Unternehmensgeschichte der Brauerei in der großen Budengasse 2
 
unter der Führung von Paul Becker, Johann Adam Becker, Anton Scholt, Heinrich Schorn und Arnold Hubert Zündorf
 
 
 
Inhaltsverzeichnis   (Navigation durch Anklicken der Kapitelnamen)
Unternehmensgeschichte
Zusammenfassung                              
Die Gründung und der Betrieb der Brauerei durch Paul Becker (1822-1853)
Die Brauerei unter Johann Adam Becker (1853-1862)
Die Brauerei unter Anton Scholt (1862-1865)
Die Brauerei unter Witwe Maria Scholt geb. Becker (1865-1867)
Die Brauerei unter Heinrich Schorn (1867-1885)
Die Brauerei unter Arnold Hubert Zündorf (1885-1887)
Die Brauerei unter Heinrich Schorn, Teil II (1888-1888)
Die Brauerei unter Witwe Schorn (1888-1890)
Der Weiterbetrieb als Restauration (1890-1943)
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Zusammenfassung
Die Brauerei in der großen Budengasse existierte knapp 70 Jahre und hatte für Kölner Verhältnisse relativ wenige Betreiber. Gegründet wurde sie im Jahr 1822 von Paul Becker und in den kommenden 45 Jahren wurde sie weiter durch die Familie betrieben. Im Anschluss wurde sie weitere 20 Jahre durch Wilhelm Schorn betrieben und zwischendurch 3 Jahre durch Arnold Hubert Zündorf, welcher vorher bereits die Brauerei „Im Kaiser“ betrieben hatte und anschließend die später als Brauerei Bröhl bekannte Brauerei an Lyskirchen 3-5 betrieb.
Im Jahr 1890 wurde der Brauereibetrieb eingestellt, die Restauration der Brauerei wurde bis ins Jahr 1943 weiterbetrieben.

Die Gründung und der Betrieb der Brauerei durch Paul Becker (1822-1854)
Paul Becker gründete die Brauerei in der großen Budengasse 2 im Jahr 1822 und kündigte dies über folgende Anzeige in der Kölnischen Zeitung an:
[11:08.06.1822] „…Anzeige. Einem geehrten Publikum zeige ich hiermit ergebenst an, daß ich meine Wohnung von der Hochstraße aus dem Bäumchen in meine neu errichtete Brauerei in der großen Budengasse Nro. 2 im grünen Wald genannt) wirklich verlegt habe, und die Bierschenke morgen den 8. dieses eröffnen werde. Köln, den 7. Juni 1822. Becker…“
Die Brauerei war eine Neugründung, an dieser Stelle hatte es zuvor keine Brauerei oder Restauration gegeben.
Vor Paul Becker war dort der Spezereihändler (Feinkosthändler) Johann Egell ansässig gewesen, der noch ein Jahr zuvor folgende Anzeige schaltete:
[1:01.03.1821] „Bei Johann Egell, in der großen Budengasse Nro. 2, sind außer allen andern Spezereiwaaren noch zu haben: 4 Sorten oberländische Perlengerste, bestes Vorschutzmehl, Chocolade, Bischoff=Essenz und frische Rübkuchen; alles zu den billigsten Preisen…“
Zuvor waren dort noch der Kaufmann Heinrich Esser (gesichert für das Jahr 1813) sowie der Spediteur Herman Lenders (gesichert für das Jahr 1797) ansässig gewesen [2,3]. Zu Zeiten von Herman Lenders hieß die große Budengasse noch „In der grosen Buttengasse“ und hatte die französische Hausnummer 2100 [2].
Für Paul Becker war seine neue Brauerei in der großen Budengasse nicht die erste Station als Brauer. Wie auch in seiner Eröffnungsanzeige zu lesen, hatte er zuvor die Brauerei „Zum Bäumchen“ auf der Hohestraße 61 betrieben . Seit wann Paul Becker diese Brauerei geführt hat ist unklar, sicher ist aber, dass diese im Jahr 1813 von einem gewissen Peter Mehl geführt wurde [2]. Der älteste Nachweis der Brauerei auf der Hohestraße 61 stammt aus dem Jahr 1797. In diesem Jahr wurde die Brauerei „Zum Bäumchen“ von Johan Hubert Steingass geführt und die Hohestraße 61 hieß zu diesem Zeitpunkt noch „Vor dem Augustiner 6002“ [3].
Paul Becker wurde um das Jahr 1790 geboren und war mit der 12 Jahre älteren Anna Margaretha Zaun verheiratet [11:06.05.1854]. Mit Johann Adam, geboren um 1815, und Anna Maria Becker, geboren um 1818, hatten sie 2 gemeinsame Kinder [11:20.05.1862,11:31.12.1885].
Über die Folgejahre des Betriebs der Brauerei in der großen Budengasse 2 durch Paul Becker gibt es kaum Informationen. Die wenigen bekannten Nachweise stammen entweder aus Anzeigen in denen Paul Becker Mitarbeiter für die Brauerei suchte oder von Vereinen, die ihre Versammlungen dort abhielten.
Die erste bekannte Anzeige, in der Paul Becker für sein Bier warb, stammt aus dem Jahr 1852, also 30 Jahre nach Gründung der Brauerei.
[11:29.01.1852] „…Knupp, per Glas 15 Pf., große Budengasse 2…“
Im Jahr 1853 schaltete Paul Becker wieder eine ähnliche Anzeige, diesmal aber mit dem Hinweis “von heute an Restauration“. Dies könnte darauf hindeuten, dass Paul Becker bis zu diesem Zeitpunkt eine reine Schenkwirtschaft betrieben hatte, sicher ist dies aber nicht.
[11:08.10.1853] „…Knupp, große Budengasse Nr. 2, so wie von heue an "Restauration"…“
Im Dezember 1853 verstarb Paul Beckers Frau Anna Margaretha im Alter von 75 Jahren. Ein knappes halbes Jahr später verstarb auch Paul Becker im Alter von 64 Jahren. Todesursache war ein chronisches Leberleiden [11:19.12.1853,11:06.05.1854].
 
(KK010) [28]
Karte der großen Budengasse von Franz Kreuter, um 1845. Anklicken für eine Detaildarstellung des Hauses große Budengasse 2
 
(W009) [26:02.05.1813]
Anzeige des Kaufmanns Heinrich Esser aus dem Jahr 1813. Es geht um nichts geringeres als den Verkauf von 2 Kupfer-Bergwerken
(W010) [1:01.03.1821]
Anzeige des Feinkosthändlers Johann Egell aus dem Jahr 1821
                               
 
(W002) [11:08.06.1822]
Gründungsanzeige der Brauerei in der großen Budengasse 2 durch Paul Becker im Jahr 1822
 
(W003) [11:29.05.1828]
Ein starker auswärtiger Lehrling wird gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1828
(W004) [11:28.10.1837]
Die Anzeige aus dem Jahr 1837 gibt einige Rätsel auf ("Denen es zu wissen nöthig ist ...")
 
(W005) [11:29.03.1846]
Der 1. Missions-Verein versammelt sich in der großen Budengasse 2. Anzeige aus dem Jahr 1846
(W006) [11:04.01.1848]
Die Juwelier-, Gold- und Silberarbeiter sowie die Graveur-Gehülfen gründeten im Jahr 1848 einen Interessens-Verband in der Brauerei von Paul Becker
 
(W011) [11:29.01.1852]
Knupp, das Glas für 15 Pfennig. Anzeige aus dem Jahr 1852
(W008) [11:08.10.1853]
"Knupp" und ab diesem Zeitpunkt auch "Restauration" in der großen Budengasse 2. Anzeige aus Oktober 1853
 
(W015) [11:19.12.1853]
Todesanzeige von Anna Margaretha Becker geb. Zaun. Paul Beckers Frau verstarb im Dezember 1853
(W016) [11:05.05.1854]
Todesanzeige von Paul Becker, welcher am 2. Mai 1854 verstarb.
(W014) [11:07.05.1854]
"Bruderschafts-Erequien" für den verstorbenen Paul Becker
                                                                                                                       

Die Brauerei unter Johann Adam Becker (1854-1862)
Vermutlich hatte Johann Adam Becker, der einzige Sohn von Paul Becker, schon zu dessen Lebzeiten das Brauerhandwerk erlernt und mit in der Brauerei in der großen Budengasse 2 gearbeitet. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Johann Adam Becker, zu diesem Zeitpunkt ca. 38 Jahre alt und unverheiratet, die Führung der Brauerei [11:20.05.1862].
Auch über die Führung der Brauerei durch Johann Adam Becker ist nicht viel bekannt. Im Jahr 1861 warb er in einer Anzeige in der Kölnischen Zeitung für sein Bier:
[11:24.02.1861) „…Brauerei, große Budengasse Nr. 2. Von heute an kostet ein Glas Weiß=Bier 15 Pfg., ein Glas Braun(Knupp) 18 Pfg. Köln, den 26. Februar 1861. J. A. Becker…“
Nach 9 Jahren Führung der Brauerei verstarb Johann Adam Becker im Mai 1862 im Alter von nur 47 Jahren. Einziges verbliebenes Familienmitglied war damit Johann Adam Beckers Schwester Anna Maria, in deren Besitz die Brauerei überging.
(W012) [11:02.02.1854]
Die Brauerei in der großen Budengasse 2 war Vereinslokal des Minoriten-Reparatur-Bau-Vereins. Anzeige aus dem Jahr 1854
(W001) [11:02.12.1855]
Die "Hanswurstliche Fremdenlegion" trifft sich bei "Knuppwirth Becker". Anzeige aus dem Jahr 1855
(W013) [11:29.05.1856]
Auch eine Lotterie-Gesellschaft war zu Gast in der Brauerei in der großen Budengasse 2. Anzeige aus dem Jahr 1856
(W009) [11:24.02.1861]
Das Glas Weiß-Bier für 15, das Glas Knupp für 18 Pfennige. Anzeige aus dem Jahr 1861
(W010) [11:20.05.1862]
Todesanzeige von Johann Adam Becker, welcher am 17. Mai 1862 im Alter von 47 Jahren verstarb. Einzige Verwandte war seine Schwester Maria, mittlerweile verheiratet mit Anton Scholl

Die Brauerei unter Anton Scholt (1862-1865)
Die Schwester des verstorbenen Johann Adam Becker, Anna Maria Becker, war seit dem Jahr 1859 mit dem ebenfalls aus Köln stammenden Kaufmann Anton Scholt verheiratet [11:29.07.1859].
Anton Scholt übernahm den Betrieb der Brauerei, welche aber weiterhin den Namen seines verstorbenen Schwagers trug („Scholt Anton, Inhaber der Bierbrauerei von Johann Adam Becker“) [4]. Ob Anton Scholt auch selbst gebraut hat oder nur die Leitung übernommen hat ist nicht ganz klar, meist wurde er als „Brauereibesitzer und Kaufmann“ bezeichnet [11:16.10.1865].
Wie seinen Vorgängern, so war auch Anton Scholt kein langes Leben vergönnt. Anton Scholt starb 3 Jahre nach der Übernahme der Brauerei im Oktober 1865 im Alter von 47 Jahren. In seiner Todesanzeige wird er als „Inhaber der Adam Becker’schen Brauerei bezeichnet [11:16.10.1865].
 
(W005) [11:16.10.1865]
Todesanzeige von Anton Scholt, "Inhaber der Adam Becker'schen Bierbrauerei", welcher im Oktober 1865 im Alter von nur 47 Jahren verstarb
(W006) [11:11.10.1869]
Anzeige zum Jahrgedächtnis von Anton Scholt 4 Jahre nach dessen Tod. Auch die Verwandtschaft der Familie Becker wird gleich mit einbezogen
                                                                                                                                                                                                  

Die Brauerei unter Witwe Maria Scholt geb. Becker (1865-1867)
Nach dem Tod ihres Mannes führte die Witwe Maria Scholt geb. Becker zuerst die Geschäfte weiter. Brauer in der Brauerei in der großen Budengasse 2 war zu dieser Zeit Karl Joseph Breuer (zumindest gesichert für das Jahr 1867) [11:02.06.1867].
Zum Zeitpunkt der Übernahme der Brauerei war die Witwe Scholt 47 Jahre alt und sie schien die Brauerei nur übergangsweise führen zu wollen. Im August 1867 erschien eine Anzeige eines gewissen Heinrich Schorn, welcher eine Brauerei zu mieten suchte.
[11:04.08.1867] „…Brauerei wird zu miethen ges., H. Schorn, Plankgasse 32…“
Die Witwe Scholt und Heinrich Schorn wurden sie einig. Nachdem noch ein Abverkauf der Biervorräte stattfand übernahm Heinrich Scholt Ende des Jahres 1867 die Führung der Brauerei, wobei die Witwe Scholt zuerst weiterhin Besitzerin der Brauerei blieb.
[11:05.10.1867] „…Wegen Geschäfts=Uebertragung empfiehlt ihr noch vorräthiges Lagerbier pr. Glas 1 Sgr. von heute ab, bester Knupp pr. Glas 1½ Sgr. J. A. Becker'sche Brauerei, gr. Budengasse Nr. 2. Auch können noch einige Fuder Lagerbier abgegeben werden…“
Im Anschluss setzte sich die Witwe Scholt zur Ruhe und wurde in den Kölner Adressbüchern als „ohne Gewerbe“ geführt [5]. Maria Scholt geb. Becker verstarb im Jahr 1885 im Alter von 67 Jahren [11:31.12.1885].
(W001) [11:10.07.1866]
General-Versammlung der Lotterie-Gesellschaft bei "A. Schlot, J.A. Becker's Brauerei". Anzeige aus dem Jahr 1866
(W002) [11:18.06.1866]
Besprechung der Urwähler des 23. Wahlbezirks bei Frau Wwe. Scholt in der großen Budengasse 2. Anzeige aus dem Jahr 1866
(W003) [11:05.10.1867]
Die Witwe Scholt zog sich im Jahr 1867 aus dem Geschäft zurück und verkaufte die noch vorhandenen Vorräte
(W004) [23:06.10.1867]
Weitere Anzeige zum Abverkauf wegen Geschäftsaufgabe
(W007) [11:31.12.1885]
Todesanzeige von Anna Maria Scholt geb. Becker, welche im Jahr 1885 im Alter von 67 Jahren verstarb

Die Brauerei unter Heinrich Schorn (1867-1885)
Ende des Jahres 1867 übernahm Heinrich Schorn die Führung der Brauerei in der großen Budengasse 2. Heinrich Schorn hatte zu dieser Zeit schon reichlich Erfahrung als Brauer. Im Jahr 1865 übernahm er die schon länger bestehende Brauerei "Zur Blankenburg" in der Plankgasse 32 und kündigte dies in der Kölner Presse wie folgt an:
[11:01.01.1865] „…Brauerei= und Wirtschafts=Eröffnung. Mit heutigem Tage eröffne ich in dem Hause Plankgasse Nr. 32 meine Brauerei und Wirthschaft, wozu ich alle Freunde und Gönner ergebenst einlade. Heinrich Schorn, früher Braumeister bei Hrn. Hubert Koch…“
Der Anzeige ist zu entnehmen, dass Heinrich Schorn zuvor schon in der Brauerei von Hubert Koch Braumeister war. Die Brauerei von Hubert Koch ist die Vorgängerbrauerei der heutigen Brauerei zur Malzmühle .
Heinrich Schorn selbst stammte aus Schwadorf (heute ein Stadtteil von Brühl) und hatte im Jahr 1865 die aus Efferen (heute ein Stadtteil von Hürth) stammende Christina Stommel geheiratet [11:01.04.1865]. Gemeinsam hatten sie sage und schreibe 14 Kinder, von denen aber mindestens 4 aber bereits im Kleinkindalter verstarben.
Eine Eröffnungsanzeige von Heinrich Schorn ist nicht bekannt, allerdings warb er einige Monate nach der Eröffnung für sein „echt Kölner Märzbier“.
[11:16.05.1868] „…Freunden und Gönnern die ergebenste Anzeige, daß ich mit dem heutigen Tage mein echtes Kölner Märzbier in Anstich genommen. Zum geehrten Besuch ladet ergebenst ein Heinrich Schorn, gr. Budengasse 2…“
Im Jahr 1873 wurde die Restauration erweitert, was Heinrich Schorn mit folgender Anzeige ankündigte:
[11:05.09.1873] „…Morgen Abend, Samstag den 6. September, Eröffnung des neuen Restaurations=Saales. Hämchen mit Sauerkraut. Freunde und Gönner werden freundlichst eingeladen. H. Schorn, große Budengasse 2.
Im Jahr 1874 erwarb Heinrich Scholt die Gebäude in der großen Budengasse 2 von der Witwe Scholt und war damit nicht nur mehr Betreiber, sondern auch Eigentümer der Brauerei [6].
Für das Jahr 1877 ist bekannt, dass ein gewisser Christoph Wüst Brauer in der Brauerei in der großen Budengasse 2 war [11:30.09.1877].
Im Jahr 1884 plante Heinrich Schorn seinen Ruhestand. In einer Anzeige kündigte er die Aufgabe des Geschäftes an.
[7:24.09.1884] „…Zwei Jahre altes Kölner Lagerbier wegen Aufgabe des Geschäfts billig zu verkaufen. H. Schorn, große Budengasse 2, Köln…“
Ein Nachfolger war schnell gefunden und vermutlich zu Beginn des Jahres 1885 setzte sich Heinrich Schorn zur Ruhe und verzog in die Breitestraße 36 [8:1886]. Nur 1 Jahr später zog er in die große Budengasse 4, das Haus direkt neben der Brauerei war sein Eigentum, er hatte dieses bereits im Jahr 1873 erworben [9].
     
(W001) [11:16.05.1868]
Anzeige von Heinrich Schorn für "Kölner Märzbier" aus dem Jahr 1868
(W002) [11:13.11.1869]
Versammlung sämmtlicher Schneider, Kürschner und Kappenmacher Kölns bei Herrn Schorn in der großen Budengasse 2. Anzeige aus dem Jahr 1869
(W003) [11:14.10.1870]
Hämchen mit Sauerkraut, immer Samstags bei Heinrich Schorn in der großen Budengasse 2. Anzeige aus dem Jahr 1870
(W010) [05.09.1873]
Im September 1873 eröffnete Heinrich Schorn einen neuen Restaurations-Saal. Zur Eröffnung gab es Hämchen mit Sauerkraut
(W004) [7:24.09.1884]
Heinrich Schorn setzte sich zur Ruhe und versuchte zuvor noch sein 2 Jahre altes Bier (???) zu verkaufen.
              

Die Brauerei unter Arnold Hubert Zündorf (1885-1887)
Die erste bekannte Anzeige von Arnold Hubert im Kontext der Großen Budengasse 2 stammt aus Juli 1885.
[10:11.07.1885] „…Bierbrauerei von A.H. Zündorf, vormals Schorn, Grosse Budengasse 2, empfiehlt ihr feines Lagerbier nebst guter kräftiger Küche. Mittagstisch 60 und 80 Pfennige. Heute und Morgen Plat du jour à 50 Pf. Kalbs-Cotelettes mit Erbsen. Speck mit dicken Bohnen. Hochachtungsvoll A. H. Zündorf. Bierbrauereibesitzer, früher Ehrenstrasse…“
Arnold Hubert Zündorf wurde im Jahr 1846 geboren und war mit Helene Maus verheiratet [29]. Bekannt sind 3 gemeinsame Kinder (1884: Helene Pauline, 1880: Arnold, 1890: Peter Anton), wobei der erste Sohn Arnold bereits im Alter von 1 Jahr verstarb.
In dieser Anzeige betitelt sich Arnold Hubert Zündorf als „Brauereibesitzer“, dies ist allerdings falsch. Weder hatte er die Brauerei in der großen Budengasse 2 bei der Übernahme erworben (diese war weiterhin im Besitz von Heinrich Schorn), noch war er Besitzer der Brauerei in der Ehrenstraße, auf die er in der Anzeige hinweist (diese gehörte der Familie Lölgen) [8:1885,1886].
Immerhin stimmt es, dass Arnold Hubert Zündorf zuvor eine Brauerei in der Ehrenstraße betrieben hatte. Hierbei handelt es sich um die bekannte Brauerei „Im Kaiser“ in der Ehrenstraße 86 .
In der Anzeige empfiehlt A.H. Zündorf auch Speisen und Getränke aus seiner Restauration. Diese führte er aber nur sehr kurz, spätestens 1 Jahr später gab er die Führung der Restauration an Wilhelm Kraus ab und betrieb selbst nur noch die Brauerei.
[10:16.08.1886] „…Kölner Bier-Restaurant von Wilh. Kraus, Gr. Budengasse 2, empfiehlt von heute Abend ab: Tägl. Frische gr. Seemuscheln, per Portion 20 Pfg. Jeden Samstag Abend große Hämchen mit neuem Sauerkraut 60 Pfg. Ausgezeichn. Mittagstisch 60 Pfg. sowie den Anstich eines hochfeinen Glases Kölner Lagerbiers aus der Brauerei von Arnold Zündorf…“
Wilhelm Kraus veranstaltete regelmäßig Konzert und ließ auch Künstler jeglicher Art auftreten. Er taufte seine Restauration „kleine Reichshalle“ und auch der Kölner Presse war dies einen Artikel wert:
[10:03.03.1887] „…Kleine Reichshallen nennt sich das Restaurant von Wilh. Kraus in der gr. Budengasse 2, in dessem großen Saale allabendlich Konzerte stattfinden, die in letzter Zeit durch die Mitwirkung einiger Kunstspezialitäten eine angenehme Abwechslung bieten und zahlreiches Publikum anziehen. Unglaubliches leistet dort u. a. der Schlangenmensch Sprunkeli, während der Wiener Salon-Komiker Vallé mit seinen Kouplets und Liedern allabendlich die größte Heiterkeit verursacht…“
Dennoch war das Gastspiel von Wilhelm Kraus nur kurz, im Oktober 1887 übernahm A.H. Zündorf die Führung der Brauerei-Restauration wieder selber.
[10:04.10.1887] „…Brauerei u. Restauration A.H. Zündorf, Budengasse 2. Samstag den 1. Oktober übernehme ich die Wirtschaft in meiner Brauerei wieder selbst. Indem ich Freunde und Bekannte um geneigten Zuspruch bitte, bemerke, daß ein hochfeines Märzen-Lagerbier zum Ausschank gelangt und für saisongemäße Speisen bestens Sorge getragen ist. Hochachtungsvoll! A.H. Zündorf…“
A.H. Zündorf gelang es auch weitere Absatzstätten für sein Bier zu erschließen, bekannt ist das „Schnaps-Kasino Reinarz“ in der Schildergasse 89 [12:17.10.1887].
Vermutlich Anfang des Jahres 1888 war dann Schluss, A.H. Zündorf orientierte sich neu und übernahm die seit langen bestehende Brauerei An Lyskirchen 3 [8:1887,1888]. Diese Brauerei betrieb A.H. Zündorf bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1894. Arnold Hubert Zündorf wurde nur 48 Jahre alt [13:05.09.1894].
 
(W001) [10:11.07.1885]
Anzeige von A.H. Zündorf aus dem Jahr 1885. A.H. Zündorf verweist hier sowohl auf seinen Vorgänger Heinrich Schorn, als auch auf seine vorherige Station in der Ehrenstraße (Brauerei Im Kaiser)
(W003) [10:16.08.1886]
Anzeige von Wilhelm Kraus, welcher die Restauration der Brauerei in der großen Budengasse von 1885 bis 1887 führte
(W005) [14:03.10.1886]
Weitere Anzeige des Restaurateurs Wilhelm Kraus, welcher auch Konzerte in seiner Restauration veranstaltete. Anzeige aus dem Jahr 1886
(W023) [10:26.02.1887]
Wilhelm Kraus nannte seine Restauration "kleine Reichshalle". Anzeige aus Februar 1887
(W006) [14:06.02.1887]
Die Wiener Damenkapelle Toni Pösch'l spielt in der Restauration von Wilhelm Kraus. Anzeige aus Februar 1887
                        
 
(W007) [10:18.04.1887]
Anzeige der Restauration von Wilhelm Kraus aus dem Jahr 1887
(W002) [10:04.10.1887]
Ab Oktober 1887 übernahm A.H. Zündorf die Führung der Restauration wieder selbst
(W004) [12:17.10.1887]
Das "Schnaps-Casino von B. Reinarz in der Schildergasse schenkte "echt obergähriges Lagerbier der Brauerei A. Zündorf zu Köln" aus
                                                                                             

Die Brauerei unter Heinrich Schorn, Teil II (1888-1888)
Vermutlich kam der Weggang von Arnold Hubert Zündorf recht plötzlich, denn 3 Jahre nach seinem Eintritt in den Ruhestand übernahm Heinrich Schorn, welcher die Brauerei ja schon von 1867 bis 1885 geführt hatte und weiter deren Besitzer war, wieder die Führung der Brauerei.
Diese Episode dauerte aber nur gut ein halbes Jahr, im November des gleichen Jahres verstarb Heinrich Schorn in Folge eines Schlaganfalls im Alter von 55 Jahren [12:14.11.1888]
 
(W005) [12.11.1888]
Todesanzeige von Heinrich Schorn, welcher am 11. November 1888 im Alter von 55 Jahren verstarb
                                                                                                                                                                                                                                                                    

Die Brauerei unter Witwe Schorn (1888-1890)
Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes führte zuerst dessen Witwe Christina Schorn geb. Stommel die Brauerei weiter.
[12:15.11.1888] „…Anzeige. Hierdurch die ergebene Mittheilung, daß ich die seit langen Jahren von meinem sel. Manne geführte Bierbrauerei und Restauration in unveränderter Weise fortführen werde. Ich bitte, das dem Verstorbenen in so reichem Maße geschenkte Vertrauen gütigst auch auf mich übertragen zu wollen. Frau Wittwe Heinr. Schorn, Große Budengasse 2.-
Christina Schorn führte die Brauerei bis ins Jahr 1890, dann verkaufte sie diese an die Brauerei Friedrich Winter und setzte sich zur Ruhe. Die Brauerei Friedrich Winter war zu dieser Zeit eine der größten Kölner Brauereien und deren Interesse bestand nur in der Erschließung von zusätzlichen Absatzstätten für das eigene Bier. Folgerichtig wurde die Brauerei geschlossen (und auch später nie wieder in Betrieb genommen) und nur noch die Restauration weitergeführt.
 
(W006) [12:15.11.1888]
Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes führte die Witwe Schorn die Brauerei fort. Die Anzeige erschien bereits 4 Tage nach dem Tod von Heinrich Schorn
(W007) [12:15.11.1888]
Danksagung der Witwe Schorn zur Anteilnahme am Tod ihres Mannes
                                                                                                                                                                                      

Der Weiterbetrieb als Restauration (1890-1943)
Gebraut wurde nach dem Jahr 1890 in der großen Budengasse zwar nicht mehr, aber immerhin wurde die Restauration fast durchgehend bis zur Zerstörung durch alliierte Bombenangriffe im Jahr 1943 weitergeführt.
Zeitraum        Betreiber Beschreibung
1890-1891 Opladen Der Vorname des Herrn Opladen ist nicht bekannt, in den Kölner Adressbüchern ist er nur im Straßenverzeichnis, nicht im Personenverzeichnis verzeichnet [8:1890-1892]. Eigentümer der Restauration war weiterhin die Brauerei Friedrich Winter.
1892-1893 Heinrich Hochgürtel Heinrich Hochgürtel stammte aus Schwadorf. Vielleicht gibt es hier einen Zusammenhang mit Heinrich Schorn, der ebenfalls aus Schwadorf stammte. Die erste Nennung von Heinrich Hochgürtel stammt aus dem Jahr im Kontext seiner Heirat mit der aus Oberwahn stammenden Amailie Schumacher. Dort wird er als Bierbrauer, wohnhaft in der Sternengasse 89-91 bezeichnet [11:10.04.1886]. Die Brauerei in der Sternengasse war die St. Peter Brauerei, welche zu dieser Zeit von Wilhelm Felten betrieben wurde .
Die nächste Station, gesichert für das Jahr 1889, war eine Gastwirtschaft in Lindenhöhe in der Dürenerstraße 26. Von 1892 bis 1893 führte Heinrich Hochgürtel dann die Restauration in der großen Budengasse 2. Im Anschluss führte Heinrich Hochgürtel noch eine Gastwirtschaft auf dem Heumarkt 69 [8:1895].
1894 Unklar Es wird in den Adressbüchern zwar weiterhin eine Restauration in der großen Budengasse 2 aufgeführt, aber ohne die Nennung eines Betreibers.
1895 Heinrich Kindgen Heinrich Kindgen baute die Restauration zum Hotel aus, wie er in folgender Anzeige ankündigte:
[14:14.04.1895] „…Hotel & Rest. Kindgen, gr. Budengasse 2. Alles neu u. comfortabel eingerichtet. 2 Minuten vom Centralbahnhof und Dom. Dicht an der Hohestraße. Ia. Betten. Logis incl. Frühstück 1,50 an. ff. helles und Münchener Löwenbräu. Guter kräftiger Mittagstisch von 80 Pfg. an. 5 Billiard neuester Construktion…“.
Ungewöhnlich ist, dass Heinrich Kindgen in seiner Anzeige für Münchener Löwenbräu wirbt, obwohl Eigentümer der Restauration weiterhin die Brauerei Friedrich Winter war, welche auch Pils im Angebot hatte. Dennoch war nach nur einem Jahr wieder Schluss.
1896-1898 Franz Plittersdorf Nach Heinrich Kindgen übernahm Franz Plittersdorf die Führung des Hotel-Restaurants und benannte es in „Zum Cardinal“ um, wie der folgenden Anzeige zu entnehmen ist.
[13:31.05.1896] „…Hotel=Restaurant "Zum Cardinal", Große Budengasse 2, Köln, Nähe des Domes und des Bahnhofes. Guter bürgerlicher Mittagstisch. Billige Preise. Gute Bedienung. Hochachtungsvoll F. Plittersdorf…“
Franz Plittersdorf schaltete die Anzeige wöchentlich, letztmalig am 30.05.1897. Vermutlich führte Franz Plittersdorf Hotel und Restauration bis Mitte 1898.
1898-1901 Theodor Hilgers Theodor Hilgers taucht zum ersten Mal im Jahr 1881 als Schenkwirt in der Comödienstraße 62 auf. Diese Wirtschaft war im Besitz von Philipp Bendheuer, welcher dort zuvor eine Brauerei betrieben hatte. Philipp Bendheuer übernahm im Jahr 1881 die Brauerei im Holz und schloss gleichzeitig die Brauerei in der Comödienstraße 62 [8:1881,1882].
Theodor Hilges stammte aus Glesch (heute ein Stadtteil von Bergheim) und heiratet ebenfalls im Jahr 1881 die aus Pulheim stammende Josephine Giesenkirchen. Gemeinsam hatten sie mit Sophie, Johann Wilhelm, Anna Catharina, Johann Heinrich und Adelheid 5 gemeinsame Kinder.
Im Jahr 1898 übernahm Theodor Hilgers die Hotel-Restauration in der großen Budengasse 2 und kündigte dies wie folgt an:
[15:28.09.1898] „…Eröffnung des Hotel-Restaurants Grosse Budengasse Nr. 2, Köln, am Samstag den I. October. Neu renovirt, ganz der Neuzeit entsprechend. Empfehle gute Küche, sowie ff. Kölner Lagerbier. Diners 60 Pig. und höher. Logis mit Frühstück 2 Mark. Hochachtungsvoll Theodor Hilgers, Restaurateur, früher vis-à-vis des Justizgebäudes…“.
In dieser Anzeige weißt Theodor Hilgers auch auf die frühere Schenkwirtschaft in der Comödienstraße 62 hin, welche gegenüber des Gerichtsgebäudes lag. Theodor Hilgers übernahm den Namen „Zum Cardinal“ nicht, sondern nannte die Lokalität „Hotel-Restaurant Hilgers“.
Im Jahr 1902 wurde Theodor Hilgers weiterhin als Restaurateur in der großen Budengasse 2 geführt, allerdings taucht unter der gleichen Adresse ein gewisser Wilhelm Aichele auf, dessen Beruf als Geschäftsführer angegeben wird. Ein Jahr später war dann Schluss, Theodor Hilgers setzte sich zur Ruhe und wurde fortan als Rentner, wohnhaft in der Dürenerstr. 51 in Lindenthal geführt [8:1902.1903]. Vermutlich verstarb Theodor Hilgers im Jahr 1909, im Adressbuch des Jahres 1910 ist er nicht mehr aufgeführt [8:1909,1910].
Anmerkungen: Theodor Hilgers war vermutlich nicht mit der aus Oberaußem stammenden Familie Hilgers verwandt, welche das bekannte Gürzenichbräu führte . Weiter gibt es eine Postkarte, auf welcher das Gebäude in der großen Budengasse 2 abgebildet ist. Auf dieser ist der Schriftzug „Obergärige Bierbrauerei Theodor Hilgers“ zu sehen ist. Dies war vermutlich frühes Marketing, Theodor Hilgers hat in der großen Budengasse definitiv keine Brauerei betrieben.
1901-1904 Wilhelm Aichele Von 1901 bis 1904 führte Wilhelm Aichele die Lokalität in der großen Budengasse 2. Im Jahr 1901 schaltete er folgende Anzeige, in der er seine neue Lokalität weiterhin als „Hotel Hilger“ bezeichnetet:
[16:27.04.1901] „…Köln. Hotel Hilger, große Budengasse 2. Gute Zimmer von Mk. 1,50 an mit Frühst. Diners von 12-2 Uhr Mk. 0,60-1,00. Kalte und warme Speisen zu jeder Tageszeit. Vorzügliche Getränke. W. Aichele, früh. Benrather Hof…“.
Vor Übernahme des Hotel-Restaurants in der großen Budengasse leitete Wilhelm Aichele bereits das Hotel „Benrather Hof“ auf der Düsseldorfer Königsallee, auf welches er auch in der Anzeige hinweist [16:19.03.1899]. Der Name „Hotel Hilgers“ wurde schnell durch einen neuen Namen ersetzt. Nationale Töne waren zu dieser Zeit sehr populär, vielleicht trug dies dazu bei, dass Wilhelm Aichele das Hotel in „Hotel Germania“ umbenannte [16:01.01.1903].
Nach knapp 4 Jahren in Köln zog es Wilhelm Aichele wieder nach Düsseldorf zurück, er gründetet dort das Hotel „Hof von Holland“ [11:21.01.1910].
1904-1905 Carl Burger Von Carl Burger, welcher die Lokalität in der großen Budengasse im Jahr 1904 und im ersten Teil des Jahres 1905 führte, ist nur folgende Anzeige bekannt:
[17:29.12.1904] „…Hotel-Restaurant Germania Inhaber Carl Burger Köln, Grosse Budengasse 2, erste Strasse von der Hochstr. links, nahe am Hauptbahnhof und Dom. Vorzügliche Küche, Guter Mittagstisch zu 60 Pfg. und höher. Feines Bier 10 Pfg. per Glas. Weine erster Häuser. Logis mit Frühstück von 2 Mk. an. Schöne Zimmer. Sehr gute Betten…“.
Da diese Anzeige nicht etwa in Köln, sondern in der Hennefer Volkszeitung erschien, könnte es eine Beziehung in diese Richtung gegeben haben. In den Kölner Adressbüchern ist er nur im Jahr 1905 verzeichnet [8:1904,1905.1906].
1905-1906 Johann Spieß Das Hotel-Restaurant in der großen Budengasse 2 ging durch viele Hände. Nach Carl Burger war vermutlich ab Frühjahr 1905 Johann Spiess an der Reihe. Auch von ihm ist nur folgende, der Anzeige seines Vorgängers stark ähnelnde Anzeige bekannt:
[18:22.04.1905] „…Hotel-Restaurant Germania, Köln, Grosse Budengasse 2, erste Strasse von der Hohe Strasse links, dicht am Hauptbahnhof und Dom. Empfiehlt gute Küche u. Prima Getränke, schöne Zimmer, sehr gute Betten. Logis mit Frühstück von Mk 2 an. Diners von 60 Pfg. an. Inh. Joh. Spiess, (früher Neuss, Düsseldorferstr. 48.)…“.
Ebenso wie sein Vorgänger kam Johann Spieß nicht aus Köln, sondern führte zuvor eine Gastwirtschaft in der Düsseldorfer Straße 3 in Neuss [22]. Die Anzeige wurde ebenfalls nicht in der Kölner Presse, sondern in der „Neußer Zeitung“ geschaltet. Johann Spieß ist im Adressbuch des Jahres 1906 als Gastwirt in der großen Budengasse verzeichnet, ein Jahr später ist er immer noch verzeichnet, allerdings als Wirt in der Antointerstr. 8. Diese Gastwirtschaft wurde von Johann Spieß neu eröffnet, vorher hatte es dort nichts aus der Branche gegeben [8:1905,1906]. Im Jahr 1909 sind sowohl die Gastwirtschaft als auch Johann Spieß selbst aus den Kölner Adressbüchern verschwunden [8:1909].
1907-1910 Jakob Sieb Im Jahr 1907 übernahm Jakob Sieb die Hotel-Restauration in der großen Budengasse 2 und benannte sie von „Hotel Germania“ in „Hotel Sieb“ um. Mit der Übernahme erwarb Jakob Sieb das Hotel auch von der Brauerei Friedrich Winter, wurde also deren Eigentümer. Jakob Sieb schaltete regelmäßig von Mai 1908 bis Mai 1909 folgende Anzeige:
[11:20.05.1908] „…Hotel-Restaurant „Sieb“ Inhaber Jakob Sieb, Grosse Budengasse 2. Ausschank des allgemein beliebten Dortmunder Union-Bieres. Vertreter: Hch. Lämmert Köln, Mauritiuswall 81-83…“.
Vor der Übernahme des Hotel-Restaurants in der großen Budengasse 2 hatte Jakob Sieb bereits Erfahrungen als Wirt in verschiedenen Lokalitäten gesammelt. Das erste Mal erscheint er im Jahr 1893 als Schenkwirt in der Harwichstr. 129-131 in Nippes. Diese Wirtschaft führte er bis ins Jahr 1900. Im Jahr 1901 wird er in den Kölner Adressbüchern als „ohne Gewerbe“ aufgeführt. Im Jahr 1902 erscheint er dann als Wirt in der Richard Wagnerstr. 17. Diese Lokalität führte er bis ins Jahr 1905. Im Jahr 1906 erscheint er dann als Wirt in der Flandricherstraße 11. Hier war er nur ein Jahr tätig, bis er dann im Jahr 1907 das Hotel-Restaurant in der großen Budengasse 2 übernahm.
Das letzte Mal erscheint Jakob Sieb im Adressbuch des Jahres 1910, im Jahr 1911 ist er nicht mehr aufgeführt [8:1910,1911].
1910-1933 Peter Münster Als nächster Eigentümer des Hotel-Restaurant in der großen Budengasse 2 erscheint Peter Miebach aus der Bertramstr. 2 in Kalk, seines Zeichens „Bauwerkmeister“, welcher die Lokalität erworben hatte. Mit dem Eigentümerwechsel ging auch ein Betreiberwechsel einher. Neuer Betreiber war Peter Münster, welcher im Juni 1910 die Eröffnung wie folgt in der Kölner Presse ankündigte:
[12:25.06.1910] „…Hotel-Restaurant Rheinischer Hof, Grosse Budengasse 2. Eröffnung Samstag, d. 25. Juni. Dortmunder Aktien- u. Münchener Spaten-Bier. P. Münster…“.
Mit dem neuen Besitzer kam auch ein neuer Name, das Hotel-Restaurant wurde ab diesem Zeitpunkt „Rheinischer Hof“ genannt.
Der Eigentümer, Peter Miebach, geriet wohl in finanzielle Not, denn im Januar 1912 wurde der „Rheinische Hof“ zwangsversteigert [12:14.11.1911]. Ersteigert wurde der „Rheinische Hof“ von der Dortmunder Alt-Brauerei, Betreiber nach dem Besitzerwechsel war weiterhin Peter Münster [8:1912,1913].
Auch bei Peter Münster muss es nicht wirklich gut gelaufen sein, denn im September 1912 wurde der Konkurs über ihn und seine Ehefrau, mit offenem Arrest, eröffnet [12:07.09.1912]. Der Konkurs hingegen muss glimpflich ausgegangen sein, denn in der Folge war Peter Münster weiterhin der Betreiber des „Rheinischen Hofs“ [12:07.09.1912,19:10.04.1922].
In der Folge lief es dann wohl besser, Peter Münster zeigte Kontinuität und wurde im Jahr 1920 auch Besitzer des „Rheinischen Hofs“ [8:1920]. Peter Münster führte den Rheinischen Hof bis ins Jahr 1927 und setzte sich anschließend zur Ruhe [8:1926-1928]. Bis ins Jahr 1932 wird er als Rentner, wohnhaft in Dellbrück in der Waldhausstr. 6, geführt [8:1932]. In der großen Budengasse 2 gab es in dieser Zeit eine von Martin Wiesel geführte Feinkosthandlung und Weingroßhandlung [8:1928-1932]. Im Jahr 1933 wurde Peter Münster dann wieder aktiv und zumindest die Restauration in der gr. Budengasse 2 wurde wiedereröffnet [8:1933].
1934-1935 Friedrich Wilhelm Tepel Ab dem Jahr 1934 übernahm dann Friedrich Wilhelm Tepel die Führung der Restauration in der großen Budengasse 2. Die Vorgeschichte von Friedrich Wilhelm Tepel ist nicht bekannt, im Jahr der Übernahme ist er zum ersten Mal in den Kölner Adressbüchern verzeichnet. Friedrich Wilhelm Tepel nannte sein Restauration "Rakete", mit der kölschen Gemütlichkeit war es wohl vorbei.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1934 erwarb die Rheinisch-Westfälische Boden-Credit-Bank A.-G. die Restauration in der großen Budengasse 2 im Rahmen einer Zwangsversteigerung, vermutlich war der Vorbesitzer, Peter Münster, in finanzielle Schwierigkeiten geraten [8:1934,1935,20:17.07.1934].
Im November 1935 war für Friedrich Wilhelm Tepel Schluss in der großen Budengasse 2, er übernahm am Blaubach 4-6 die Leitung der Gaststätte „Im Trichter“, welche auf die Brauerei „Zum Engel“ zurückgeht [20:14.11.1935].
1935-1943 Peter Spohr Auf Friedrich Wilhelm Tepel folgte Peter Spohr als Leiter der Gaststätte an der großen Budengasse 2. Mit Übernahme der Gaststätte wurde Peter Spohr auch gleichzeitig ihr Eigentümer [8:1935].
Peter Spohr führte die Restauration bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1943 bei einem alliierten Bombenangriff [21,8:1951].
Nach dem Krieg wurde der Bereich der großen Budengasse erst in den 1950er Jahren wiederaufgebaut. Es gab dort zwar wieder Gaststätten, nicht aber in der Hausnummer 2. Peter Spohr erscheint schon im Adressbuch des Jahres 1950 wieder als Restaurateur, diesmal in der Brabanter Str. 1 [8:1950]. Nur ein Jahr später kam eine zweite Gaststätte in der Herzogstraße 10-12 dazu [8:1951]. Beide Gaststätten betrieb Peter Spohr parallel, bis er im Jahr 1960 die Leitung der Gaststätte in der Brabanter Str. 1 abgab und nur noch die Gaststätte in der Herzogstraße weiterführte [8:1959,1960]. Dies führte er bis ins Jahr 1968. Im Anschluss ist er nicht mehr in den Kölner Adressbüchern verzeichnet, vermutlich war er verstorben [8:1968,1969].
 
(W001) [14:14.04.1895]
Heinrich Kindgen führte Hotel und Restauration im Jahr 1895
 
(W013) [13:31.05.1896]
Franz Plittersdorf führte Hotel und Restauration von 1896 bis 1898 und führte den Namen "Zum Cardinal" ein. Anzeige aus dem Jahr 1896
 
(W001) [15:28.09.1898]
Anzeige zur Eröffnung des Hotel-Restaurants von Theodor Hilgers aus September 1898. Theodor Hilgers führte das Hotel von 1898 bis 1901
(W002) [24:25.02..1899]
Weitere Anzeige des Hotel-Restaurants von Theodor Hilgers aus Februar 1899
(PK001) [unbekannt]
Postkarte des Hotel-Restaurant Hilgers, um 1900. Der Schriftzug auf dem Gebäude lautet "Obergärige Brauerei Theodor Hilgers", dies war aber reines Marketing, gebraut wurde in der großen Budengasse 2 zu dieser Zeit schon seit Jahren nicht mehr
(W014) [16:27.04.1901]
Wilhelm Aichele führte Hotel und Restauration von 1901 bis 1904. Zuerst noch unter dem Namen seines Vorgängers (Hotel Hilger). Anzeige aus April 1904
 
(W015) [12:21.09.1902]
Weitere Anzeige von Wilhelm Aichele, mittlerweile unter dem Namen "Hotel Germania". Anzeige aus September 1902
 
(W002) [12:19.11.1902]
Im Hotel Germania wurden regelmäßig Konzerte durchgeführt. Anzeige aus November 1902
(W003) [16:01.01.1903]
Glückwünsche zum neuen Jahr 1903 von Wilhelm Aichele und Familie
 
(W004) [16:28.02.1903]
Anzeige des Hotel Germania von Februar 1903
(W025) [16:19.03.1899]
Bevor Wilhelm Aichele das Hotel in der großen Budengasse 2 übernahm, führte er den Benrather Hof auf der Königsallee in Düsseldorf
 
(W024) [11:01.01.1913]
Nach 4 Jahren in Köln zog es Wilhelm Aichele zurück nach Düsseldorf, wo er das Hotel "Hof von Holland" gründete
(W016) [17:29.12.1904]
Carl Burger führte das Hotel Germania von 1904 bis 1905. Anzeige aus Dezember 1904
 
(W017) [18:22.04.1905]
Johann Spiess führte das Hotel Germania von 1905 bis 1906. Anzeige aus April 1905
 
(W018) [12:16.07.1908]
Jakob Sieb führte das Hotel in der großen Budengasse 2 von 1907 bis 1910. Er benannte es von "Hotel Germania" in "Hotel Sieb" um. Anzeige aus Juli 1908
 
(W019) [12:25.06.1910]
Peter Münster brachte Kontinuität in die Führung des Hotels, er leitete das Hotel von 1910 bis 1933. Die Eröffnungsanzeige stammt vom 25. Juni 1910. Peter Münster benannte das Hotel in "Rheinischer Hof" um
(W011) [12:14.11.1911]
Besitzer des Hotels in der großen Budengasse 2 waren seit 1910 Peter Miebach und sein Bruder Joseph. Diese gerieten aber in finanzielle Schieflage und das Hotel wurde Anfang 1912 zwangsversteigert
 
(W005) [12:12.10.1911]
Weitere Anzeige des "Rheinischen Hofs" aus Oktober 1911
 
(W006) [12:07.06.1912]
Weitere Anzeige des "Rheinischen Hofs" aus Juni 1912

 
(W020) [12:10.07.1913]
Weitere Anzeige des "Rheinischen Hofs" aus Juli 1913
 
(W021) [12:15.07.1914]
Weitere Anzeige des "Rheinischen Hofs" aus Juli 1914

 
   
(W008) [27:10.01.1931]
Peter Münster setzte sich im Jahr 1927 zur Ruhe, eröffnete im Jahr 1933 aber wieder die Restauration in der großen Budengasse 2. Während dieser Zeit übernahm Martin Wiesel auch die große Budengasse 2. Martin Wiesel führte in den Häusern große Budengasse 2 bis 6 mehrere Geschäfte, u.a. ein Weinrestaurant, eine "Stadtküche" und einen Weingroßhandel
(W022) [25:03.03.1935]
Friedrich Wilhelm Tepel führte die Restauration "Rakete" von 1934 bis 1935. Die Anzeige stammt aus März 1935
(W026) [20:14.11.1935]
Im Anschluss führte Friedrich Wilhelm Tepel die Restauration "Im Trichter" am Blaubach 4-6, die frühere Brauerei "Zum Engel"
                                                                                                                                                      

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1822-1854 Brauerei Paul Becker Neugründung, große Budengasse 2
1854-1862 Brauerei Johann Adam Becker  
1862-1865 Brauerei Anton Scholt Anton Scholt war der Schwager von Johann Adam Becker
1865-1867 Brauerei Witwe Scholt, Maria geb. Becker Maria Becker war die Schwester von Johann Adam Becker
1867-1885 Brauerei Heinrich Schorn  
1885-1888 Brauerei Arnold Hubert Zündorf  
1888-1888 Brauerei Heinrich Schorn  
1888-1890 Brauerei Witwe Schorn Im Anschluss Weiterbetrieb als Restauration bis zum Jahr 1943

Anmerkungen
Zeitgleich zu Wilhelm Schorn gab es in den 1880er und 1890er Jahren eine weitere gleichnamige Person im Restaurant-Gewerbe. Dieser wesentlich bekanntere Wilhelm Schorn war Restaurateur des Kölner Gürzenich und veranstaltete u.a. jährlich den Maskenball zum Dreikönigenfest am 6. Januar. Weiter war dieser Heinrich Schorn auch aktives Mitglied im Rheinischen Kochkunst-Vereins [11:04.01.1883,11:17.10.1885;11:15.04.1889].
Zur Herkunft des Namens "Budengasse" findet sich im Kölner Adressbuch des Jahres 1904 folgender Eintrag: "Früher Botengasse, von dem Hause zum Boten" [8:1904]. Zur Franzosenzeit hieß die Straße "Rue grande des Boutiques", was soviel wie Hauptstraße mit Geschäften bedeutet [2]. Meist waren die französischen Übersetzungen der Kölner Straßennamen wortgetreu, hier allerdings lagen die Übersetzer völlig daneben.
Von der Brauerei sind keinerlei Werbematerialien wie Krüge, Gläser o.ä. bekannt.

Quellenverzeichnis
 
1 "Kölner Stadtboth", Ausgabe 01.03.1821
2 "Itinéraire de Cologne", Th. F. Thiriart, 1813
3 "Adreß=Buch oder Verzeichnis der Einwohner der Stadt Köln", Th. F. Thiriart, 1822
4 "Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein", Herausgegeben von E. Kluge, Köln 1865, Verlag von Wilhelm Greven
5 "Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein", Herausgegeben von Wilhelm Greven, Köln 1870, Verlag von Wilhem Greven
6 "Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim a/Rh.", Herausgegeben von Wilhelm Greven, Köln, 1874. Druck, W. Greven & A. Bechtold
7 "Echo der Gegenwart", Ausgabe 24.09.1884
8 "Greven's Adreßbuch für Köln“, Verlag Greven. Das konkrete Jahr der Ausgabe ist im Quellenverweis angegeben
9 "Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein", Herausgegeben von Wilhelm Greven, Köln 1873, Verlag von Wilhem Greven
10 "Kölner Nachrichten", Ausgaben 18.08.1875, 07.12.1882, 11.07.1885, 03.05.1886, 16.08.1886, 26.02.1887, 03.03.1887, 18.04.1887, 04.10.1887
11 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 08.06.1822, 29.05.1828, 28.10.1837, 29.03.1846, 29.08.1846, 04.01.1848, 10.01.1848, 15.07.1848, 29.01.1852, 08.10.1853, 02.02.1854, 19.12.1853, 05.05.1854, 06.05.1854, 07.05.1854, 02.12.1855, 29.05.1856, 11.07.1859, 29.07.1859, 24.02.1861, 30.06.1861, 20.05.1862, 19.10.1864, 01.01.1865, 19.02.1865, 20.03.1865, 01.04.1865, 16.10.1865, 21.01.1866, 14.04.1866, 18.06.1866, 10.07.1866, 06.10.1866, 02.06.1867, 04.08.1867, 09.08.1867, 05.10.1867, 28.10.1867, 16.05.1868, 23.12.1868, 11.10.1869, 13.11.1869, 14.10.1870, 28.10.1870, 11.02.1872, 05.09.1873, 30.08.1876, 30.09.1877, 02.12.1877, 14.02.1879, 01.06.1880, 06.02.1881, 16.09.1881, 01.10.1881, 24.01.1882, 23.07.1882, 06.12.1882, 04.01.1883, 26.06.1883, 13.11.1884, 05.01.1885, 19.04.1885, 17.10.1885, 02.11.1885, 31.12.1885, 05.01.1886, 10.04.1886, 03.01.1887, 28.05.1887, 12.11.1888, 15.04.1889, 23.06.1901, 20.05.1908, 21.01.1910, 01.01.1913
12 "Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 17.10.1887, 14.11.1888, 15.11.1888, 15.11.1888, 09.04.1889, 19.06.1893, 05.02.1895, 22.06.1897, 21.09.1902, 19.11.1902, 16.07.1908, 25.06.1910, 12.10.1911, 14.11.1911, 07.06.1912, 07.09.1912, 30.12.1912, 10.07.1913, 15.07.1914
13 "Kölner General-Anzeiger", Ausgabe 31.05.1896, 05.09.1894
14 "Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgaben 25.04.1886, 03.10.1886, 06.02.1887, 14.04.1895
15 "Rheinischer Merkur", Ausgaben 21.02.1893, 28.09.1898
16 "General-Anzeiger für Düsseldorf und Umgebung", Ausgabe 19.03.1899, 27.04.1901, 01.01.1903, 28.02.1903
17 "Hennefer Volkszeitung", Ausgabe 29.12.1904
18 "Neußer Zeitung", Ausgabe 22.04.1905
19 "Siegener Zeitung", Ausgabe: 10.04.1922
20 "Der Neue Tag", Ausgaben 17.07.1934, 14.11.1935, 17.11.1935
21 Amtliches Fernsprechbuch für den Bezirk der Reichspostdirektion Köln, 1943, Druck Sam, Luca, GmbH, Wuppertal-Elberfeld
22 Adressbuch für die Stadt Neuss, Herausgeber Polizei Sekretär Nybelen, Druck und Verlag der Neusser Zeitung (amtl. Kreisblatt) Robert Noack, 1904
23 "Allgemeiner Anzeiger für Rheinland-Westfalen", Ausgabe 06.10.1867
24 "Bergheimer Zeitung", Ausgabe 25.02.1899
25 "Der Mittag", Ausgabe 03.03.1935
26 "Feuille d'affiches, annonces et avis divers de Cologne", Ausgabe 02.05.1813
27 "Solinger Tagblatt", Ausgabe: 10.01.1931
28 Kölner Stadtarchiv, Kreuter Karte 010, verfügbar über www.altes-koeln.de
29 MyHeritage (www.myheritage.de)