschafts-Erequien" für den verstorbenen Paul Becker
Die Brauerei unter Johann Adam Becker (1854-1862)
Vermutlich hatte Johann Adam Becker, der einzige Sohn von Paul
Becker, schon zu dessen Lebzeiten das Brauerhandwerk erlernt und mit in der
Brauerei in der großen Budengasse 2 gearbeitet. Nach dem Tod seines Vaters
übernahm Johann Adam Becker, zu diesem Zeitpunkt ca. 38 Jahre alt und
unverheiratet, die Führung der Brauerei [11:20.05.1862].
Auch über die Führung der Brauerei durch Johann Adam Becker ist
nicht viel bekannt. Im Jahr 1861 warb er in einer Anzeige in der Kölnischen
Zeitung für sein Bier:
[11:24.02.1861) „…Brauerei, große Budengasse Nr. 2. Von heute
an kostet ein Glas Weiß=Bier 15 Pfg., ein Glas Braun(Knupp) 18 Pfg. Köln,
den 26. Februar 1861. J. A. Becker…“
Nach 9 Jahren Führung der Brauerei verstarb Johann Adam Becker
im Mai 1862 im Alter von nur 47 Jahren. Einziges verbliebenes
Familienmitglied war damit Johann Adam Beckers Schwester Anna Maria, in
deren Besitz die Brauerei überging.
(W012) [11:02.02.1854]
Die Brauerei in der großen Budengasse 2 war Vereinslokal des
Minoriten-Reparatur-Bau-Vereins. Anzeige aus dem Jahr 1854
(W001) [11:02.12.1855]
Die "Hanswurstliche Fremdenlegion" trifft sich bei "Knuppwirth Becker".
Anzeige aus dem Jahr 1855
(W013) [11:29.05.1856]
Auch eine Lotterie-Gesellschaft war zu Gast in der Brauerei in der großen
Budengasse 2. Anzeige aus dem Jahr 1856
(W009) [11:24.02.1861]
Das Glas Weiß-Bier für 15, das Glas Knupp für 18 Pfennige. Anzeige aus dem
Jahr 1861
(W010) [11:20.05.1862]
Todesanzeige von Johann Adam Becker, welcher am 17. Mai 1862 im Alter von 47
Jahren verstarb. Einzige Verwandte war seine Schwester Maria, mittlerweile
verheiratet mit Anton Scholl
Die Brauerei unter Anton Scholt (1862-1865)
Die Schwester des verstorbenen Johann Adam Becker, Anna Maria
Becker, war seit dem Jahr 1859 mit dem ebenfalls aus Köln stammenden
Kaufmann Anton Scholt verheiratet [11:29.07.1859].
Anton Scholt übernahm den Betrieb der Brauerei, welche aber
weiterhin den Namen seines verstorbenen Schwagers trug („Scholt Anton,
Inhaber der Bierbrauerei von Johann Adam Becker“) [4]. Ob Anton Scholt auch
selbst gebraut hat oder nur die Leitung übernommen hat ist nicht ganz klar,
meist wurde er als „Brauereibesitzer und Kaufmann“ bezeichnet
[11:16.10.1865].
Wie seinen Vorgängern, so war auch Anton Scholt kein langes
Leben vergönnt. Anton Scholt starb 3 Jahre nach der Übernahme der Brauerei im Oktober 1865 im Alter
von 47 Jahren. In seiner Todesanzeige wird er als „Inhaber der Adam
Becker’schen Brauerei bezeichnet [11:16.10.1865].
(W005) [11:16.10.1865]
Todesanzeige von Anton Scholt, "Inhaber der Adam Becker'schen Bierbrauerei",
welcher im Oktober 1865 im Alter von nur 47 Jahren verstarb
(W006) [11:11.10.1869]
Anzeige zum Jahrgedächtnis von Anton Scholt 4 Jahre nach dessen Tod. Auch
die Verwandtschaft der Familie Becker wird gleich mit einbezogen
Die Brauerei unter Witwe Maria Scholt geb. Becker (1865-1867)
Nach dem Tod ihres Mannes führte die Witwe Maria Scholt geb.
Becker zuerst die Geschäfte weiter. Brauer in der Brauerei in der großen
Budengasse 2 war zu dieser Zeit Karl Joseph Breuer (zumindest gesichert für
das Jahr 1867) [11:02.06.1867].
Zum Zeitpunkt der Übernahme der Brauerei war die Witwe Scholt
47 Jahre alt und sie schien die Brauerei nur übergangsweise führen zu
wollen. Im August 1867 erschien eine Anzeige eines gewissen Heinrich Schorn,
welcher eine Brauerei zu mieten suchte.
[11:04.08.1867] „…Brauerei wird zu miethen ges., H. Schorn,
Plankgasse 32…“
Die Witwe Scholt und Heinrich Schorn wurden sie einig. Nachdem
noch ein Abverkauf der Biervorräte stattfand übernahm Heinrich Scholt Ende
des Jahres 1867 die Führung der Brauerei, wobei die Witwe Scholt zuerst
weiterhin Besitzerin der Brauerei blieb.
[11:05.10.1867] „…Wegen Geschäfts=Uebertragung empfiehlt ihr
noch vorräthiges Lagerbier pr. Glas 1 Sgr. von heute ab, bester Knupp pr.
Glas 1½ Sgr. J. A. Becker'sche Brauerei, gr. Budengasse Nr. 2. Auch können
noch einige Fuder Lagerbier abgegeben werden…“
Im Anschluss setzte sich die Witwe Scholt zur Ruhe und wurde in
den Kölner Adressbüchern als „ohne Gewerbe“ geführt [5]. Maria Scholt geb.
Becker verstarb im Jahr 1885 im Alter von 67 Jahren [11:31.12.1885].
(W001) [11:10.07.1866]
General-Versammlung der Lotterie-Gesellschaft bei "A. Schlot, J.A. Becker's
Brauerei". Anzeige aus dem Jahr 1866
(W002) [11:18.06.1866]
Besprechung der Urwähler des 23. Wahlbezirks bei Frau Wwe. Scholt in der
großen Budengasse 2. Anzeige aus dem Jahr 1866
(W003) [11:05.10.1867]
Die Witwe Scholt zog sich im Jahr 1867 aus dem Geschäft zurück und verkaufte
die noch vorhandenen Vorräte
(W004) [23:06.10.1867]
Weitere Anzeige zum Abverkauf wegen Geschäftsaufgabe
(W007) [11:31.12.1885]
Todesanzeige von Anna Maria Scholt geb. Becker, welche im Jahr 1885 im Alter
von 67 Jahren verstarb
Die Brauerei unter Heinrich Schorn (1867-1885)
Ende des Jahres 1867 übernahm Heinrich Schorn die Führung der
Brauerei in der großen Budengasse 2. Heinrich Schorn hatte zu dieser Zeit
schon reichlich Erfahrung als Brauer. Im Jahr 1865 übernahm er die schon
länger bestehende Brauerei "Zur Blankenburg" in der Plankgasse 32 und kündigte
dies in der Kölner Presse wie folgt an:
[11:01.01.1865] „…Brauerei= und Wirtschafts=Eröffnung. Mit
heutigem Tage eröffne ich in dem Hause Plankgasse Nr. 32 meine Brauerei und
Wirthschaft, wozu ich alle Freunde und Gönner ergebenst einlade. Heinrich
Schorn, früher Braumeister bei Hrn. Hubert Koch…“
Der Anzeige ist zu entnehmen, dass Heinrich Schorn zuvor schon
in der Brauerei von Hubert Koch Braumeister war. Die Brauerei von Hubert
Koch ist die Vorgängerbrauerei der heutigen Brauerei zur Malzmühle .
Heinrich Schorn selbst stammte aus Schwadorf (heute ein
Stadtteil von Brühl) und hatte im Jahr 1865 die aus Efferen (heute ein
Stadtteil von Hürth) stammende Christina Stommel geheiratet [11:01.04.1865].
Gemeinsam hatten sie sage und schreibe 14 Kinder, von denen aber mindestens
4 aber bereits im Kleinkindalter verstarben.
Eine Eröffnungsanzeige von Heinrich Schorn ist nicht bekannt,
allerdings warb er einige Monate nach der Eröffnung für sein „echt Kölner
Märzbier“.
[11:16.05.1868] „…Freunden und Gönnern die ergebenste
Anzeige, daß ich mit dem heutigen Tage mein echtes Kölner Märzbier in
Anstich genommen. Zum geehrten Besuch ladet ergebenst ein Heinrich Schorn,
gr. Budengasse 2…“
Im Jahr 1873 wurde die Restauration erweitert, was Heinrich
Schorn mit folgender Anzeige ankündigte:
[11:05.09.1873] „…Morgen Abend, Samstag den 6. September,
Eröffnung des neuen Restaurations=Saales. Hämchen mit Sauerkraut. Freunde
und Gönner werden freundlichst eingeladen. H. Schorn, große Budengasse 2.
Im Jahr 1874 erwarb Heinrich Scholt die Gebäude in der großen
Budengasse 2 von der Witwe Scholt und war damit nicht nur mehr Betreiber,
sondern auch Eigentümer der Brauerei [6].
Für das Jahr 1877 ist bekannt, dass ein gewisser Christoph Wüst
Brauer in der Brauerei in der großen Budengasse 2 war [11:30.09.1877].
Im Jahr 1884 plante Heinrich Schorn seinen Ruhestand. In einer
Anzeige kündigte er die Aufgabe des Geschäftes an.
[7:24.09.1884] „…Zwei Jahre altes Kölner Lagerbier wegen
Aufgabe des Geschäfts billig zu verkaufen. H. Schorn, große Budengasse 2,
Köln…“
Ein Nachfolger war schnell gefunden und vermutlich zu Beginn
des Jahres 1885 setzte sich Heinrich Schorn zur Ruhe und verzog in die
Breitestraße 36 [8:1886]. Nur 1 Jahr später zog er in die große Budengasse
4, das Haus direkt neben der Brauerei war sein Eigentum, er hatte dieses
bereits im Jahr 1873 erworben [9].
(W001) [11:16.05.1868]
Anzeige von Heinrich Schorn für "Kölner Märzbier" aus dem Jahr 1868
(W002) [11:13.11.1869]
Versammlung sämmtlicher Schneider, Kürschner und Kappenmacher Kölns bei
Herrn Schorn in der großen Budengasse 2. Anzeige aus dem Jahr 1869
(W003) [11:14.10.1870]
Hämchen mit Sauerkraut, immer Samstags bei Heinrich Schorn in der großen
Budengasse 2. Anzeige aus dem Jahr 1870
(W010) [05.09.1873]
Im September 1873 eröffnete Heinrich Schorn einen neuen Restaurations-Saal.
Zur Eröffnung gab es Hämchen mit Sauerkraut
(W004) [7:24.09.1884]
Heinrich Schorn setzte sich zur Ruhe und versuchte zuvor noch sein 2 Jahre
altes Bier (???) zu verkaufen.
Die Brauerei unter Arnold Hubert Zündorf (1885-1887)
Die erste bekannte Anzeige von Arnold Hubert im Kontext der
Großen Budengasse 2 stammt aus Juli 1885.
[10:11.07.1885] „…Bierbrauerei von A.H. Zündorf, vormals
Schorn, Grosse Budengasse 2, empfiehlt ihr feines Lagerbier nebst guter
kräftiger Küche. Mittagstisch 60 und 80 Pfennige. Heute und Morgen Plat du
jour à 50 Pf. Kalbs-Cotelettes mit Erbsen. Speck mit dicken Bohnen.
Hochachtungsvoll A. H. Zündorf. Bierbrauereibesitzer, früher Ehrenstrasse…“
Arnold Hubert Zündorf wurde im Jahr 1846 geboren und war mit
Helene Maus verheiratet [29]. Bekannt sind 3 gemeinsame Kinder (1884:
Helene Pauline, 1880: Arnold, 1890: Peter Anton), wobei der erste Sohn
Arnold bereits im Alter von 1 Jahr verstarb.
In dieser Anzeige betitelt sich Arnold Hubert Zündorf als
„Brauereibesitzer“, dies ist allerdings falsch. Weder hatte er die Brauerei
in der großen Budengasse 2 bei der Übernahme erworben (diese war weiterhin
im Besitz von Heinrich Schorn), noch war er Besitzer der Brauerei in der
Ehrenstraße, auf die er in der Anzeige hinweist (diese gehörte der Familie
Lölgen) [8:1885,1886].
Immerhin stimmt es, dass Arnold Hubert Zündorf zuvor eine
Brauerei in der Ehrenstraße betrieben hatte. Hierbei handelt es sich um die
bekannte Brauerei „Im Kaiser“ in der Ehrenstraße 86 .
In der Anzeige empfiehlt A.H. Zündorf auch Speisen und Getränke
aus seiner Restauration. Diese führte er aber nur sehr kurz, spätestens 1
Jahr später gab er die Führung der Restauration an Wilhelm Kraus ab und
betrieb selbst nur noch die Brauerei.
[10:16.08.1886] „…Kölner Bier-Restaurant von Wilh. Kraus, Gr.
Budengasse 2, empfiehlt von heute Abend ab: Tägl. Frische gr. Seemuscheln,
per Portion 20 Pfg. Jeden Samstag Abend große Hämchen mit neuem Sauerkraut
60 Pfg. Ausgezeichn. Mittagstisch 60 Pfg. sowie den Anstich eines hochfeinen
Glases Kölner Lagerbiers aus der Brauerei von Arnold Zündorf…“
Wilhelm Kraus veranstaltete regelmäßig Konzert und ließ auch
Künstler jeglicher Art auftreten. Er taufte seine Restauration „kleine
Reichshalle“ und auch der Kölner Presse war dies einen Artikel wert:
[10:03.03.1887] „…Kleine Reichshallen nennt sich das
Restaurant von Wilh. Kraus in der gr. Budengasse 2, in dessem großen Saale
allabendlich Konzerte stattfinden, die in letzter Zeit durch die Mitwirkung
einiger Kunstspezialitäten eine angenehme Abwechslung bieten und zahlreiches
Publikum anziehen. Unglaubliches leistet dort u. a. der Schlangenmensch
Sprunkeli, während der Wiener Salon-Komiker Vallé mit seinen Kouplets und
Liedern allabendlich die größte Heiterkeit verursacht…“
Dennoch war das Gastspiel von Wilhelm Kraus nur kurz, im
Oktober 1887 übernahm A.H. Zündorf die Führung der Brauerei-Restauration
wieder selber.
[10:04.10.1887] „…Brauerei u. Restauration A.H. Zündorf,
Budengasse 2. Samstag den 1. Oktober übernehme ich die Wirtschaft in meiner
Brauerei wieder selbst. Indem ich Freunde und Bekannte um geneigten Zuspruch
bitte, bemerke, daß ein hochfeines Märzen-Lagerbier zum Ausschank gelangt
und für saisongemäße Speisen bestens Sorge getragen ist. Hochachtungsvoll!
A.H. Zündorf…“
A.H. Zündorf gelang es auch weitere Absatzstätten für sein Bier
zu erschließen, bekannt ist das „Schnaps-Kasino Reinarz“ in der
Schildergasse 89 [12:17.10.1887].
Vermutlich Anfang des Jahres 1888 war dann Schluss, A.H.
Zündorf orientierte sich neu und übernahm die seit langen bestehende
Brauerei An Lyskirchen 3 [8:1887,1888]. Diese Brauerei betrieb
A.H. Zündorf bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1894. Arnold Hubert
Zündorf wurde nur 48 Jahre alt [13:05.09.1894].
(W001) [10:11.07.1885]
Anzeige von A.H. Zündorf aus dem Jahr 1885. A.H. Zündorf verweist hier
sowohl auf seinen Vorgänger Heinrich Schorn, als auch auf seine vorherige
Station in der Ehrenstraße (Brauerei Im Kaiser)
(W003) [10:16.08.1886]
Anzeige von Wilhelm Kraus, welcher die Restauration der Brauerei in der
großen Budengasse von 1885 bis 1887 führte
(W005) [14:03.10.1886]
Weitere Anzeige des Restaurateurs Wilhelm Kraus, welcher auch Konzerte in
seiner Restauration veranstaltete. Anzeige aus dem Jahr 1886
(W023) [10:26.02.1887]
Wilhelm Kraus nannte seine Restauration "kleine Reichshalle". Anzeige aus
Februar 1887
(W006) [14:06.02.1887]
Die Wiener Damenkapelle Toni Pösch'l spielt in der Restauration von Wilhelm
Kraus. Anzeige aus Februar 1887
(W007) [10:18.04.1887]
Anzeige der Restauration von Wilhelm Kraus aus dem Jahr 1887
(W002) [10:04.10.1887]
Ab Oktober 1887 übernahm A.H. Zündorf die Führung der Restauration wieder
selbst
(W004) [12:17.10.1887]
Das "Schnaps-Casino von B. Reinarz in der Schildergasse schenkte "echt
obergähriges Lagerbier der Brauerei A. Zündorf zu Köln" aus
Die Brauerei unter Heinrich Schorn, Teil II (1888-1888)
Vermutlich kam der Weggang von Arnold Hubert Zündorf recht
plötzlich, denn 3 Jahre nach seinem Eintritt in den Ruhestand übernahm
Heinrich Schorn, welcher die Brauerei ja schon von 1867 bis 1885 geführt
hatte und weiter deren Besitzer war, wieder die Führung der Brauerei.
Diese Episode dauerte aber nur gut ein halbes Jahr, im November
des gleichen Jahres verstarb Heinrich Schorn in Folge eines Schlaganfalls im
Alter von 55 Jahren [12:14.11.1888]
(W005) [12.11.1888]
Todesanzeige von Heinrich Schorn, welcher am 11. November 1888 im Alter von
55 Jahren verstarb
Die Brauerei unter Witwe Schorn (1888-1890)
Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes führte zuerst dessen
Witwe Christina Schorn geb. Stommel die Brauerei weiter.
[12:15.11.1888] „…Anzeige. Hierdurch die ergebene Mittheilung,
daß ich die seit langen Jahren von meinem sel. Manne geführte Bierbrauerei
und Restauration in unveränderter Weise fortführen werde. Ich bitte, das dem
Verstorbenen in so reichem Maße geschenkte Vertrauen gütigst auch auf mich
übertragen zu wollen. Frau Wittwe Heinr. Schorn, Große Budengasse 2.-
Christina Schorn führte die Brauerei bis ins Jahr 1890, dann
verkaufte sie diese an die Brauerei Friedrich Winter und setzte
sich zur Ruhe. Die Brauerei Friedrich Winter war zu dieser Zeit eine der
größten Kölner Brauereien und deren Interesse bestand nur in der
Erschließung von zusätzlichen Absatzstätten für das eigene Bier.
Folgerichtig wurde die Brauerei geschlossen (und auch später nie wieder in
Betrieb genommen) und nur noch die Restauration weitergeführt.
(W006) [12:15.11.1888]
Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes führte die Witwe Schorn die Brauerei
fort. Die Anzeige erschien bereits 4 Tage nach dem Tod von Heinrich Schorn
(W007) [12:15.11.1888]
Danksagung der Witwe Schorn zur Anteilnahme am Tod ihres Mannes
Der Weiterbetrieb als Restauration (1890-1943)
Gebraut wurde nach dem Jahr 1890 in der großen Budengasse zwar
nicht mehr, aber immerhin wurde die Restauration fast durchgehend bis zur
Zerstörung durch alliierte Bombenangriffe im Jahr 1943 weitergeführt.
Zeitraum
Betreiber
Beschreibung
1890-1891
Opladen
Der Vorname des Herrn Opladen ist nicht bekannt, in den
Kölner Adressbüchern ist er nur im Straßenverzeichnis, nicht im
Personenverzeichnis verzeichnet [8:1890-1892]. Eigentümer der
Restauration war weiterhin die Brauerei Friedrich Winter.
1892-1893
Heinrich Hochgürtel
Heinrich Hochgürtel stammte aus Schwadorf. Vielleicht
gibt es hier einen Zusammenhang mit Heinrich Schorn, der ebenfalls aus
Schwadorf stammte. Die erste Nennung von Heinrich Hochgürtel stammt aus
dem Jahr im Kontext seiner Heirat mit der aus Oberwahn stammenden
Amailie Schumacher. Dort wird er als Bierbrauer, wohnhaft in der
Sternengasse 89-91 bezeichnet [11:10.04.1886]. Die Brauerei in der
Sternengasse war die St. Peter Brauerei, welche zu dieser Zeit von
Wilhelm Felten betrieben wurde .
Die nächste Station, gesichert für das Jahr 1889, war eine
Gastwirtschaft in Lindenhöhe in der Dürenerstraße 26. Von 1892 bis 1893
führte Heinrich Hochgürtel dann die Restauration in der großen
Budengasse 2. Im Anschluss führte Heinrich Hochgürtel noch eine
Gastwirtschaft auf dem Heumarkt 69 [8:1895].
1894
Unklar
Es wird in den Adressbüchern zwar weiterhin eine
Restauration in der großen Budengasse 2 aufgeführt, aber ohne die
Nennung eines Betreibers.
1895
Heinrich Kindgen
Heinrich Kindgen baute die Restauration zum Hotel aus,
wie er in folgender Anzeige ankündigte: [14:14.04.1895] „…Hotel & Rest. Kindgen, gr. Budengasse 2. Alles neu
u. comfortabel eingerichtet. 2 Minuten vom Centralbahnhof und Dom. Dicht
an der Hohestraße. Ia. Betten. Logis incl. Frühstück 1,50 an. ff. helles
und Münchener Löwenbräu. Guter kräftiger Mittagstisch von 80 Pfg. an. 5
Billiard neuester Construktion…“.
Ungewöhnlich ist, dass Heinrich Kindgen in seiner Anzeige für Münchener
Löwenbräu wirbt, obwohl Eigentümer der Restauration weiterhin die
Brauerei Friedrich Winter war, welche auch Pils im Angebot hatte.
Dennoch war nach nur einem Jahr wieder Schluss.
1896-1898
Franz Plittersdorf
Nach Heinrich Kindgen übernahm Franz Plittersdorf die
Führung des Hotel-Restaurants und benannte es in „Zum Cardinal“ um, wie
der folgenden Anzeige zu entnehmen ist. [13:31.05.1896] „…Hotel=Restaurant "Zum Cardinal", Große Budengasse
2, Köln, Nähe des Domes und des Bahnhofes. Guter bürgerlicher
Mittagstisch. Billige Preise. Gute Bedienung. Hochachtungsvoll F.
Plittersdorf…“
Franz Plittersdorf schaltete die Anzeige wöchentlich, letztmalig am
30.05.1897. Vermutlich führte Franz Plittersdorf Hotel und Restauration
bis Mitte 1898.
1898-1901
Theodor Hilgers
Theodor Hilgers taucht zum ersten Mal im Jahr 1881 als
Schenkwirt in der Comödienstraße 62 auf. Diese Wirtschaft war im Besitz
von Philipp Bendheuer, welcher dort zuvor eine Brauerei betrieben hatte.
Philipp Bendheuer übernahm im Jahr 1881 die Brauerei im Holz und schloss
gleichzeitig die Brauerei in der Comödienstraße 62
[8:1881,1882].
Theodor Hilges stammte aus Glesch (heute ein Stadtteil von Bergheim) und
heiratet ebenfalls im Jahr 1881 die aus Pulheim stammende Josephine
Giesenkirchen. Gemeinsam hatten sie mit Sophie, Johann Wilhelm, Anna
Catharina, Johann Heinrich und Adelheid 5 gemeinsame Kinder.
Im Jahr 1898 übernahm Theodor Hilgers die Hotel-Restauration in der
großen Budengasse 2 und kündigte dies wie folgt an: [15:28.09.1898] „…Eröffnung des Hotel-Restaurants Grosse Budengasse
Nr. 2, Köln, am Samstag den I. October. Neu renovirt, ganz der Neuzeit
entsprechend. Empfehle gute Küche, sowie ff. Kölner Lagerbier. Diners 60
Pig. und höher. Logis mit Frühstück 2 Mark. Hochachtungsvoll Theodor
Hilgers, Restaurateur, früher vis-à-vis des Justizgebäudes…“.
In dieser Anzeige weißt Theodor Hilgers auch auf die frühere
Schenkwirtschaft in der Comödienstraße 62 hin, welche gegenüber des
Gerichtsgebäudes lag. Theodor Hilgers übernahm den Namen „Zum Cardinal“
nicht, sondern nannte die Lokalität „Hotel-Restaurant Hilgers“.
Im Jahr 1902 wurde Theodor Hilgers weiterhin als Restaurateur in der
großen Budengasse 2 geführt, allerdings taucht unter der gleichen
Adresse ein gewisser Wilhelm Aichele auf, dessen Beruf als
Geschäftsführer angegeben wird. Ein Jahr später war dann Schluss,
Theodor Hilgers setzte sich zur Ruhe und wurde fortan als Rentner,
wohnhaft in der Dürenerstr. 51 in Lindenthal geführt [8:1902.1903].
Vermutlich verstarb Theodor Hilgers im Jahr 1909, im Adressbuch des
Jahres 1910 ist er nicht mehr aufgeführt [8:1909,1910].
Anmerkungen: Theodor Hilgers war vermutlich nicht mit der aus Oberaußem
stammenden Familie Hilgers verwandt, welche das bekannte Gürzenichbräu
führte . Weiter gibt es eine Postkarte, auf welcher das
Gebäude in der großen Budengasse 2 abgebildet ist. Auf dieser ist der
Schriftzug „Obergärige Bierbrauerei Theodor Hilgers“ zu sehen ist. Dies
war vermutlich frühes Marketing, Theodor Hilgers hat in der großen
Budengasse definitiv keine Brauerei betrieben.
1901-1904
Wilhelm Aichele
Von 1901 bis 1904 führte Wilhelm Aichele die Lokalität
in der großen Budengasse 2. Im Jahr 1901 schaltete er folgende Anzeige,
in der er seine neue Lokalität weiterhin als „Hotel Hilger“
bezeichnetet: [16:27.04.1901] „…Köln. Hotel Hilger, große Budengasse 2. Gute Zimmer
von Mk. 1,50 an mit Frühst. Diners von 12-2 Uhr Mk. 0,60-1,00. Kalte und
warme Speisen zu jeder Tageszeit. Vorzügliche Getränke. W. Aichele,
früh. Benrather Hof…“.
Vor Übernahme des Hotel-Restaurants in der großen Budengasse leitete
Wilhelm Aichele bereits das Hotel „Benrather Hof“ auf der Düsseldorfer
Königsallee, auf welches er auch in der Anzeige hinweist
[16:19.03.1899]. Der Name „Hotel Hilgers“ wurde schnell durch einen
neuen Namen ersetzt. Nationale Töne waren zu dieser Zeit sehr populär,
vielleicht trug dies dazu bei, dass Wilhelm Aichele das Hotel in „Hotel
Germania“ umbenannte [16:01.01.1903].
Nach knapp 4 Jahren in Köln zog es Wilhelm Aichele wieder nach
Düsseldorf zurück, er gründetet dort das Hotel „Hof von Holland“
[11:21.01.1910].
1904-1905
Carl Burger
Von Carl Burger, welcher die Lokalität in der großen
Budengasse im Jahr 1904 und im ersten Teil des Jahres 1905 führte, ist
nur folgende Anzeige bekannt: [17:29.12.1904] „…Hotel-Restaurant Germania Inhaber Carl Burger Köln,
Grosse Budengasse 2, erste Strasse von der Hochstr. links, nahe am
Hauptbahnhof und Dom. Vorzügliche Küche, Guter Mittagstisch zu 60 Pfg.
und höher. Feines Bier 10 Pfg. per Glas. Weine erster Häuser. Logis mit
Frühstück von 2 Mk. an. Schöne Zimmer. Sehr gute Betten…“.
Da diese Anzeige nicht etwa in Köln, sondern in der Hennefer
Volkszeitung erschien, könnte es eine Beziehung in diese Richtung
gegeben haben. In den Kölner Adressbüchern ist er nur im Jahr 1905
verzeichnet [8:1904,1905.1906].
1905-1906
Johann Spieß
Das Hotel-Restaurant in der großen Budengasse 2 ging
durch viele Hände. Nach Carl Burger war vermutlich ab Frühjahr 1905
Johann Spiess an der Reihe. Auch von ihm ist nur folgende, der Anzeige
seines Vorgängers stark ähnelnde Anzeige bekannt: [18:22.04.1905] „…Hotel-Restaurant Germania, Köln, Grosse Budengasse
2, erste Strasse von der Hohe Strasse links, dicht am Hauptbahnhof und
Dom. Empfiehlt gute Küche u. Prima Getränke, schöne Zimmer, sehr gute
Betten. Logis mit Frühstück von Mk 2 an. Diners von 60 Pfg. an. Inh. Joh.
Spiess, (früher Neuss, Düsseldorferstr. 48.)…“.
Ebenso wie sein Vorgänger kam Johann Spieß nicht aus Köln, sondern führte
zuvor eine Gastwirtschaft in der Düsseldorfer Straße 3 in Neuss [22].
Die Anzeige wurde ebenfalls nicht in der Kölner Presse, sondern in der
„Neußer Zeitung“ geschaltet. Johann Spieß ist im Adressbuch des Jahres
1906 als Gastwirt in der großen Budengasse verzeichnet, ein Jahr später
ist er immer noch verzeichnet, allerdings als Wirt in der Antointerstr.
8. Diese Gastwirtschaft wurde von Johann Spieß neu eröffnet, vorher
hatte es dort nichts aus der Branche gegeben [8:1905,1906]. Im Jahr 1909
sind sowohl die Gastwirtschaft als auch Johann Spieß selbst aus den
Kölner Adressbüchern verschwunden [8:1909].
1907-1910
Jakob Sieb
Im Jahr 1907 übernahm Jakob Sieb die Hotel-Restauration
in der großen Budengasse 2 und benannte sie von „Hotel Germania“ in
„Hotel Sieb“ um. Mit der Übernahme erwarb Jakob Sieb das Hotel auch von
der Brauerei Friedrich Winter, wurde also deren Eigentümer. Jakob Sieb
schaltete regelmäßig von Mai 1908 bis Mai 1909 folgende Anzeige: [11:20.05.1908] „…Hotel-Restaurant „Sieb“ Inhaber Jakob Sieb, Grosse
Budengasse 2. Ausschank des allgemein beliebten Dortmunder Union-Bieres.
Vertreter: Hch. Lämmert Köln, Mauritiuswall 81-83…“.
Vor der Übernahme des Hotel-Restaurants in der großen Budengasse 2 hatte
Jakob Sieb bereits Erfahrungen als Wirt in verschiedenen Lokalitäten
gesammelt. Das erste Mal erscheint er im Jahr 1893 als Schenkwirt in der
Harwichstr. 129-131 in Nippes. Diese Wirtschaft führte er bis ins Jahr
1900. Im Jahr 1901 wird er in den Kölner Adressbüchern als „ohne
Gewerbe“ aufgeführt. Im Jahr 1902 erscheint er dann als Wirt in der
Richard Wagnerstr. 17. Diese Lokalität führte er bis ins Jahr 1905. Im
Jahr 1906 erscheint er dann als Wirt in der Flandricherstraße 11. Hier
war er nur ein Jahr tätig, bis er dann im Jahr 1907 das Hotel-Restaurant
in der großen Budengasse 2 übernahm.
Das letzte Mal erscheint Jakob Sieb im Adressbuch des Jahres 1910, im
Jahr 1911 ist er nicht mehr aufgeführt [8:1910,1911].
1910-1933
Peter Münster
Als nächster Eigentümer des Hotel-Restaurant in der
großen Budengasse 2 erscheint Peter Miebach aus der Bertramstr. 2 in
Kalk, seines Zeichens „Bauwerkmeister“, welcher die Lokalität erworben
hatte. Mit dem Eigentümerwechsel ging auch ein Betreiberwechsel einher.
Neuer Betreiber war Peter Münster, welcher im Juni 1910 die Eröffnung
wie folgt in der Kölner Presse ankündigte: [12:25.06.1910] „…Hotel-Restaurant Rheinischer Hof, Grosse Budengasse
2. Eröffnung Samstag, d. 25. Juni. Dortmunder Aktien- u. Münchener
Spaten-Bier. P. Münster…“.
Mit dem neuen Besitzer kam auch ein neuer Name, das Hotel-Restaurant
wurde ab diesem Zeitpunkt „Rheinischer Hof“ genannt.
Der Eigentümer, Peter Miebach, geriet wohl in finanzielle Not, denn im
Januar 1912 wurde der „Rheinische Hof“ zwangsversteigert
[12:14.11.1911]. Ersteigert wurde der „Rheinische Hof“ von der
Dortmunder Alt-Brauerei, Betreiber nach dem Besitzerwechsel war
weiterhin Peter Münster [8:1912,1913].
Auch bei Peter Münster muss es nicht wirklich gut gelaufen sein, denn im
September 1912 wurde der Konkurs über ihn und seine Ehefrau, mit offenem
Arrest, eröffnet [12:07.09.1912]. Der Konkurs hingegen muss glimpflich
ausgegangen sein, denn in der Folge war Peter Münster weiterhin der
Betreiber des „Rheinischen Hofs“ [12:07.09.1912,19:10.04.1922].
In der Folge lief es dann wohl besser, Peter Münster zeigte Kontinuität
und wurde im Jahr 1920 auch Besitzer des „Rheinischen Hofs“ [8:1920].
Peter Münster führte den Rheinischen Hof bis ins Jahr 1927 und setzte
sich anschließend zur Ruhe [8:1926-1928]. Bis ins Jahr 1932 wird er als
Rentner, wohnhaft in Dellbrück in der Waldhausstr. 6, geführt [8:1932].
In der großen Budengasse 2 gab es in dieser Zeit eine von Martin Wiesel
geführte Feinkosthandlung und Weingroßhandlung [8:1928-1932]. Im Jahr
1933 wurde Peter Münster dann wieder aktiv und zumindest die
Restauration in der gr. Budengasse 2 wurde wiedereröffnet [8:1933].
1934-1935
Friedrich Wilhelm Tepel
Ab dem Jahr 1934 übernahm dann Friedrich Wilhelm Tepel
die Führung der Restauration in der großen Budengasse 2. Die
Vorgeschichte von Friedrich Wilhelm Tepel ist nicht bekannt, im Jahr der
Übernahme ist er zum ersten Mal in den Kölner Adressbüchern verzeichnet.
Friedrich Wilhelm Tepel nannte sein Restauration "Rakete", mit der
kölschen Gemütlichkeit war es wohl vorbei.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1934 erwarb die Rheinisch-Westfälische
Boden-Credit-Bank A.-G. die Restauration in der großen Budengasse 2 im
Rahmen einer Zwangsversteigerung, vermutlich war der Vorbesitzer, Peter
Münster, in finanzielle Schwierigkeiten geraten
[8:1934,1935,20:17.07.1934].
Im November 1935 war für Friedrich Wilhelm Tepel Schluss in der großen
Budengasse 2, er übernahm am Blaubach 4-6 die Leitung der Gaststätte „Im
Trichter“, welche auf die Brauerei „Zum Engel“ zurückgeht
[20:14.11.1935].
1935-1943
Peter Spohr
Auf Friedrich Wilhelm Tepel folgte Peter Spohr als
Leiter der Gaststätte an der großen Budengasse 2. Mit Übernahme der
Gaststätte wurde Peter Spohr auch gleichzeitig ihr Eigentümer [8:1935].
Peter Spohr führte die Restauration bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1943
bei einem alliierten Bombenangriff [21,8:1951].
Nach dem Krieg wurde der Bereich der großen Budengasse erst in den
1950er Jahren wiederaufgebaut. Es gab dort zwar wieder Gaststätten,
nicht aber in der Hausnummer 2. Peter Spohr erscheint schon im
Adressbuch des Jahres 1950 wieder als Restaurateur, diesmal in der Brabanter
Str. 1 [8:1950]. Nur ein Jahr später kam eine zweite Gaststätte in der
Herzogstraße 10-12 dazu [8:1951]. Beide Gaststätten betrieb Peter Spohr
parallel, bis er im Jahr 1960 die Leitung der Gaststätte in der
Brabanter Str. 1 abgab und nur noch die Gaststätte in der Herzogstraße
weiterführte [8:1959,1960]. Dies führte er bis ins Jahr 1968. Im
Anschluss ist er nicht mehr in den Kölner Adressbüchern verzeichnet,
vermutlich war er verstorben [8:1968,1969].
(W001) [14:14.04.1895]
Heinrich Kindgen führte Hotel und Restauration im Jahr 1895
(W013) [13:31.05.1896]
Franz Plittersdorf führte Hotel und Restauration von 1896 bis 1898 und
führte den Namen "Zum Cardinal" ein. Anzeige aus dem Jahr 1896
(W001) [15:28.09.1898]
Anzeige zur Eröffnung des Hotel-Restaurants von Theodor Hilgers aus
September 1898. Theodor Hilgers führte das Hotel von 1898 bis 1901
(W002) [24:25.02..1899]
Weitere Anzeige des Hotel-Restaurants von Theodor Hilgers aus Februar 1899
(PK001) [unbekannt]
Postkarte des Hotel-Restaurant Hilgers, um 1900. Der Schriftzug auf dem
Gebäude lautet "Obergärige Brauerei Theodor Hilgers", dies war aber reines
Marketing, gebraut wurde in der großen Budengasse 2 zu dieser Zeit schon
seit Jahren nicht mehr
(W014) [16:27.04.1901]
Wilhelm Aichele führte Hotel und Restauration von 1901 bis 1904. Zuerst noch
unter dem Namen seines Vorgängers (Hotel Hilger). Anzeige aus April 1904
(W015) [12:21.09.1902]
Weitere Anzeige von Wilhelm Aichele, mittlerweile unter dem Namen "Hotel
Germania". Anzeige aus September 1902
(W002) [12:19.11.1902]
Im Hotel Germania wurden regelmäßig Konzerte durchgeführt. Anzeige aus
November 1902
(W003) [16:01.01.1903]
Glückwünsche zum neuen Jahr 1903 von Wilhelm Aichele und Familie
(W004) [16:28.02.1903]
Anzeige des Hotel Germania von Februar 1903
(W025) [16:19.03.1899]
Bevor Wilhelm Aichele das Hotel in der großen Budengasse 2 übernahm, führte
er den Benrather Hof auf der Königsallee in Düsseldorf
(W024) [11:01.01.1913]
Nach 4 Jahren in Köln zog es Wilhelm Aichele zurück nach Düsseldorf, wo er
das Hotel "Hof von Holland" gründete
(W016) [17:29.12.1904]
Carl Burger führte das Hotel Germania von 1904 bis 1905. Anzeige aus
Dezember 1904
(W017) [18:22.04.1905]
Johann Spiess führte das Hotel Germania von 1905 bis 1906. Anzeige aus April
1905
(W018) [12:16.07.1908]
Jakob Sieb führte das Hotel in der großen Budengasse 2 von 1907 bis 1910. Er
benannte es von "Hotel Germania" in "Hotel Sieb" um. Anzeige aus Juli 1908
(W019) [12:25.06.1910]
Peter Münster brachte Kontinuität in die Führung des Hotels, er leitete das
Hotel von 1910 bis 1933. Die Eröffnungsanzeige stammt vom 25. Juni 1910.
Peter Münster benannte das Hotel in "Rheinischer Hof" um
(W011) [12:14.11.1911]
Besitzer des Hotels in der großen Budengasse 2 waren seit 1910 Peter Miebach
und sein Bruder Joseph. Diese gerieten aber in finanzielle Schieflage und
das Hotel wurde Anfang 1912 zwangsversteigert
(W005) [12:12.10.1911]
Weitere Anzeige des "Rheinischen Hofs" aus Oktober 1911
(W006) [12:07.06.1912]
Weitere Anzeige des "Rheinischen Hofs" aus Juni 1912
(W020) [12:10.07.1913]
Weitere Anzeige des "Rheinischen Hofs" aus Juli 1913
(W021) [12:15.07.1914]
Weitere Anzeige des "Rheinischen Hofs" aus Juli 1914
(W008) [27:10.01.1931]
Peter Münster setzte sich im Jahr 1927 zur Ruhe, eröffnete im Jahr 1933 aber
wieder die Restauration in der großen Budengasse 2. Während dieser Zeit
übernahm Martin Wiesel auch die große Budengasse 2. Martin Wiesel führte in
den Häusern große Budengasse 2 bis 6 mehrere Geschäfte, u.a. ein
Weinrestaurant, eine "Stadtküche" und einen Weingroßhandel
(W022) [25:03.03.1935]
Friedrich Wilhelm Tepel führte die Restauration "Rakete" von 1934 bis 1935.
Die Anzeige stammt aus März 1935
(W026) [20:14.11.1935]
Im Anschluss führte Friedrich Wilhelm Tepel die Restauration "Im Trichter"
am Blaubach 4-6, die frühere Brauerei "Zum Engel"
Übersicht der Firmierungen
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1822-1854
Brauerei Paul Becker
Neugründung, große Budengasse 2
1854-1862
Brauerei Johann Adam Becker
1862-1865
Brauerei Anton Scholt
Anton Scholt war der Schwager von Johann Adam Becker
1865-1867
Brauerei Witwe Scholt, Maria geb. Becker
Maria Becker war die Schwester von Johann Adam Becker
1867-1885
Brauerei Heinrich Schorn
1885-1888
Brauerei Arnold Hubert Zündorf
1888-1888
Brauerei Heinrich Schorn
1888-1890
Brauerei Witwe Schorn
Im Anschluss Weiterbetrieb als Restauration bis zum
Jahr 1943
Anmerkungen
•
Zeitgleich zu Wilhelm Schorn gab es in den 1880er und 1890er
Jahren eine weitere gleichnamige Person im Restaurant-Gewerbe. Dieser
wesentlich bekanntere Wilhelm Schorn war Restaurateur des Kölner
Gürzenich und veranstaltete u.a. jährlich den Maskenball zum
Dreikönigenfest am 6. Januar. Weiter war dieser Heinrich Schorn auch
aktives Mitglied im Rheinischen Kochkunst-Vereins
[11:04.01.1883,11:17.10.1885;11:15.04.1889].
•
Zur Herkunft des Namens "Budengasse" findet sich im Kölner
Adressbuch des Jahres 1904 folgender Eintrag: "Früher Botengasse, von
dem Hause zum Boten" [8:1904]. Zur Franzosenzeit hieß die Straße "Rue
grande des Boutiques", was soviel wie Hauptstraße mit Geschäften
bedeutet [2]. Meist waren die französischen Übersetzungen der Kölner
Straßennamen wortgetreu, hier allerdings lagen die Übersetzer völlig
daneben.
•
Von der Brauerei sind keinerlei Werbematerialien wie Krüge,
Gläser o.ä. bekannt.
Quellenverzeichnis
1
"Kölner Stadtboth", Ausgabe 01.03.1821
2
"Itinéraire de Cologne", Th. F. Thiriart, 1813
3
"Adreß=Buch oder Verzeichnis der Einwohner der Stadt Köln",
Th. F. Thiriart, 1822
4
"Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein",
Herausgegeben von E. Kluge, Köln 1865, Verlag von Wilhelm Greven
5
"Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein",
Herausgegeben von Wilhelm Greven, Köln 1870, Verlag von Wilhem Greven
6
"Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim a/Rh.",
Herausgegeben von Wilhelm Greven, Köln, 1874. Druck, W. Greven & A.
Bechtold
7
"Echo der Gegenwart", Ausgabe 24.09.1884
8
"Greven's Adreßbuch für Köln“, Verlag Greven. Das konkrete
Jahr der Ausgabe ist im Quellenverweis angegeben
9
"Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein",
Herausgegeben von Wilhelm Greven, Köln 1873, Verlag von Wilhem Greven