Unternehmensgeschichte der Brauerei Lux in Waldorf
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Die Familie Lux in Waldorf                              
Jakob Lux und seine Brauerei in Aachen (1876-1879)
Die Brauerei von Jakob Lux in Waldorf (1879-1889)
Die Brauerei in Waldorf unter Witwe Lux (1889-(1907))
Konrad Lux
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Brauereiwerbemittel
Bierflaschen                                             
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Die Familie Lux in Waldorf
Die Familie Lux ist schon im 17ten Jahrhundert in Waldorf nachweisbar, vermutlich war sie aber noch weit früher dort ansässig. Für den hier relevanten Zweig der Familie Lux bezieht sich der älteste Nachweis auf einen gewissen „Remboldo Lux“, der um 1670 geboren wurde. Remboldo Lux war der Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater des Brauers Jakob Lux [11]. Die weiteren relevanten Mitglieder der Familie Lux sind im abgebildeten Stammbaum aufgeführt.
Bis Ende des 18ten Jahrhunderts gehörte Waldorf zum Amt Brühl im Kurfürstentum Köln. Anschließend gab es die Bürgermeisterei Waldorf, welche die Ortschaften Bornheim, Brenig, Dersdorf, Kardorf, Hemmerich, Roisdorf und Waldorf selbst umfasste und heute ist Waldorf ein Ortsteil der Stadt Bornheim [1,25].
Um 1900 war Waldorf eines von vielen landwirtschaftlich geprägten Dörfern im Vorgebirge. Stand 1907 betrug lebten in Waldorf 1.289 Personen [6].
Die Brauerei von Jakob Lux war weder die erste, noch die einzige Brauerei in Waldorf, obwohl sie als einzige Brauerei im Standard-Brauereiverzeichnis aufgeführt ist [15]. In jedem Fall war sie mit Abstand größte und vermutlich die einzige Brauerei, die „industriell“ betrieben wurde.
Im achtzehnten Jahrhundert waren fast alle Wirtschaften und größeren Landwirtschaftlichen Betriebe mit Braugerätschaften ausgestattet, welche meist aber ausschließlich für die Selbstversorgung genutzt wurden.
Der erste bekannte Nachweis einer Brauerei in Waldorf stammt aus dem Jahr 1833. In einer Anzeige in der Kölnischen Zeitung wird die Versteigerung des „Stattlerbrauhauses“ in Waldorf angekündigt.
[14:27.03.1833] „…Schlieslicher Verkauf. Donnerstag den 4. April d.J., Nachmittags 3 Uhr, sollen vor dem königl. Notar Johann Nicolas von Gal, residirend zu Köln, daselbst auf dem Cäzilien=Kloster wohnend, auf dessen Schreibstube, den daselbst hinterlegten und vorläufig zu erfahrenden Bedingungen, hiernach verzeichneten, zwischen den Parteien gemeinschaftlichen Immobilien, zum schließlichen Verkaufe an den Meistbietenden öffentlich gestellt werden, nämlich:
1) der zu Walldorf in der Schmiergasse gelegene Startiershof, bestehend in einem von Holz aufgeführten Wohngebäude, mit Keller, einer in Stein gebauten Kapelle, einem in Holz aufgeführte Kühestalle, Brennereigebäude, Pferde= und Schweineställen, einer ganz massiv in Stein erbauten und mit Ziegeln gedeckten sehr geräumigen Scheune, einem von Stein aufgeführten großem Kelterhause mit Presse und Blochbütten, einem Schmiede= und Backhause, so jetzt zu einer Wohnung eingerichtet, und einem daran gränzenden Baumgarten und sonstigem Pflanz= und baubaren. Alles Obige an einem Stücke gelegen, haltend acht Morgen ein und dreißig Ruthen zwanzig fünf Fuß kölnisches Maß, begränzt gegen Osten von dem Wege, gegen Westen von Gottfried Zerlett und Mathias Hartmann, gegen Süden von Herrn von Solemacher und den Geschwistern Bauch, gegen Norden von Peter Hartmann und Geschwistern Bauch, zusammen abgeschätzt zu 4200 Thlr.
2) 7/24 eines Hauses, gelegen zu Walldorf an der Schmitgasse, genannt das Stattlersbrauhaus, mit Scheune, Stallung und eingerichtetem Brauhause, nebst daran befindlicher Braupfanne, Schiff, Bottichen und Pumpe etc. und einem angränzenden Baumgarten, das Ganze einschließlich der Fläche, worauf die Gebäude stehen, haltend ungefähr anderthalb Viertel Morgen kölnisch, abgeschätzt zu 936 Thlr, macht für die obigen Antheile zweihundert siebenzig drei Thlr. 273 Thlr.
Köln, den 23. März 1833. v. Gal, Notar…“
Aufgeführt werden auch die Brauereigerätschaften des in der Schmitgasse gelegenen Brauhauses. In der Anzeige wird Walldorf mit 2 „l“ geschrieben, es handelt sich aber definitiv um das richtige Waldorf, dies läßt sich durch in Adressbüchern referenzierbare Straßen- und Personennamen belegen [3,6]. Weitere Informationen über das Stattlerbrauhaus sind nicht bekannt.
Laut [5] wurde die Brauerei der Familie Lux Ende der 1830er Jahre gegründet. Gesichert ist dies nicht, aber wahrscheinlich. Hierauf deutet auch hin, dass der Großvater des späteren Brauereibesitzers Jakob Lux in [11] als Gastwirt und Brauer bezeichnet wird, und wie oben bereits angeführt, fast alle Gastwirte auch eine Brauerei für den Eigenbedarf betrieben. Der hier gemeinte Jakob Lux lebte von 1784 bis 1864.
Im Januar 1865 gab die Witwe dieses Jakob Lux, die aus Üllekoven stammende Anna Lux geb. Urfey, die Landwirtschaft auf und ließ alle Mobilien versteigern. Neben vielen Tieren und Ackergeräten wurden auch „Brau- und Brennergeräthe“ versteigert.
[14:15.01.1865] „…Freiwilliger Mobilar-Verkauf. Am Dinstag den 24. Januar und Mittwoch den 25. Januar d.J., jedesmal Morgens 10 Uhr anfangend, läßt die Witwe von Jacob Lux zu Waldorf in ihrer Wohnung daselbst wegen Aufgabe der Ackerwirthschaft ihr sämmtliches Mobilar, bestehend in: 2 starken Ackerpferden mit Geschirre, 9 Kühen, wovon 8 tragend sind, 7 Rindern, deren 4 tragend sind, 1 Mutterschwein, 4 Faselschweinen, 4 Karren, 2 Pflügen, 3 Eggen, 2 Walzen und sonstigem Ackergeräthe aller Art; ferner: Heu, Stroh, Viehfutter, das sämmtliche Hausmobilar; sodann Brau= und Brennereigeräthe und kleine und große Fässer etc. öffentlich auf Credit versteigern…“
     
(SB001)
Stammbaum des für die Brauerei relevanten Teils der Familie Lux.
                                                                                 

Jakob Lux und seine Brauerei in Aachen (1876-1879)
Der spätere Brauereibesitzer Jakob Lux wurde am 5. Januar 1846 in Waldorf geboren [13,16]. Sein Vater Konrad Lux wurde als Ackerer bezeichnet, vermutlich wurde zu seiner Zeit keine Brauerei betrieben.
Die erste bekannte Nennung von Jakob Lux erfolgt allerdings nicht mit Bezug zu Waldorf, sondern im Kontext seiner Heirat in Aachen.
[17:15.07.1876] „… Civilstand der Stadt Aachen. Heirats-Ankündigungen. Am 13. Juli. Jakob Lux, Jakobstr. 122 und Gertrud Weber, zu Müggenhausen…“
Die künftige Braut stammte aus dem bei Weilerswist gelegenem Müggenhausen. Wann Jakob Lux von Waldorf nach Aachen verzog ist nicht klar. Geheiratet wurde am 19. August 1876 und ein Tag zuvor wurde, schon zu dieser Zeit nicht unüblich, ein Ehevertrag mit Vereinbarung einer Zugewinngemeinschaft geschlossen.
[12:20.08.1876] „…Handels=Gericht. Durch Heiraths-Vertrag, gethätigt am 18. August 1876 vor Notar Giesen zu Aachen, zwischen Jakob Lux, Inhaber einer Bierbrauerei und Schenkwirthschaft zu Aachen wohnhaft, und Gertrud Weber, ohne besonderen Stand zu Müggenhausen im Kreise Rheinbach wohnhaft, im Begriffe stehend nach Aachen zu verziehen, ist Folgendes festgesetzt worden: Betreffende Stelle, Artikel eins. Zwischen den künftigen Ehegatten soll nur eine Gütergemeinschaft der Errungenschaft nach den Bestimmungen der Artikel 1498 und 1499 des Rhein. Civil=Gesetz-Buches stattfinden. Ein Auszug aus diesem Heiraths=Vertrage ist heute in das dazu bestimmte Register eingetragen und im Audienzsaale des Königl. Handelsgerichts angeheftet worden. Aachen, den 18. August 1876. Der Handelsgerichts=Sekretär, Maaßen…“
Der Anzeige ist zu entnehmen, dass Jakob Lux zu dieser Zeit bereits in Aachen wohnhaft war und Inhaber einer Bierbrauerei und Schenkwirtschaft war. Bei dieser Brauerei handelte es sich um die schon lange bestehende Brauerei in der Jakobstraße 122, welche seit dem Jahr 1855 in Besitz von Johann Quirin Böhlen, bzw. seit dessen Tod in der Ende der 1850er Jahre von seiner Frau Margarethe Böhlen geb. Bechem [13,18].
Vermutlich übernahm Jakob Lux die Brauerei von der Witwe Böhlen im Jahr 1876, im Adressbuch des Jahres 1875 ist noch die Witwe Böhlen aufgeführt, im nächsten verfügbaren Adressbuch des Jahrgangs 1877/78 ist dann der Eintrag „Lux, Jak., Brauerei u. Restauration, Jakobstr. 122“ aufgeführt [19,20].
Es sind mehrere Anzeigen bekannt, in denen Jakub Lux Werbung für seine Aachener Brauerei machte. Nachfolgend eine Anzeige aus Dezember 1877:
[12:02.112.1877] „…Feinst. Bock=Bier. Nur Hopfen und Malz. 13 Pfg. per Glas, 25 Pfg. per Liter, 25 Pfg per Flasche frei an's Haus liefert die Brauerei von Jakob Lux, Jakobstraße 122 und Karlsgraben=Ecke…“
Mit Maria Anna Sophia Lux wurde im Februar 1878 das erste gemeinsame Kind von Jakob Lux und Seiner Frau Gertrud in Aachen geboren [12:28.02.1878]. Der letzte Nachweis aus Aachen stammt von der Todesanzeige von Joseph Weber, dem Schwager von Jakob Lux, welcher im Mai 1878 verstarb [12:05.05.1878]. In der von Jakob Lux aufgegebenen Anzeige ist zu lesen, dass der verstorbene Joseph Weber ebenfalls in der Jakobstraße 122, der Adresse der Brauerei, wohnte.
 
(W001) [12:02.12.1877]
Feinstes Bock-Bier aus der Brauerei von Jakob Lux in Aachen, 13 Pfennig das Glas
(W002) [12:09.12.1877]
Weitere Anzeige für Bock-Bier von Jakob Lux
(W009) [12:30.12.1877]
Im Januar 1878 feuerte der katholische Bürgerverein der Pfarre St. Jakob in Aachen sein 1. Stiftungsfest. Für diese Feier mit Ball war die Restauration von Jakob Lux zu klein. Als Gesellschaftslokal des Vereins wurden dort aber immerhin die Eintrittskarten verkauft.
(W004) [12:28.02.1878]
Anzeige zur Geburt der ersten Tochter Maria Anna Sophie, welche im Februar 1878 noch in Aachen geboren wurde
                      

Die Brauerei von Jakob Lux in Waldorf (1879-1889)
Vermutlich kehrte Jakob Lux im Frühjahr des Jahres 1879 nach Waldorf zurück. Eingrenzen lässt sich dies durch einen Schicksalsschlag, die in Aachen im Jahr 1878 geborene Tochter Maria Anna Sophia verstarb am 26. Mai 1879 und dies schon in Waldorf [11].
Ob zu dieser Zeit noch eine Wirtschaft / Brauerei von der Familie Lux betrieben wurde, ist unklar. Der Vater von Jakob Lux, Konrad Lux, war bereits im Jahr 1873 verstorben [11].
Angenommen werden kann, dass Jakob Lux direkt nach seiner Rückkehr eine Wirtschaft und Brauerei führte. Jakob Lux schaltete keinerlei Werbeanzeigen für seine Lokalität, die erste bekannte Nennung einer Wirtschaft von Jakob Lux stammt aus dem Jahr 1883 im Kontext eines "Riesenkürbisses".
[22:17.10.1883] „…Herr Wirtz vom Biesemer Hof hat in diesem Jahre einen Kürbis gezogen, welcher das respektable Gewicht von 125 Pfd. repräsentirt. Derselbe ist bei Herrn Gastwirth Lux in Waldorf zur Besichtigung ausgestellt…“
Gesichert ist die Brauerei ab dem Jahr 1884, im Bonner Tageblatt war im Februar 1884 zu lesen, das eine Immobliar-Versteigerung „…in der Wohnung des Wirthes und Bierbrauers Jakob Lux zu Waldorf …" durchgeführt werden sollte [22:24.02.1884].
In den Folgejahren kamen mit Martha Anna Lux (geb. 1879), Konrad Karl Lux (geb. 1881 und Joseph Lux (geb. 1885) drei weitere Kinder von Jakob und Gertrud Lux zur Welt [11,13].
Außer ein paar Anzeigen im Kontext von Verkäufen und Versteigerungen ist über die 10 Jahre, in denen Jakob Lux die Brauerei in Waldorf führte, nichts bekannt.
Jakob Lux verstarb am 20. Januar 1889 im Alter von nur 45 Jahren [13].
Nr. 6 Bornheim, am 21. Januar 1889. Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, der Rentner Peter Josef Weber wohnhaft zu Waldorf und zeigte an, daß der Bierbrauer Jakob Lux zweiundvierzig Jahre alt katholischer Religion, wohnhaft zu Waldorf geboren zu Wadorf, Sohn der zu Waldorf verstorbenen Eheleute Konrad Lux Ackerer und der gewerblosen Gertrud geborene Kaymer, Ehemann der zu Waldorf wohnenden gewerblosen Gertrud geborene Weber zu Waldorf am zwanzigsten Januar des Jahres tausend acht hundert neun und siebzig Vormittags um halb drei Uhr verstorben sei. Der Anzeigende erklärte bei dem Tod zugegen gewesen zu sein. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben gez. Peter Joseph Weber. Der Standesbeamte. In Vertretung gez. Koch. Die Uebereinstimmung mit dem Hauptregister beglaubigt. Bornheim, am 21ten Januar 1889. Der Standesbeamte zur Vertretung Koch  
(W003) [22:22.06.1884]
"Haus- und Güterversteigerung zu Waldorf ... in der Wohnung des Wirthes und Bierbrauers Jakob Lux...". Die wenigen bekannten Nennungen von Jakob Lux fanden meist im Kontext von Versteigerungen oder Verkäufen statt. Anzeige aus dem Jahr 1884
(W007) [22:07.03.1886]
Im Jahr 1886 wurde ein Dienstmädchen per Anzeige gesucht
(U001) [11]
Die Unterschrift von Jakob Lux aus dem Jahr 1879 stammt von der Sterbeurkunde seiner ersten Tochter Maria Anna Sophia
 
(SU001) [11]
Sterbeurkunde von Jakob Lux, welcher am 20. Januar 1889 im Alter von 45 Jahren verstarb
Text der nebenstehenden Sterbeurkunde        

Die Brauerei in Waldorf unter Witwe Lux (1889-(1907))
Nach dem Tod ihres Mannes führte die Witwe Gertrud Lux geb. Weber die Brauerei weiter. Wer sie zu diesem Zeitpunkt dabei unterstützte ist unklar, die gesamte männliche Verwandtschaft ihres Mannes war entweder schon verstorben oder in die USA ausgewandert (Carl Mathias Lux um 1880) [11,13]. Dabei hatte sie zusätzlich zum Betrieb von Brauerei und Restauration noch 3 minderjährige Kinder zu versorgen.
Dennoch etablierte und modernisierte sie die Brauerei in Waldorf, deren angeschlossene Wirtschaft als „zum alten Brauhaus“ bezeichnet wurde.
Einem Adressbuch aus dem Jahr 1904 ist zu entnehmen, dass die Brauerei auf dem aktuellen Stand der Technik war. Die Sudkessel wurden mit Dampf befeuert und es gab eine eigene Eismaschine [9]. Der Schornstein der Brauerei war 15 Meter hoch [23]. Auf einer Postkarte aus dem Jahr 1899 wird die Brauerei als „…Bayrisch Bier-Brauerei von J. Lux Wwe. …“ bezeichnet [5]. Dies weist darauf hin, dass auch untergärig gebraut wurde, was in kleinen Brauereien, welche nur für den Eigenbedarf produzierten, technisch nicht möglich war. Weiter wurde auch Bier in Flaschen abgefüllt und vertrieben (siehe Werbemittel).
Die folgende Anzeige der Witwe Lux aus dem Jahr 1890 gibt Rätsel auf.
[14:06.01.1890] „…Wer liefert weiße Einhalb=Liter= Flaschen mit Patentverschluß? Probeflaschen mit Preisangabe zu richten an Brauerei Lux, Waldorf, Reg.=Bez. Köln…“
Schon zu dieser Zeit war bekannt, dass Licht die Haltbarkeit des Bieres stark herabsetzt. Aus diesem Grund wurden fast ausschließlich grüne oder braune Flaschen verwendet. Bei dem, was die Witwe Lux in die 1,5 Liter Flaschen abfüllen wollte, dürfte es sich also nicht um Bier gehandelt haben. Um was es aber ging, ist leider nicht bekannt.
Anzeigen für ihr Bier schaltete die Witwe Lux nicht.
Im Jahr 1904 gab es im Generalanzeiger für Bonn und Umgegend einen Schlagabtausch im Kontext der Brauerei. Es war wohl ein heißer Sommer, überall herrschte Wasserknappheit und die Brauerei war ein Großverbraucher.
[23:24.07.1904] „…Die Wassernot am Vorgebirge. Ein Spaziergang entlang des Vorgebirges zeigt das überraschende Ergebnis, daß sämtliche Gemeinden des nördlichen Kreisteiles gegenwärtig mit einer größeren oder geringeren Wasserkalamität zu kämpfen haben. Einige Gemeinden besitzen nicht so viel Wasser, wie für den einfachen Hausbedarf erforderlich ist, und zudem ist das Wasser nicht überall von guter Beschaffenheit. Selbst die Gemeinde Waldorf, welche vor nicht langer Zeit ihren Wasserüberfluß lobte, aus welchen Gründen auch eine Beteiligung dieser Gemeinde an dem Zentral=Wasserwerk als überflüssig von der Hand gewiesen wurde, leidet an Wassermangel, sodaß der Brauerei die Wasserlieferung versagt werden mußte. Es war ein anerkennenswertes Vorgehen unseres früheren Landrates, Herrn Dr. v. Sandt, die Wasserverhältnisse des nördlichen Kreisteiles prüfen und Vorschläge zur Abhülfe jedweder Kalamitäten, also den Gemeinden ein Projekt für eine Zentral=Wasserversorgung zur Genehmigung vorlegen zu lassen, bei welcher neben einem unbeschränkten Wasserbezuge die absolut einwandfreie Qualität garantiert wurde. Leider ist die Ausführung dieses Projektes, da die meisten Gemeinden diesem Werke ihre Beteiligung versagten, auf unbestimmte Zeiten zu den Akten gelegt worden. Es dürfte daher allseitig mit Freuden zu begrüßen sein, wenn die Frage der zentralen Wasserversorgung des nördlichen Kreisteiles nochmals recht bald aufgegriffen würde. Jedenfalls werden sich nunmehr nicht mehr so viele Gegner finden, welche mit ihrem Machtspruch: „Wir haben Wasserleitung und sind mehr als reichlich mit gutem Wasser versorgt" die Ausführung der guten Sache hemmen. Ein Freund guten Wassers…“
Die Entgegnung kam 6 Tage später.
[23:30.07.1904] „…Wasserversorgung am Vorgebirge. Im Sprechsaal der Sonntagsnummer des General=Anzeigers schildert ein Spaziergänger am Vorgebirge, wie der nördliche Teil des Kreises Bonn=Land mit einer größeren oder geringeren Wasserkalamität zu kämpfen hätte; einige Gemeinden hätten sogar nicht so viel Wasser, als für ihren Hausbedarf notwendig, und die Gemeinde Waldorf hätte der Brauerei die Wasserlieferung versagen müssen. Dem Herrn=Einsender diene folgendes zur Aufklärung: Die Brauerei hat noch immer ihr Wasser bekommen, wovon genannter Spaziergänger sich überzeugen kann. Dieser Spaziergänger hätte besser getan, wenn er sich genauer erkundigt hätte, besonders in Waldorf, wo doch so sehr reichlich Wasser vorhanden ist. Weil aber nun einmal der Herr Einsender Waldorf heranzieht, will ich ihm eine kurze Aufklärung von der Waldorfer Wasserleitung geben. Unsere Leitung hat zwei Quellenfassungen mit je einem Klärbehälter und Hauptbehälter; dieselben fassen insgesamt 68 Kubikmeter Wasser. Im Winter und Frühjahr ließ man beide Behälter vollständig auslaufen, in ~4 Stunden waren dieselben jedoch mit gutem Wasser vollständig wieder gefüllt. Jetzt in der großen Trockenheit ist ein neuer Versuch gemacht worden und es benötigte etwa 5 Stunden bis zum Ueberlaufrohr, also täglich 300—350 Kubikmeter Wasser. Um fortwährend frisches Wasser zu halten, sind in Waldorf zwei Ausläufe angebracht, welche Tag und Nacht Wasser abgeben zur Erquickung des reisenden Publikums, sowie zur Labung des Viehs. Außerdem bemerke ich noch, daß wir eine sehr gemüsereiche Gegend haben, wo tagtäglich zum Waschen und Berieseln viel Wasser gebraucht wird. Trotzdem haben wir in der großen Trockenheit keine Wasserkalamität empfunden. Die übrigen Nachbardörfer erfreuen sich meist derselben günstigen Wasserverhältnisse, so z. B. Walberberg, Trippelsdorf, Merten, Cardorf, Dersdorf (Bornheim speist sogar die Vorgebirgsbahn) und Roisdorf. Einsender dieses Artikels ist erbötig, über die Wasserverhältnisse Waldorfs noch nähere Aufklarung zu geben, weil er an dem Bau der Wasserleitung mitgewirkt hat. Lorenz Nettesheim, Waldorf…“
Vermutlich ab Ende der 1890er Jahre arbeitete auch Konrad Lux, der älteste Sohn von Witwe Lux, in der Brauerei mit. Im Adressbuch des Jahres 1907 wird er als Brauer, wohnhaft in der Sandstr. 57, also der Adresse der Brauerei, aufgeführt [6].
Zeitweilig betrieb die Witwe Lux zusätzlich zu Wirtschaft und Brauerei auch eine Poststation, im Adressbuch des Jahres 1907 wird sie als „…Postagentin und Bierbr.-Besitz. …“ aufgeführt [6]. Wie lange die Poststation betrieben wurde ist nicht bekannt, gesichert ist der Zeitraum von 1905 bis 1907 [5,7].
Wann genau die Brauerei von Witwe Lux in Waldorf geschlossen wurde, ist ebenfalls nicht sicher. Laut Standard-Brauereiverzeichnis war dies im Jahr 1907, wobei dies nicht stimmen muss, da dort auch das Datum der Gründung mit 1890 völlig falsch angegeben ist [15].
In den Folgejahren gibt es nur noch Nennungen im Kontext der jährlich stattfindenden „Pferdevormusterungen“. Die letzte diesbezügliche Anzeige stammt aus dem Jahr 1920. In dieser wird weiterhin die Brauerei benannt, wobei die Brauerei um diese Zeit vermutlich schon lange nicht mehr existierte, sondern nur noch die Restauration.
[23:14.02.1920] „…Bekanntmachung betr. Pferdevormusterung. … 7. Bürgermeisterei Waldorf. Mittwoch den 18. Februar 1920 und zwar … 2 Uhr nachmittags in Waldorf an der Brauerei Lux die Pferde aus Waldorf …“
Die Witwe Lux, Gertrud geb. Weber, verstarb am 17. Mai 1925 [11].
(F001) [4]
Foto der "Wirtschaft zum alten Brauhaus v. Wwe. Jakob Lux" um 1905. Rechts neben der Tür ist ein Schild der Poststation
 
(PK001) [5]
Ausschnitt aus einer Postkarte "Gruß aus Waldorf". Zu sehen sind die Brauereigebäude. Der Text "Bayrisch Bier-Brauerei" weißt auf eine untergärige Brauweise hin
                             (PK002) []
Weitere Postkarte "Gruß aus Waldorf". Oben rechts abgebildet die "Bayerische Bierbrauerei von Wwe. Lux"
 
(W010) [9]
Der Eintrag im Adressbuch für Bonn Land und das Vorgebirge aus dem Jahr 1904 gibt einen überblick über den technisch modernen Stand der Brauerei. Die Kessel wurden mit Dampf befeuert und es gab eine eigene Eismaschine
(W005) [12:27.03.1899]
Im März 1899 bot die Witwe Lux eine 5,4 Meter lange eiserne Säule zum Kauf an. Vermutlich war diese bei Modernisierungsarbeiten der Brauerei übrig geblieben
(W006) [14:06.01.1890]
In einer Anzeige aus dem Jahr 1890 suchte die Witwe Lux Lieferanten für weiße 1,5 Flaschen. Wofür diese Flaschen gedacht waren ist unklar.
(W008) [12:20.03.1920]
Im Jahr 1920, lange nach Schließung der Brauerei, bot die Witwe Lux einen 15 m hohen Kamin zum Verkauf an
                                                      

Konrad Lux
Konrad Lux, der älteste Sohn von Witwe Lux, war nicht nur bis zur Schließung der Brauerei Brauer und anschließend Landwirt, er war auch in der Politik tätig. Im Jahr 1920 war er gleichzeitig Mitglied des Kreistages des Landkreises Bonn sowie Schiedsmann und Gemeindevorsteher in Waldorf [24:10.03.1920,23:16.04.1920,23;28.05.1920].
Ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter schaltete Konrad Lux folgende Anzeige:
23:13.12.1926] „…Zu pachten od. zu kaufen ges. kleines Landgut bis 50 Morgen. Konrad Lux, Waldorf Bez. Köln…“
Konrad Lux war anscheinend solvent und suchte einen Neuanfang. Als einziger greifbarer männlicher Nachkomme der verstorbenen Witwe Lux, sein Bruder Joseph Lux war, wie bereits sein Onkel Carl Mathias Lux und seine Tante Anna Lux in die USA ausgewandert, war er vermutlich der Haupterbe [13,11]. Fündig wurde Konrad Lux in Ennenbach im Rhein-Sieg-Kreis, weitab von jeder größeren Stadt.
Dort hielt er es allerdings kein Jahr aus, im September 1927 schaltete er folgende Anzeige:
[7:01.09.1927] „…Verkaufe sofort mein in Ennenbach, 20 Min. von Ruppicheroth mit kath. u. evgl. Schule und Kirche gelegenes Besitztum, Ackerwirtschaft 37 ¼ Morgen groß m. lebendem und totem Inventar. Nur rasch entschlossene Käufer m. 8-9000 Mk. Kapital erhalten nähere Ausk. beim Eigentümer. Konrad Lux, Ennenbach Post Ruppichteroth. Zu erreichen mit der Bröltalbahn Beuel - Waldbröl oder mit der Staatsbahn von Stat. Dortenfeld oder Herchen in1-1½ Stunden…“
Die Anzeige erschien über mehrere Tage hinweg in der Castrop Rauxeler Volkszeitung, dem Central-Volksblatt für das gesamte Sauerland sowie in der Ahauser Kreiszeitung.
Der Tenor der Anzeige klingt nach raschem Aufbruch und so war es dann auch. Am 29. Oktober 1927, keinen Monat nachdem Konrad Lux die Anzeige geschaltet hatte, fuhr er zusammen mit seiner Frau Mechthild, seiner Tochter Gertrud und seinem Sohn Hans Wilfred von Bremen mit dem zum Norddeutschen Lloyd gehörenden Schiff „Bremen“ nach New York [10]. Gefahren wurde in der dritten von vier Klassen, man war ja durchaus wohlhabend.
Konrad Lux war damit bereits das vierte Mitglied seiner Familie, welches in die USA ausgewandert war. Seine Gründe auszuwandern sind leider nicht bekannt. Konrad Lux lebte in King County im Bundesstaat Washington. Dort starb er am 13. August 1973 [11,13]
   
(W011) [7:01.09.1927]
Zeit war wohl wichtiger als Geld. Mit dieser Anzeige suchte Konrad Lux im September 1927 nach Käufern für sein kein Jahr zuvor erworbenes Landgut
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1876-1879 Brauerei Jakob Lux (Aachen) Jakob Lux Brauerei in Aachen, Jakobstraße 122
1879-1889 Brauerei Jakob Lux Waldorf, Sandstraße 57
1889-(1907) Brauerei Witwe Jakob Lux  

Anmerkungen
Außer Bierflaschen und Postkarten sind keine weiteren Werbemittel wie Gläser oder Krüge bekannt
 

Historische Brauereiwerbemittel der Brauerei
Flaschen
   
(424)    
ca. 0,4 l                                                                                                                                                                                                                                                       

Quellenverzeichnis
 
1 „Das Vorgebirge, Ein Beitrag zur rheinischen Landeskunde“, Clotilde Ellscheid, 1928
2 https://www.bornheim.de/ortschaften/waldorf
3 „Adressbuch der Stadt und Bürgermeisterei Brühl sowie der Bürgermeistereien Hürth-Efferen, Oedekoven, Sechtem und Waldorf“, Druck und Verlag von Karl Martini, Ausgabe 1904
4 „Das Vorgebirge – vom Rhein zur Swist“, Horst Bursch, Sutton Verlag, 2018
5 „Bornheim in alten Ansichten“, Band 3, Horst Bursch, Verlag Zaltbommel, 2009
6 „Adressbuch des Landkreises Bonn umfassend die Bürgermeisterreien Duisdorf, Godesberg, Hersel, Oedekoven, Sechtem, Vilich, Villip, Waldorf. 1. Ausgabe, Druck und Verlag von P. Hauptmann, Bonn. 1907
7 „Castrop Rauxeler Volkszeitung“, Ausgabe 01.09.1927
8 „Adreßbuch Vorgebirge (Amtliches Einwohnerverzeichnis), 1926, Langenbachsche Verlagsanstalt
9 „Einwohner-Adreßbuch für den Landkreis Bonn und Vorgebirge: 1. Ausgabe (1929/30), Hrsg.: Best's Druck-Verlag Bonn
10 Bremer Passagierlisten (www.passagierlisten.de)
11 Ancestry (www.ancestry.de)
12 "Echo der Gegenwart", Ausgabe 20.08.1876, 21.08.1876, 02.12.1877, 09.12.1877, 30.12.1877, 28.02.1878, 05.05.1878
13 MyHeritage (www.myheritage.de)
14 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 27.03.1833, 15.01.1865, 06.01.1890
15 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
16 Sterbeurkunde von Jakob Lux, 1846-1893 [13]
17 "Aachener Zeitung", Ausgabe 15.07.1876
18 „Adreßbuch von Aachen und Burtscheid“, Aachen, 1855. Verlag von Benrath & Vogelsang
19 „Adreßbuch für Aachen und Burtscheid“, 1875. Im Selbstverlage herausgegeben von J. Stercken. Aachen. Druck von J. Stercken
20 „Adreßbuch für Aachen und Burtscheid“, 1877/78. Herausgegeben von Ernst Vogelsang, Verlag von Benrath & Vogelsang, Druck von J. Stercken
21 „Adress- und Geschäfts-Handbuch für Aachen und Burtscheid“, 1879. Im Selbstverlage herausgegeben von J. Stercken, Druck von J. Stercken
22 "Bonner Tageblatt", Ausgaben 17.10.1883, 24.02.1884, 22.06.1884, 07.03.1886
23 "Bonner Generalanzeiger für Bonn und Umgegend", Ausgaben 27.03.1899, 24.07.1904, 30.07.1904, 14.02.1920, 16.04.1920, 28.05.1920, 12.03.1921, 20.03.1925, 13.12.1926
24 "Godesberger Volkszeitung", Ausgabe 10.03.1920
25 "Bonner Wochenblatt", Ausgabe 11.01.1870
26 "Neußer Zeitung", Ausgabe 23.01.1889
27 "Westlich von Bonn", Autor: Herbert Weffer