Die Familie Lux ist schon im 17ten Jahrhundert in Waldorf
nachweisbar, vermutlich war sie aber noch weit früher dort ansässig. Für den
hier relevanten Zweig der Familie Lux bezieht sich der älteste Nachweis auf
einen gewissen „Remboldo Lux“, der um 1670 geboren wurde. Remboldo Lux war
der Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater des Brauers Jakob Lux [11]. Die weiteren
relevanten Mitglieder der Familie Lux sind im abgebildeten Stammbaum
aufgeführt.
Bis Ende des 18ten Jahrhunderts gehörte Waldorf zum Amt Brühl
im Kurfürstentum Köln. Anschließend gab es die Bürgermeisterei Waldorf,
welche die Ortschaften Bornheim, Brenig, Dersdorf, Kardorf, Hemmerich,
Roisdorf und Waldorf selbst umfasste und heute ist
Waldorf ein Ortsteil der Stadt Bornheim [1,25].
Um 1900 war Waldorf eines von vielen landwirtschaftlich
geprägten Dörfern im Vorgebirge. Stand 1907 betrug lebten in Waldorf 1.289
Personen [6].
Die Brauerei von Jakob Lux war weder die erste, noch die
einzige Brauerei in Waldorf, obwohl sie als einzige Brauerei im
Standard-Brauereiverzeichnis aufgeführt ist [15]. In jedem Fall war sie mit
Abstand größte und vermutlich die einzige Brauerei, die „industriell“ betrieben
wurde.
Im achtzehnten Jahrhundert waren fast alle Wirtschaften und
größeren Landwirtschaftlichen Betriebe mit Braugerätschaften ausgestattet,
welche meist aber ausschließlich für die Selbstversorgung genutzt wurden.
Der erste bekannte Nachweis einer Brauerei in Waldorf stammt
aus dem Jahr 1833. In einer Anzeige in der Kölnischen Zeitung wird die
Versteigerung des „Stattlerbrauhauses“ in Waldorf angekündigt.
[14:27.03.1833] „…Schlieslicher Verkauf. Donnerstag den 4.
April d.J., Nachmittags 3 Uhr, sollen vor dem königl. Notar Johann Nicolas
von Gal, residirend zu Köln, daselbst auf dem Cäzilien=Kloster wohnend, auf
dessen Schreibstube, den daselbst hinterlegten und vorläufig zu erfahrenden
Bedingungen, hiernach verzeichneten, zwischen den Parteien
gemeinschaftlichen Immobilien, zum schließlichen Verkaufe an den
Meistbietenden öffentlich gestellt werden, nämlich:
1) der zu Walldorf in der Schmiergasse gelegene Startiershof, bestehend in
einem von Holz aufgeführten Wohngebäude, mit Keller, einer in Stein gebauten
Kapelle, einem in Holz aufgeführte Kühestalle, Brennereigebäude, Pferde= und
Schweineställen, einer ganz massiv in Stein erbauten und mit Ziegeln
gedeckten sehr geräumigen Scheune, einem von Stein aufgeführten großem
Kelterhause mit Presse und Blochbütten, einem Schmiede= und Backhause, so
jetzt zu einer Wohnung eingerichtet, und einem daran gränzenden Baumgarten
und sonstigem Pflanz= und baubaren. Alles Obige an einem Stücke gelegen,
haltend acht Morgen ein und dreißig Ruthen zwanzig fünf Fuß kölnisches Maß,
begränzt gegen Osten von dem Wege, gegen Westen von Gottfried Zerlett und
Mathias Hartmann, gegen Süden von Herrn von Solemacher und den Geschwistern
Bauch, gegen Norden von Peter Hartmann und Geschwistern Bauch, zusammen
abgeschätzt zu 4200 Thlr.
2) 7/24 eines Hauses, gelegen zu Walldorf an der Schmitgasse, genannt das
Stattlersbrauhaus, mit Scheune, Stallung und eingerichtetem Brauhause, nebst
daran befindlicher Braupfanne, Schiff, Bottichen und Pumpe etc. und einem
angränzenden Baumgarten, das Ganze einschließlich der Fläche, worauf die
Gebäude stehen, haltend ungefähr anderthalb Viertel Morgen kölnisch,
abgeschätzt zu 936 Thlr, macht für die obigen Antheile zweihundert siebenzig
drei Thlr. 273 Thlr.
Köln, den 23. März 1833. v. Gal, Notar…“
Aufgeführt werden auch die Brauereigerätschaften des in der
Schmitgasse gelegenen Brauhauses. In der Anzeige wird Walldorf mit 2 „l“
geschrieben, es handelt sich aber definitiv um das richtige Waldorf, dies
läßt sich durch in Adressbüchern referenzierbare Straßen- und Personennamen
belegen [3,6]. Weitere Informationen über das Stattlerbrauhaus sind nicht
bekannt.
Laut [5] wurde die Brauerei der Familie Lux Ende der 1830er
Jahre gegründet. Gesichert ist dies nicht, aber wahrscheinlich. Hierauf
deutet auch hin, dass der Großvater des späteren Brauereibesitzers Jakob Lux
in [11] als Gastwirt und Brauer bezeichnet wird, und wie oben bereits
angeführt, fast alle Gastwirte auch eine Brauerei für den Eigenbedarf
betrieben. Der hier gemeinte Jakob Lux lebte von 1784 bis 1864.
Im Januar 1865 gab die Witwe dieses Jakob Lux, die aus Üllekoven
stammende Anna Lux geb. Urfey, die Landwirtschaft auf und ließ alle Mobilien
versteigern. Neben vielen Tieren und Ackergeräten wurden auch „Brau- und
Brennergeräthe“ versteigert.
[14:15.01.1865] „…Freiwilliger Mobilar-Verkauf. Am Dinstag
den 24. Januar und Mittwoch den 25. Januar d.J., jedesmal Morgens 10 Uhr
anfangend, läßt die Witwe von Jacob Lux zu Waldorf in ihrer Wohnung daselbst
wegen Aufgabe der Ackerwirthschaft ihr sämmtliches Mobilar, bestehend in: 2
starken Ackerpferden mit Geschirre, 9 Kühen, wovon 8 tragend sind, 7
Rindern, deren 4 tragend sind, 1 Mutterschwein, 4 Faselschweinen, 4 Karren,
2 Pflügen, 3 Eggen, 2 Walzen und sonstigem Ackergeräthe aller Art; ferner:
Heu, Stroh, Viehfutter, das sämmtliche Hausmobilar; sodann Brau= und
Brennereigeräthe und kleine und große Fässer etc. öffentlich auf Credit
versteigern…“
(SB001)
Stammbaum des für die Brauerei relevanten Teils der Familie Lux.
Jakob Lux und seine Brauerei in Aachen (1876-1879)
Der spätere Brauereibesitzer Jakob Lux wurde am 5. Januar 1846
in Waldorf geboren [13,16]. Sein Vater Konrad Lux wurde als Ackerer
bezeichnet, vermutlich wurde zu seiner Zeit keine Brauerei betrieben.
Die erste bekannte Nennung von Jakob Lux erfolgt allerdings
nicht mit Bezug zu Waldorf, sondern im Kontext seiner Heirat in Aachen.
[17:15.07.1876] „… Civilstand der Stadt Aachen.
Heirats-Ankündigungen. Am 13. Juli. Jakob Lux, Jakobstr. 122 und Gertrud
Weber, zu Müggenhausen…“
Die künftige Braut stammte aus dem bei Weilerswist gelegenem
Müggenhausen. Wann Jakob Lux von Waldorf nach Aachen verzog ist nicht klar.
Geheiratet wurde am 19. August 1876 und ein Tag zuvor wurde, schon zu dieser
Zeit nicht unüblich, ein Ehevertrag mit Vereinbarung einer
Zugewinngemeinschaft geschlossen.
[12:20.08.1876] „…Handels=Gericht. Durch Heiraths-Vertrag,
gethätigt am 18. August 1876 vor Notar Giesen zu Aachen, zwischen Jakob Lux,
Inhaber einer Bierbrauerei und Schenkwirthschaft zu Aachen wohnhaft, und
Gertrud Weber, ohne besonderen Stand zu Müggenhausen im Kreise Rheinbach
wohnhaft, im Begriffe stehend nach Aachen zu verziehen, ist Folgendes
festgesetzt worden: Betreffende Stelle, Artikel eins. Zwischen den künftigen
Ehegatten soll nur eine Gütergemeinschaft der Errungenschaft nach den
Bestimmungen der Artikel 1498 und 1499 des Rhein. Civil=Gesetz-Buches
stattfinden. Ein Auszug aus diesem Heiraths=Vertrage ist heute in das dazu
bestimmte Register eingetragen und im Audienzsaale des Königl.
Handelsgerichts angeheftet worden. Aachen, den 18. August 1876. Der
Handelsgerichts=Sekretär, Maaßen…“
Der Anzeige ist zu entnehmen, dass Jakob Lux zu dieser Zeit
bereits in Aachen wohnhaft war und Inhaber einer Bierbrauerei und
Schenkwirtschaft war. Bei dieser Brauerei handelte es sich um die schon
lange bestehende Brauerei in der Jakobstraße 122, welche seit dem Jahr 1855
in Besitz von Johann Quirin Böhlen, bzw. seit dessen Tod in der Ende der
1850er Jahre von seiner Frau Margarethe Böhlen geb. Bechem [13,18].
Vermutlich übernahm Jakob Lux die Brauerei von der Witwe Böhlen
im Jahr 1876, im Adressbuch des Jahres 1875 ist noch die Witwe Böhlen
aufgeführt, im nächsten verfügbaren Adressbuch des Jahrgangs 1877/78 ist
dann der Eintrag „Lux, Jak., Brauerei u. Restauration, Jakobstr. 122“
aufgeführt [19,20].
Es sind mehrere Anzeigen bekannt, in denen Jakub Lux Werbung
für seine Aachener Brauerei machte. Nachfolgend eine Anzeige aus Dezember
1877:
[12:02.112.1877] „…Feinst. Bock=Bier. Nur Hopfen und Malz. 13
Pfg. per Glas, 25 Pfg. per Liter, 25 Pfg per Flasche frei an's Haus liefert
die Brauerei von Jakob Lux, Jakobstraße 122 und Karlsgraben=Ecke…“
Mit Maria Anna Sophia Lux wurde im Februar 1878 das erste
gemeinsame Kind von Jakob Lux und Seiner Frau Gertrud in Aachen geboren
[12:28.02.1878]. Der letzte Nachweis aus Aachen stammt von der Todesanzeige
von Joseph Weber, dem Schwager von Jakob Lux, welcher im Mai 1878 verstarb
[12:05.05.1878]. In der von Jakob Lux aufgegebenen Anzeige ist zu lesen,
dass der verstorbene Joseph Weber ebenfalls in der Jakobstraße 122, der
Adresse der Brauerei, wohnte.
(W001) [12:02.12.1877]
Feinstes Bock-Bier aus der Brauerei von Jakob Lux in Aachen, 13 Pfennig das
Glas
(W002) [12:09.12.1877]
Weitere Anzeige für Bock-Bier von Jakob Lux
(W009) [12:30.12.1877]
Im Januar 1878 feuerte der katholische Bürgerverein der Pfarre St. Jakob in
Aachen sein 1. Stiftungsfest. Für diese Feier mit Ball war die Restauration
von Jakob Lux zu klein. Als Gesellschaftslokal des Vereins wurden dort aber
immerhin die Eintrittskarten verkauft.
(W004) [12:28.02.1878]
Anzeige zur Geburt der ersten Tochter Maria Anna Sophie, welche im Februar
1878 noch in Aachen geboren wurde
Die Brauerei von Jakob Lux in Waldorf (1879-1889)
Vermutlich kehrte Jakob Lux im Frühjahr des Jahres 1879 nach Waldorf zurück.
Eingrenzen lässt sich dies durch einen Schicksalsschlag, die in Aachen im
Jahr 1878 geborene Tochter Maria Anna Sophia verstarb am 26. Mai 1879 und
dies schon in Waldorf [11].
Ob zu dieser Zeit noch eine Wirtschaft / Brauerei von der
Familie Lux betrieben wurde, ist unklar. Der Vater von Jakob Lux, Konrad
Lux, war bereits im Jahr 1873 verstorben [11].
Angenommen werden kann, dass Jakob Lux direkt nach seiner
Rückkehr eine Wirtschaft und Brauerei führte. Jakob Lux schaltete keinerlei
Werbeanzeigen für seine Lokalität, die erste bekannte Nennung einer
Wirtschaft von Jakob Lux stammt aus dem Jahr 1883 im Kontext eines
"Riesenkürbisses".
[22:17.10.1883] „…Herr Wirtz vom Biesemer Hof hat in diesem
Jahre einen Kürbis gezogen, welcher das respektable Gewicht von 125 Pfd.
repräsentirt. Derselbe ist bei Herrn Gastwirth Lux in Waldorf zur
Besichtigung ausgestellt…“
Gesichert ist die Brauerei ab dem Jahr 1884, im Bonner
Tageblatt war im Februar 1884 zu lesen, das eine Immobliar-Versteigerung „…in der Wohnung
des Wirthes und Bierbrauers Jakob Lux zu Waldorf …" durchgeführt werden
sollte [22:24.02.1884].
In den Folgejahren kamen mit Martha Anna Lux (geb. 1879),
Konrad Karl Lux (geb. 1881 und Joseph Lux (geb. 1885) drei weitere Kinder
von Jakob und Gertrud Lux zur Welt [11,13].
Außer ein paar Anzeigen im Kontext von Verkäufen und
Versteigerungen ist über die 10 Jahre, in denen Jakob Lux die Brauerei in
Waldorf führte, nichts bekannt.
Jakob Lux verstarb am 20. Januar 1889 im Alter von nur 45
Jahren [13].
Nr. 6 Bornheim, am 21. Januar 1889. Vor dem unterzeichneten Standesbeamten
erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, der Rentner Peter Josef
Weber wohnhaft zu Waldorf und zeigte an, daß der Bierbrauer Jakob Lux
zweiundvierzig Jahre alt katholischer Religion, wohnhaft zu Waldorf geboren
zu Wadorf, Sohn der zu Waldorf verstorbenen Eheleute Konrad Lux Ackerer und
der gewerblosen Gertrud geborene Kaymer, Ehemann der zu Waldorf wohnenden
gewerblosen Gertrud geborene Weber zu Waldorf am zwanzigsten Januar des
Jahres tausend acht hundert neun und siebzig Vormittags um halb drei Uhr
verstorben sei. Der Anzeigende erklärte bei dem Tod zugegen gewesen zu sein.
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben gez. Peter Joseph Weber. Der
Standesbeamte. In Vertretung gez. Koch. Die Uebereinstimmung mit dem
Hauptregister beglaubigt. Bornheim, am 21ten Januar 1889. Der Standesbeamte
zur Vertretung Koch
(W003) [22:22.06.1884]
"Haus- und Güterversteigerung zu Waldorf ... in der Wohnung des Wirthes und
Bierbrauers Jakob Lux...". Die wenigen bekannten Nennungen von Jakob Lux
fanden meist im Kontext von Versteigerungen oder Verkäufen statt. Anzeige
aus dem Jahr 1884
(W007) [22:07.03.1886]
Im Jahr 1886 wurde ein Dienstmädchen per Anzeige gesucht
(U001) [11]
Die Unterschrift von Jakob Lux aus dem Jahr 1879 stammt von der
Sterbeurkunde seiner ersten Tochter Maria Anna Sophia
(SU001) [11]
Sterbeurkunde von Jakob Lux, welcher am 20. Januar 1889 im Alter von 45
Jahren verstarb
Text der nebenstehenden Sterbeurkunde
Die Brauerei in Waldorf unter Witwe Lux (1889-(1907))
Nach dem Tod ihres Mannes führte die Witwe Gertrud Lux geb.
Weber die Brauerei weiter. Wer sie zu diesem Zeitpunkt dabei unterstützte
ist unklar, die gesamte männliche Verwandtschaft ihres Mannes war entweder
schon verstorben oder in die USA ausgewandert (Carl Mathias Lux um 1880)
[11,13]. Dabei hatte sie zusätzlich zum Betrieb von Brauerei und
Restauration noch 3 minderjährige Kinder zu versorgen.
Dennoch etablierte und modernisierte sie die Brauerei in
Waldorf, deren angeschlossene Wirtschaft als „zum alten Brauhaus“ bezeichnet wurde.
Einem Adressbuch aus dem Jahr 1904 ist zu entnehmen, dass die
Brauerei auf dem aktuellen Stand der Technik war. Die Sudkessel wurden mit
Dampf befeuert und es gab eine eigene Eismaschine [9]. Der Schornstein der
Brauerei war 15 Meter hoch [23]. Auf einer Postkarte aus dem Jahr 1899 wird
die Brauerei als „…Bayrisch Bier-Brauerei von J. Lux Wwe. …“ bezeichnet [5].
Dies weist darauf hin, dass auch untergärig gebraut wurde, was in kleinen
Brauereien, welche nur für den Eigenbedarf produzierten, technisch nicht
möglich war. Weiter wurde auch Bier in Flaschen abgefüllt und vertrieben
(siehe Werbemittel).
Die folgende Anzeige der Witwe Lux aus dem Jahr 1890 gibt
Rätsel auf.
[14:06.01.1890] „…Wer liefert weiße Einhalb=Liter= Flaschen
mit Patentverschluß? Probeflaschen mit Preisangabe zu richten an Brauerei
Lux, Waldorf, Reg.=Bez. Köln…“
Schon zu dieser Zeit war bekannt, dass Licht die Haltbarkeit
des Bieres stark herabsetzt. Aus diesem Grund wurden fast ausschließlich
grüne oder braune Flaschen verwendet. Bei dem, was die Witwe Lux in die 1,5
Liter Flaschen abfüllen wollte, dürfte es sich also nicht um Bier gehandelt
haben. Um was es aber ging, ist leider nicht bekannt.
Anzeigen für ihr Bier schaltete die Witwe Lux nicht.
Im Jahr 1904 gab es im Generalanzeiger für Bonn und Umgegend
einen Schlagabtausch im Kontext der Brauerei. Es war wohl ein heißer Sommer, überall herrschte Wasserknappheit und die Brauerei war ein
Großverbraucher.
[23:24.07.1904] „…Die Wassernot am Vorgebirge. Ein
Spaziergang entlang des Vorgebirges zeigt das überraschende Ergebnis, daß
sämtliche Gemeinden des nördlichen Kreisteiles gegenwärtig mit einer
größeren oder geringeren Wasserkalamität zu kämpfen haben. Einige Gemeinden
besitzen nicht so viel Wasser, wie für den einfachen Hausbedarf erforderlich
ist, und zudem ist das Wasser nicht überall von guter Beschaffenheit. Selbst
die Gemeinde Waldorf, welche vor nicht langer Zeit ihren Wasserüberfluß
lobte, aus welchen Gründen auch eine Beteiligung dieser Gemeinde an dem
Zentral=Wasserwerk als überflüssig von der Hand gewiesen wurde, leidet an
Wassermangel, sodaß der Brauerei die Wasserlieferung versagt werden mußte.
Es war ein anerkennenswertes Vorgehen unseres früheren Landrates, Herrn Dr.
v. Sandt, die Wasserverhältnisse des nördlichen Kreisteiles prüfen und
Vorschläge zur Abhülfe jedweder Kalamitäten, also den Gemeinden ein Projekt
für eine Zentral=Wasserversorgung zur Genehmigung vorlegen zu lassen, bei
welcher neben einem unbeschränkten Wasserbezuge die absolut einwandfreie
Qualität garantiert wurde. Leider ist die Ausführung dieses Projektes, da
die meisten Gemeinden diesem Werke ihre Beteiligung versagten, auf
unbestimmte Zeiten zu den Akten gelegt worden. Es dürfte daher allseitig mit
Freuden zu begrüßen sein, wenn die Frage der zentralen Wasserversorgung des
nördlichen Kreisteiles nochmals recht bald aufgegriffen würde. Jedenfalls
werden sich nunmehr nicht mehr so viele Gegner finden, welche mit ihrem
Machtspruch: „Wir haben Wasserleitung und sind mehr als reichlich mit gutem
Wasser versorgt" die Ausführung der guten Sache hemmen. Ein Freund guten
Wassers…“
Die Entgegnung kam 6 Tage später.
[23:30.07.1904] „…Wasserversorgung am Vorgebirge. Im
Sprechsaal der Sonntagsnummer des General=Anzeigers schildert ein
Spaziergänger am Vorgebirge, wie der nördliche Teil des Kreises Bonn=Land
mit einer größeren oder geringeren Wasserkalamität zu kämpfen hätte; einige
Gemeinden hätten sogar nicht so viel Wasser, als für ihren Hausbedarf
notwendig, und die Gemeinde Waldorf hätte der Brauerei die Wasserlieferung
versagen müssen. Dem Herrn=Einsender diene folgendes zur Aufklärung: Die
Brauerei hat noch immer ihr Wasser bekommen, wovon genannter Spaziergänger
sich überzeugen kann. Dieser Spaziergänger hätte besser getan, wenn er sich
genauer erkundigt hätte, besonders in Waldorf, wo doch so sehr reichlich
Wasser vorhanden ist. Weil aber nun einmal der Herr Einsender Waldorf
heranzieht, will ich ihm eine kurze Aufklärung von der Waldorfer
Wasserleitung geben. Unsere Leitung hat zwei Quellenfassungen mit je einem
Klärbehälter und Hauptbehälter; dieselben fassen insgesamt 68 Kubikmeter
Wasser. Im Winter und Frühjahr ließ man beide Behälter vollständig
auslaufen, in ~4 Stunden waren dieselben jedoch mit gutem Wasser vollständig
wieder gefüllt. Jetzt in der großen Trockenheit ist ein neuer Versuch
gemacht worden und es benötigte etwa 5 Stunden bis zum Ueberlaufrohr, also
täglich 300—350 Kubikmeter Wasser. Um fortwährend frisches Wasser zu halten,
sind in Waldorf zwei Ausläufe angebracht, welche Tag und Nacht Wasser
abgeben zur Erquickung des reisenden Publikums, sowie zur Labung des Viehs.
Außerdem bemerke ich noch, daß wir eine sehr gemüsereiche Gegend haben, wo
tagtäglich zum Waschen und Berieseln viel Wasser gebraucht wird. Trotzdem
haben wir in der großen Trockenheit keine Wasserkalamität empfunden. Die
übrigen Nachbardörfer erfreuen sich meist derselben günstigen
Wasserverhältnisse, so z. B. Walberberg, Trippelsdorf, Merten, Cardorf,
Dersdorf (Bornheim speist sogar die Vorgebirgsbahn) und Roisdorf. Einsender
dieses Artikels ist erbötig, über die Wasserverhältnisse Waldorfs noch
nähere Aufklarung zu geben, weil er an dem Bau der Wasserleitung mitgewirkt
hat. Lorenz Nettesheim, Waldorf…“
Vermutlich ab Ende der 1890er Jahre arbeitete auch Konrad Lux,
der älteste Sohn von Witwe Lux, in der Brauerei mit. Im Adressbuch des
Jahres 1907 wird er als Brauer, wohnhaft in der Sandstr. 57, also der
Adresse der Brauerei, aufgeführt [6].
Zeitweilig betrieb die Witwe Lux zusätzlich zu Wirtschaft und
Brauerei auch eine Poststation, im Adressbuch des Jahres 1907 wird sie als
„…Postagentin und Bierbr.-Besitz. …“ aufgeführt [6]. Wie lange die
Poststation betrieben wurde ist nicht bekannt, gesichert ist der Zeitraum
von 1905 bis 1907 [5,7].
Wann genau die Brauerei von Witwe Lux in Waldorf geschlossen
wurde, ist ebenfalls nicht sicher. Laut Standard-Brauereiverzeichnis war dies im Jahr
1907, wobei dies nicht stimmen muss, da dort auch das Datum der Gründung mit
1890 völlig falsch angegeben ist [15].
In den Folgejahren gibt es nur noch Nennungen im Kontext der
jährlich stattfindenden „Pferdevormusterungen“. Die letzte diesbezügliche
Anzeige stammt aus dem Jahr 1920. In dieser wird weiterhin die Brauerei
benannt, wobei die Brauerei um diese Zeit vermutlich schon lange nicht mehr
existierte, sondern nur noch die Restauration.
[23:14.02.1920] „…Bekanntmachung betr. Pferdevormusterung. …
7. Bürgermeisterei Waldorf. Mittwoch den 18. Februar 1920 und zwar … 2 Uhr
nachmittags in Waldorf an der Brauerei Lux die Pferde aus Waldorf …“
Die Witwe Lux, Gertrud geb. Weber, verstarb am 17. Mai 1925
[11].
(F001) [4]
Foto der "Wirtschaft zum alten Brauhaus v. Wwe. Jakob Lux" um 1905. Rechts
neben der Tür ist ein Schild der Poststation
(PK001) [5]
Ausschnitt aus einer Postkarte "Gruß aus Waldorf". Zu sehen sind die
Brauereigebäude. Der Text "Bayrisch Bier-Brauerei" weißt auf eine untergärige
Brauweise hin
(PK002)
[]
Weitere Postkarte "Gruß aus Waldorf". Oben rechts abgebildet die "Bayerische
Bierbrauerei von Wwe. Lux"
(W010) [9]
Der Eintrag im Adressbuch für Bonn Land und das Vorgebirge aus dem Jahr 1904
gibt einen überblick über den technisch modernen Stand der Brauerei. Die
Kessel wurden mit Dampf befeuert und es gab eine eigene Eismaschine
(W005) [12:27.03.1899]
Im März 1899 bot die Witwe Lux eine 5,4 Meter lange eiserne Säule zum Kauf
an. Vermutlich war diese bei Modernisierungsarbeiten der Brauerei übrig
geblieben
(W006) [14:06.01.1890]
In einer Anzeige aus dem Jahr 1890 suchte die Witwe Lux Lieferanten für
weiße 1,5 Flaschen. Wofür diese Flaschen gedacht waren ist unklar.
(W008) [12:20.03.1920]
Im Jahr 1920, lange nach Schließung der Brauerei, bot die Witwe Lux einen 15
m hohen Kamin zum Verkauf an
Konrad Lux
Konrad Lux, der älteste Sohn von Witwe Lux, war nicht nur bis
zur Schließung der Brauerei Brauer und anschließend Landwirt, er war auch in
der Politik tätig. Im Jahr 1920 war er gleichzeitig Mitglied des Kreistages
des Landkreises Bonn sowie Schiedsmann und Gemeindevorsteher in Waldorf
[24:10.03.1920,23:16.04.1920,23;28.05.1920].
Ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter schaltete Konrad Lux
folgende Anzeige:
23:13.12.1926] „…Zu pachten od. zu kaufen ges. kleines
Landgut bis 50 Morgen. Konrad Lux, Waldorf Bez. Köln…“
Konrad Lux war anscheinend solvent und suchte einen Neuanfang.
Als einziger greifbarer männlicher Nachkomme der verstorbenen Witwe Lux,
sein Bruder Joseph Lux war, wie bereits sein Onkel Carl Mathias Lux und
seine Tante Anna Lux in die USA ausgewandert, war er vermutlich der
Haupterbe [13,11]. Fündig wurde Konrad Lux in Ennenbach im Rhein-Sieg-Kreis,
weitab von jeder größeren Stadt.
Dort hielt er es allerdings kein Jahr aus, im September 1927
schaltete er folgende Anzeige:
[7:01.09.1927] „…Verkaufe sofort mein in Ennenbach, 20 Min.
von Ruppicheroth mit kath. u. evgl. Schule und Kirche gelegenes Besitztum,
Ackerwirtschaft 37 ¼ Morgen groß m. lebendem und totem Inventar. Nur rasch
entschlossene Käufer m. 8-9000 Mk. Kapital erhalten nähere Ausk. beim
Eigentümer. Konrad Lux, Ennenbach Post Ruppichteroth. Zu erreichen mit der
Bröltalbahn Beuel - Waldbröl oder mit der Staatsbahn von Stat. Dortenfeld
oder Herchen in1-1½ Stunden…“
Die Anzeige erschien über mehrere Tage hinweg in der Castrop
Rauxeler Volkszeitung, dem Central-Volksblatt für das gesamte Sauerland
sowie in der Ahauser Kreiszeitung.
Der Tenor der Anzeige klingt nach raschem Aufbruch und so war
es dann auch. Am 29. Oktober 1927, keinen Monat nachdem Konrad Lux die
Anzeige geschaltet hatte, fuhr er zusammen mit seiner Frau Mechthild, seiner
Tochter Gertrud und seinem Sohn Hans Wilfred von Bremen mit dem zum
Norddeutschen Lloyd gehörenden Schiff „Bremen“ nach New York [10]. Gefahren
wurde in der dritten von vier Klassen, man war ja durchaus wohlhabend.
Konrad Lux war damit bereits das vierte Mitglied seiner
Familie, welches in die USA ausgewandert war. Seine Gründe auszuwandern sind
leider nicht bekannt. Konrad Lux lebte in King County im Bundesstaat
Washington. Dort starb er am 13. August 1973 [11,13]
(W011) [7:01.09.1927]
Zeit war wohl wichtiger als Geld. Mit dieser Anzeige suchte Konrad Lux im
September 1927 nach Käufern für sein kein Jahr zuvor erworbenes Landgut
Übersicht der Firmierungen
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1876-1879
Brauerei Jakob Lux (Aachen)
Jakob Lux Brauerei in Aachen, Jakobstraße 122
1879-1889
Brauerei Jakob Lux
Waldorf, Sandstraße 57
1889-(1907)
Brauerei Witwe Jakob Lux
Anmerkungen
•
Außer Bierflaschen und Postkarten sind keine weiteren
Werbemittel wie Gläser oder Krüge bekannt
Historische Brauereiwerbemittel der Brauerei
Flaschen
(424)
ca. 0,4 l
Quellenverzeichnis
1
„Das Vorgebirge, Ein Beitrag zur rheinischen Landeskunde“,
Clotilde Ellscheid, 1928
2
https://www.bornheim.de/ortschaften/waldorf
3
„Adressbuch der Stadt und Bürgermeisterei Brühl sowie der
Bürgermeistereien Hürth-Efferen, Oedekoven, Sechtem und Waldorf“, Druck
und Verlag von Karl Martini, Ausgabe 1904
4
„Das Vorgebirge – vom Rhein zur Swist“, Horst Bursch,
Sutton Verlag, 2018
5
„Bornheim in alten Ansichten“, Band 3, Horst Bursch, Verlag
Zaltbommel, 2009
6
„Adressbuch des Landkreises Bonn umfassend die
Bürgermeisterreien Duisdorf, Godesberg, Hersel, Oedekoven, Sechtem,
Vilich, Villip, Waldorf. 1. Ausgabe, Druck und Verlag von P. Hauptmann,
Bonn. 1907
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
16
Sterbeurkunde von Jakob Lux, 1846-1893 [13]
17
"Aachener Zeitung", Ausgabe 15.07.1876
18
„Adreßbuch von Aachen und Burtscheid“, Aachen, 1855. Verlag
von Benrath & Vogelsang
19
„Adreßbuch für Aachen und Burtscheid“, 1875. Im
Selbstverlage herausgegeben von J. Stercken. Aachen. Druck von J.
Stercken
20
„Adreßbuch für Aachen und Burtscheid“, 1877/78.
Herausgegeben von Ernst Vogelsang, Verlag von Benrath & Vogelsang, Druck
von J. Stercken
21
„Adress- und Geschäfts-Handbuch für Aachen und Burtscheid“,
1879. Im Selbstverlage herausgegeben von J. Stercken, Druck von J.
Stercken