Die Historie der Brauerei „Zur Eule“ als kleine Hausbrauerei
für den Eigenbedarf der gleichnamigen Wirtschaft reicht weit zurück, kann
aber erst nach der Übernahme durch Heinrich Bongartz im Jahr 1869 sicher
belegt werden.
Heinrich Bongartz baute die Brauerei weiter aus und
belieferte auch umliegende Wirtschaften mit seinem Bier. Seine beiden Söhne
Wilhelm und Johann arbeiteten beide mit in der Brauerei und übernahmen diese
nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1912.
Ende der 1920er Jahre wurde die Brauerei von der Kölner
Union-Brauerei übernommen, zuerst noch weitergeführt, Ende der 1930er Jahre
aber stillgelegt und nur noch als Niederlage weitergeführt.
Nach dem Krieg führten die beiden Brüder Bongartz einen
Bierverlag in Düren, den es bis heute, allerdings verlagert nach Aldenhoven
und nicht mehr von der Familie geführt, gibt.
Auch von der Wirtschaft trennte sich die Familie Bongartz in
den 1950er Jahren. Dies wurde im Anschluss durch verschiedene Betreiber
weitergeführt und beherbergt Stand 2024 ein Bordell.
Die Historie der Brauerei „Zur Eule“
Die erste bekannte Nennung einer Gastwirtschaft „Zur Eule“ in
Düren stammt aus dem Jahre 1820 und erfolgte im Kontext eines herrenlosen
Windhundes.
[6:07.12.1820] „…In Düren, im Gasthause zur Eule, befindet
sich ein herrenloser Windhund, schwarz mit weißen Flecken, und einen
kupfernen Halsband anhabend; der Eigenthümer kann ihn das selbst abnehmen…“
Die erste Nennung, welche auch Bezug zu einer Brauerei nimmt,
stammt aus dem Jahr 1851. Der damalige Besitzer, Arnold Sturm, bot
Restauration und Brauerei „verziehungshalber“ zur Miete oder Kauf an.
[6:07.12.1851] „…Das zur Gast= und Schenkwirthschaft seit
länger als 100 Jahren benutzte Haus, „zur Eule“ genannt, in Düren, welches
außer geräumigen Wirthschafs=Localitäten auch eine Brauerei, Kegelbahn, Kuh=
und Pferde=Stallungen u. großen Hof hat, steht mit oder ohne Wirthschafts=Utensilien
verziehungshalber zu verkaufen oder zu vermiethen. Näheres bei dem
Eigenthümer Arnold Sturm...“
Arnold Sturm führt auf, dass die Gastwirtschaft „Zur Eule“
schon länger als 100 Jahre betrieben wurde und er führt auch eine Brauerei
auf. Zu dieser Zeit war es üblich, dass Gastwirtschaften für den Eigenbedarf
selber brauten, was auch hier so gewesen sein dürfte.
Adolf Sturm verzog allerdings nicht sehr weit, er erwarb das
nur 200 Meter entfernt gelegene Gebäude in der Weierstraße 1-3, in dem er im
Anschluss eine Restauration und eine Brauerei betrieb [7]. Dies war
gleichzeitig die Gründung der Brauerei Sturm, welche sich in den nächsten
Jahrzehnten zur mit Abstand größten Brauerei in Düren entwickelte.
(W016) [31:07.12.1820]
Erste bekannte Nennung des Gasthaus "zur Eule" aus dem Jahr 1820
(W017) [6:07.12.1851]
Arnold Sturm, der spätere Gründer der Dürener Sturm-Brauerei, war im Jahr
1851 Besitzer der Gastwirtschaft "zur Eule". Er weißt in der Anzeige nicht
nur auf eine Brauerei hin, sondern auch auf die über 100-jährige Historie
des Hauses
Die Führung der Gastwirtschaft „Zur Eule“ durch Joseph Dederichs (1853-1856)
Ende des Jahres 1852 mietete Joseph Dederichs die
Gastwirtschaft „Zur Eule“ von Arnold Sturm und eröffnete diese am 29. Januar
1853, was er in der lokalen Presse wie folgt ankündigte:
[8:18.02.1853] „…Geschäfts=Eröffnung. Daß ich mit dem
heutigen Tage hierselbst eine Gast= und Schenkwirthschaft genannt zur „Eule“
eröffnet habe, zeige ich hiermit ergebenst an, und empfehle mich dem
reisenden Publikum zum billigen und guten Logiren, mit dem Versprechen, daß
ich stets bemüht sein werde, allen Anforderungen zu genügen. Düren, den 29.
Januar 1853. Joseph Dederichs, in der Kämergasse…“
Ob Joseph Dederichs auch braute ist nicht belegt, kann aber fast sicher angenommen werden. Das das Gebäude eine Brauerei enthielt
ist bekannt und zu dieser Zeit brauten fast alle Schenkwirtschaften für
ihren Eigenbedarf.
Weiter ist über Joseph Dederichs leider nichts bekannt.
Bereits im Jahr 1856 stand das Haus in der Kämergasse 5
wieder zum Verkauf. Vermutlich wurde es zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr
von Joseph Dederichs geführt, da Arnold Sturm, weiterhin Besitzer des
Hauses, in seiner Anzeige die Vergangenheitsform verwendet und auch von
Nutzungen z.B. auch für Ackerwirte, spricht.
[9:19.04.1856] „…Das Haus in der Kämergasse zur„Eule“
genannt, worin seit vielen Jahren eine Gastwirtschaft mit günstigem Erfolge
bestanden, wegen seiner großen Räumlichkeiten auch zur Ackerwirthschaft und
jedem andern Geschäftsbetriebe geeignet, ist zu verkaufen und baldigst
anzutreten. Eine Ablage des Kaufpreises wird nicht verlangt und sind die
günstig gestellten Bedingungen bei dem unterzeichneten Eigenthümer zu
erfahren. Arnold Sturm…“
(W018) [8:18.02.1853]
Joseph Dederichs mietete die Eule von Arnold Sturm und eröffnete seine
Gastwirtschaft im Januar 1853. Da das Haus nachweislich mit einer Brauerei
ausgestattet war, kann angenommen werden, dass dort unter Joseph Dederichs
auch gebraut wurde.
Die Brauerei „Zur Eule“ unter Peter Servais
Als erster Betreiber einer Brauerei in der Kämerstraße 5a
überhaupt, wird im Standard-Brauereiverzeichnis [10] ab dem Jahr 1870 die
Witwe Peter Servais angegeben. Das Brauereiverzeichnis reicht für Düren in
den meisten Fällen generell nur bis zum Jahr 1870 zurück, deshalb kann davon
ausgegangen werden, dass vor der Witwe Peter Servais schon Peter Servais
dort gebraut hat. Ob der Eintrag im Brauereiverzeichnis aber überhaupt
stimmt, ist ebenfalls nicht sicher. Aber der Reihe nach.
Peter Servais sen. tritt zum ersten Mal im Jahr 1840 in
Erscheinung, allerdings nicht als Brauer selbst, sondern nur als Besitzer
einer Brauerei die zu verpachten ist. Es handelt sich dabei aber nicht um
die Brauerei in der Kämerstraße, sondern um eine Schenkwirtschaft und
Brauerei direkt am Dürener Kölntor.
[6:12.05.1840] „…Das zu Düren vor dem Kölnthor gelegene, vor
drei Jahren neu gebaute Haus, die „Harmonie“ genannt, mit Hintergebäude,
Hofraum, Einfahrt und Garten versehen, worin seither eine Gast= und
Schenkwirthschaft mit Vortheil betrieben worden, steht vom 15. d. M. Mai ab
ganz oder theilweise zu pachten und gleich zu beziehen. Das Wohnhaus enthält
11 schöne Zimmer, einen geräumigen Saal, Küche, großen Keller und einen zum
Malzmachen eingerichteten Speicher; das Hintergebäude eine ganz neue
Brauerei und Stallungen; der Garten ist theilweise zur Wirthschaft
eingerichtet und mit einer Kegelbahn versehen. Pachtlustige erfahren die
Bedingungen (auf portofreie Anfragen) bei dem Eigenthümer Peter Servais oder
dem bisherigen Pächter Peter Nolden…“
Die Familie Servais war durchaus wohlhabend und Peter Servais
zu dieser Zeit Stadtrat in Düren wie dem nachfolgenden Artikel des Vereins
zur „Beförderung der Sparsamkeit“ zu entnehmen ist.
[12:16.0.1842] „…Aachen, 16. Januar. Der Vorstand des
hiesigen Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit hat gestern die
Errichtung einer Prämienkasse und einer Sparkasse zu Düren insonderheit für
den Kreis Düren beschlossen und zu Mitgliedern der Verwaltungskommission
dieser Kassen ernannt die HH.: Stadträthe Leopold Schöller und Joseph
Wergifosse, Pfarrer Daubenthal, Karl Fried. Schmits=Dubois (dieser als
Kassirer), Stadtrath Peter Servais, Kataster=Kontrolleur Jakob Moedersheim,
Richard Busch, Damian Rumpel, Peter Brauweiler und Joseph Schmitz. Beide
Kassen werden am Sonntag, den 23. d.J., eröffnet werden, und es steht zu
erwarten, daß nun auch bald eine den Zwecken des Vereins entsprechende
Klein-Kinder=Bewahranstalt in Düren eingerichtet werden wird…“
Über Peter Servais sen. ist nicht viel bekannt, auch nicht,
ob er selbst je eine Schenkwirtschaft oder Brauerei betrieben hat. Bei dem
Peter Servais, welcher
in der folgenden Anzeige aus dem Jahr 1852, genannt
wird, dürfte es sich um den gleichnamigen, um 1826 geborenen Sohn von Peter
Servais sen. handeln [1:19.09.1855].
[12:10.07.1852] „…Juli 13., Dienstag, Morgens 11 Uhr, sollen
zu Düren auf Anstehen und in der Wohnung des Peter Servais und mehrerer
anderen Herren circa 40 Morgen Winterfrucht im Dürener und Distelrather
Felde stehend, durch Notar Jansenius verkauft werden…“
Peter Servais jun. betrieb zu dieser Zeit auch eine Brauerei
mit angeschlossener Brennerei, diese war allerdings ebenfalls nicht in der
Kämergasse 5a, sondern in der nur 200 Meter entfernten Weierstraße 301
gelegen [13:08.10.1956].
[9:04.07.1855] „…Letztjähriger Spalter= und amerikanischer
Hopfen erster Qualität ist pfundweise billig zu haben bei P. Servais. in
Düren, Weierstraße…“
[9:18.08.1855] „…Zur Erlernung der Brauerei und Brennerei
wird ein starker Knabe, am liebsten vom Lande, gesucht von P. Servais in
Düren…“
Diese Brauerei wiederum taucht gar nicht im
Standard-Brauereiverzeichnis auf [10].
Peter Servais jun. war mit der ebenfalls aus Düren stammenden
Anna Margaretha Classen verheiratet und im September 1855 kam mit Peter
Joseph ihr einzig bekanntes Kind zu Welt [9:19.09.1855].
Der Fokus von Peter Servais schien mehr auf dem Brennen von
Branntwein als auf dem Brauen von Bier zu liegen, zumindest wenn man die
bekannten Anzeigen dieser Zeit betrachtet.
[13:10.12.1856] „…Wöchentlich drei Mal Korn-Spülicht in der
Brennerei von P.J. Servais…“
„Spüllicht“ ist die beim Schnapsbrennen in der Brennblase
zurückgebliebene Flüssigkeit, die als Tierfutter verwendet wurde [14].
[13:10.01.1857] „…Ein junger Bursche, welcher die
Branntwein=Brennerei zu erlernen Lust hat, findet dazu Gelegenheit bei Pet.
Servais, Düren…“
[13:10.02.1858] „…Wacholderbeeren werden angekauft in der
Brennerei v. Peter Servais…“
Aber auch der Betrieb der Wirtschaft ist durch Anzeigen
gesichert, in denen z.B. die Aufstellung eines neuen Billiards oder
Vereinstreffen des Taubenzüchtervereins „La Colombe“ genannt sind
[13:05.05.1858,15:11.11.1863].
Im Jahr 1867 verstarb Peter Servais im Alter von nur 41
Jahren [1:01.08.1867]. Im Anschluss wurde die Brennerei stillgelegt und die
Brauerei zuerst von dessen Witwe weitergeführt.
[6:22.09.1867] „…Brennerei. Ein gute Brennereigeschirr wegen
Sterbefalles billig zu verkaufen bei Pet. Servais in Düren…“
Im Jahr 1870 kam es dann zu einer Versteigerung des
kompletten Besitztum der Familie Servais, immerhin von 4 in Düren gelegener
Häuser. Zu der Versteigerung kam es, weil sich die Erben, vermutlich war
Peter Servais sen. verstorben, sich nicht auf eine Verteilung der Erbmasse
einigen konnten.
[6:14.03.1870] „…Häuser-Verkauf zu Düren. Am Donnerstag den
28. April d.., Morgens 9 Uhr, sollen in der außergerichtlichen
Theilungssache der Erben Peter Jacob Servais und Anna Elis. Joussen bei der
Wirthin Frau Witwe Peter Servais zu Düren folgende zu Düren gelegene Häuser
öffentlich im Licitationswege verkauft werden, nämlich:
1) Ein in der Weierstraße gelegenes Wohnhaus, nebst Brauerei und Hofraum,
taxirt 5000 Thlr. Dieses Haus liegt im Mittelpuncte der Stadt, in
unmittelbarer Nähe des Maiktes, angränzend an die verkehrreichsten Straßen
der Stadt und eignet sich wegen seiner Größe und Lage zu jedem Geschäfte. In
demselben wird Brauerei und Schenkwirthschaft mit reichem Erfolge geführt.
2) Ein zu Düren am Hühnermarkte gelegenes, zu einem Geschäftshause
geeignetes Wohnhaus, taxirt 2000 Thaler. Diese beiden vorstehenden Häuser
werden zuerst im Ganzen zusammen, und dennach in 3 Theilen zum Verkaufe
ausgestellt.
3) Ein zu Düren vor dem Kölnthor gelegenes, geräumiges Wohnhaus, nebst
Hofraum und Hintergebäude, taxirt 6900 Thaler. Dieses Haus läßt sich wegen
seiner Größe und bequemen Einrichtung zu jedem Geschäfte verwenden.
4) Ein neben diesem Hause gelegenes, ebenfalls sehr bequem eingerichtetes,
neuerbautes Haus, nebst Hofraum, taxirt 3000 Thaler.
Die Verkaufsbedingungen und Situationspläne sind beim Unterzeichneten
einzusehen. Düren. J. Jansenius, Notar…“
Eines der versteigerten Häuser war die Wirtschaft und
Restauration in der Weierstraße 301, auch hier von der Kämergasse keine
Spur. Ob Peter Servais jemals die Brauerei „Zur Eule“ in der Kämergasse
geführt hat ist nicht belegt und eher unwahrscheinlich.
2 Monate später verkaufte die Witwe von Peter Servais die
komplette Einrichtung der Brauerei in der Weierstraße und damit war das
Kapitel des Brauens der Familie Servais vorbei.
[12:03.06.1870] „…Sämmtliche in gutem Zustande befindliche
Braugeräthe, als: kupferne Braupfanne, Bottiche, Schiff etc, zu verkaufen
bei Wittwe Peter Servais in Düren, Weierstraße…“
(W014) [9:18.08.1855]
Neben der Brauerei wurde auch eine Brennerei betrieben. Anzeige aus dem Jahr
1855
(W008) [9:17.09.1856]
Peter Servais betrieb nicht nur eine Brauerei, sondern aus Landwirtschaft.
Anzeige aus dem Jahr 1856
(W061) [13:10.12.1856]
3x in der Woche wurde gebrannt. Die Rückstände in der Brennblase, Spülicht
genannt, wurden als Viehfutter verkauft. Anzeige aus dem Jahr 1856
(W015) [13:31.07.1858]
Felsenlagerbier bei Peter Servais. Anzeige aus dem Jahr 1858
(W010) [13:10.02.1858]
Wacholderbeeren für die Brennerei gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1858
(W011) [13:05.05.1858]
Ein neues Billard sollte neue Gäste anlocken. Anzeige aus dem Jahr 1858
(W012) [6:22.09.1867]
Nach dem Tod von Peter Servais im Jahr 1867 wurde die Brennerei stillgelegt
und die Anlagen verkauft
Die Brauerei „Zur Eule“ unter Johann Heinrich Bongartz (1869-1912)
Vermutlich hat Johann Heinrich Bongartz die Brauerei „Zur
Eule“ in der Kämergasse im Jahr 1869 übernommen. Hiervon zeugt ein Foto eine Glasfensters, in dem diese Jahreszahl angegeben ist (siehe S001). Von wem
Johann Heinrich Bongartz die Brauerei übernommen hat und ob die Brauerei zu
diesem Zeitpunkt noch in Betrieb war, ist völlig unklar. Der nächste
Nachweis stammt erst wieder aus dem Dürener Adressbuch
des Jahres 1882. Dort ist unter der Kämergasse 5a folgender Eintrag zu finden:
„…Bongartz, Heinrich, Wirth u. Brauer…“ [24].
Johann Heinrich Bongartz war mit der aus Vlatter im Kreis
Schleiden stammenden Elisabeth Schwer verheiratet [16]. Bekannt sind mit
Anna Margaretha, Wilhelm Heinrich und Johann Joseph drei gemeinsame Kinder
[4:16.04.1913].
Im Dürener Anzeiger erschien im August 1886 ein Artikel über
die Modernisierung der Brauerei von Heinrich Bongartz, welcher einen guten
Einblick in Größe und Ausstattung der Brauerei gibt.
[5:18.08.1886] „…In der Bierbrauerei des Herrn Heinrich
Bongartz. Kämergasse, welche gegenwärtig durch An= und Umbauten ansehnlich
vergrößert wird, ist u. a. auch ein oberirdischer Lagerkeller nach dem neu
erfundenen System Schaar (Deutsches Reichspatent Nr. 26640 und Zusatzpatent
Nr. 30719) im Bau. Dieses hier zum ersten Male eingeführte System zeichnet
sich vor andern Systemen dadurch aus, daß der Hohlraum des Kellers ein
möglichst beschränkter ist die Fässer mit schlechten Wärmeleitern dicht
umgeben sind und das Eis unmittelbar auf und an den Fässern ruht. Während
bei gewöhnlichen Kellern ein großer Procentsatz Eis durch die Erdwärme
verloren geht, findet hier jeder Centner Eis in Folge seiner directen
Wirkung auf die Fässer seine volle Verwerthung; die Biere halten sich sehr
schön, sind der Kellerluft nicht ausgesetzt, weshalb auch die Nachgährung
ruhig, ohne jeder Störung verläuft. Die Bedienung der Fässer (Füllen,
Abfüllen, Nachfüllen etc.) ist äußerst einfach und bequem. In allen
Brauereien, in welchen derartige oberirdische Lagerkeller errichtet worden
sind, haben dieselben sich vorzüglich bewährt. So erklärt der
Brauereibesitzer Herr Wilh. Felten in Köln: „Von 6000 Ctrn. Eis, welche für
einen Lagerraum von 1500 Hektoliter Bier geschüttet wurden, sind nach
4maliger Füllung der Fässer noch 3000 Centner vorhanden gewesen. Meine
obergährigen Biere werden jetzt in 10—14 Tagen klar und die Temperatur
derselben steht nach 2 Monaten auf 3/4° R. In Folge des gleichmäßigen
vorzüglichen Bieres hat sich mein Geschäft seit Inbetriebstellung des
Kellers verdoppelt.“ Aehnlich sprechen sich die Herren Brenties in Köln,
Wisdorf in Nippes und Wolter in Bonn aus.— Der neue Keller des Herrn
Bongartz wird für etwa 900 Hektoliter Bier Lagerraum haben; er soll noch vor
Beginn des Winters fertiggestellt werden. Auf dem Dache des Kellers wird ein
Wasserbassin angebracht werden mit einer Fläche von ca. 2400 □ Fuß, welches,
aus der städtischen Leitung gespeist, während der kalten Jahreszeit die
kostenlose Gewinnung frischen und reinen Eises ermöglicht…“
Erst im Dezember 1888 ließ Heinrich Bongartz offiziell die Firma
„J. Heinr. Bongartz“ im Dürener Handelsregister eintragen:
[4:15.12.1888] „…Düren. Unter Nr. 327 des Firmenregisters ist
heute die Firma J. Heinr. Bongartz mit dem Sitze in Düren und als
Firmeninhaber der Brauereibesitzer Johann Heinrich Bongartz jun. Düren
eingetragen worden. Düren, den 6. Dezember 1835. Königliches Amtsgericht.
Abtheilung IV…“
Heinrich Bongartz braute nicht nur für den Eigenbedarf seiner
Wirtschaft, die Brauerei war größer dimensioniert, wie aus der weiter oben
genannten Lagerkapazität von 90.000 Liter Bier abgeleitet werden kann.
Heinrich Bongartz belieferte auch Wirtschaften der Umgegend mit seinem Bier.
[5:04.05.1889] „…Eröffnung der Wirtschaft Kölnerstrasse Nr.
27, Herm. Dohmen, im Ausschank des so beliebten Lager- und Braunbiers aus
der renommirten Bierbrauerie "zur Eule" von J.H. Bongartz…“
[5:23.12.1893] „…frisches süßes Braun- u. altes abgelagertes
Weißbier aus der Brauerei "Zur Eule" von J.H. Bongartz bei L. Meckler,
Karlstr. 6…“
Heinrich Bongartz selbst machte nur wenig Werbung für sein
Bier. Aus der Zeit vor der Jahrhundertwende ist nur eine einzige Anzeige
bekannt.
[5:04.05.1889] „…Nehme heute mein diesjähriges Lagerbier u.
Bockbier in Anstich. J.H. Bongartz, Bierbrauerei zur Eule…“
Ansonsten gibt es eine Vielzahl von Anzeigen von
verschiedensten Vereinen und Verbänden, welche ihre Versammlungen in der
Restauration der Brauerei abhielten. Beispiele sind der Dürener Weber-Verein
[5:13.01.1886], der Dürener Kampfgenossen-Verein [5:22.07.1891], die Dürener
Ortskrankenkasse [5:0112.1896], der Dürener Bogenschützenverein
[5:09.01.1898], die Ewaldus Schützengilde Bünagel-Kompagnie [5:26.08.1899]
und der Dürener Athleten-Klub, welcher aus seine Übungsstunden dort abhielt
[5:09.11.1898].
Etwas befremdlich mutet folgende Anzeige aus dem Jahr 1900
an, in der gezielt eine Waise als Hausmädchen gesucht wird:
[5:04.12.1900] „…Junges starkes Mädchen (am liebsten Waise)
per sofort für kleinen Haushalt gesucht. Auskunft Brauerei „Zur Eule“,
Kämergasse…“
Um die Jahrtausendwende gelang es Heinrich Bongartz weitere
Absatzstätten für sein Bier zu erschließen, so z.B. die Restauration von
Friedrich Derichs in der Eisenbahnstraße 33 und die Restauration von Caspar
Thelen [5:22.12.1900,5:25.07.1903].
Durch die Einführung von Flaschenbier vergrößerte Heinrich
Bongartz ebenfalls seinen Absatzmarkt.
[5:24.12.1907] „…Flaschen-Bier! Feinstes Lager=Bier aus der
Brauerei „Zur Eule“ ca. ½ Ltr.=Flaschen 10 Pfg. mit 10 pCt. Rückvergütung.
Zustellung franko Haus. Bestellungen in den Verkaufsstellen oder
telephonisch (Fern ruf 296) erbeten. Konsum- und Sparverein Düren…“
[5:03.06.1908] „…Eulen-Lagerbier in altbekannter,
vorzüglicher Qualität, Original=Brauerei=Füllung, garantiert aus nur
feinstem Hopfen und la. Malz hergestellt, empfiehlt in ca. 1/2
Liter=Flaschen à 10 Pfg. Brauerei Zur Eule. In Flaschen nur direkt von der
Brauerei sowie durch den Konsum= und Spar=Verein Düren zu beziehen.
Bestellungen werden entgegen genommen Telefon 518…“
Heinrich Bongartz war auch gesellschaftlich aktiv, er war
Mitglied des Kirchenvorstandes der Pfarre St. Anna [5:15.08.1902] und im
Vorstand der Dürener Zentrumspartei [5:28.09.1906].
Im November 1908 verstarb Heinrich Bongartz Ehefrau
Elisabeth. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits seine beiden Söhne Wilhelm
und Johann in der Brauerei tätig und wurden als „Brauerei-Geschäftsführer“
bezeichnet [5:11.11.1908].
Im Dürener Adressbuch des Jahres 1910 taucht Johann Heinrich
Bongartz weiterhin als „Brauereibesitzer und Wirt“ auf [23]. Sein Sohn
Wilhelm ist als „Brauerei-Geschäftsführer“, wohnhaft in der Stürtzstr. 24
aufgeführt [23]. Die Stürtzstraße war eine neu gebaute Straße, welche parallel
zur Kämergasse hinter der Brauerei verlief. Die eigentliche Brauerei lag
also hinter der Wirtschaft mit Eingang zur Stürtzstraße. Der zweite in der
Brauerei tätige Sohn Johann Bongartz ist im Adressbuch des Jahres 1910 nicht
mit Bezug zur Brauerei vertreten. Es gibt einen Eintrag für einen Kaufmann
Johann Bongartz, wohnhaft am Bonnerplatz 8 [23]. Ob dies der Bruder von
Wilhelm Bongartz war oder ob dieser sich zu dieser Zeit nicht in Düren
aufhielt, ist unklar.
(S001) [unbekannt]
Foto eines Glasfensters der Brauerei. Der Text lautet "J.H. Bongartz,
Bierbrauerei zur Eule, 1869". Diese Fenster ist der einzige bekannte Beleg
für das Gründungsjahr 1869
(W053) [5:04.05.1889]
Johann Heinrich Bongartz wirbt im Jahr 1889 für sein Lager- und Bockbier aus
der Bierbrauerei zur Eule
(W019) [5:04.05.1889]
In der Dürener Restauration von Hermann Dohmen in der Kölnstr. 27 wurden die
"so beliebten Lager- und Braunbiere aus der renommirten Bierbrauerei "zur
Eule" von J.H. Bongartz" ausgeschenkt
(W044) [5:14.07.1896]
Namenstagsgrüße für Heinrich Bongartz vom Dürener Weberverein, welcher
seinen Vereinssitz im Restaurant zur Eule hatte
(W056) [5:23.12.1893]
Lambert Meckler führte die Dürener Gastwirtschaft "zum Reichs-Adler". Neben
Bier aus der Düsseldorfer Hoefel-Brauerei hatte er auch "frisches süßes
Braun- u. altes abgelagertes Weißbier aus der Brauerei "Zur Eule" von J.H.
Bongartz" im Ausschank
(W054) [5:22.12.1900]
Die Restauration von Friedrich Derichs führte neben Dortmunder Löwenbräu
auch "Eulen-Lagerbier aus der Brauerei H. Bongartz"
(W024) [5:29.07.1902]
Zur Anna-Kirmes des Jahres 1902 bringt Andreas Broicher die "hochfeinen
Biere aus der bekannten Brauerei Zur Eule" zum Ausschank
(W025) [5:25.07.1903]
Auch die Restauration Caspar Thelen hatte "hochfeines Lagerbier aus der
Brauerei zur Eule" im Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1903
(W055) [5:14.09.1907]
Auf der Feier der St. Hubertus-Schützengesellschaft aus Lendersdorf im Jahr
1907 gab es "Bier aus der Brauerei H. Bongartz, per Glas 10 Pfg."
(W020) [5:05.08.1896]
Die Bünagel-Compagnie (Ewaldus Schützengilde) versammelte sich regelmäßig in
ihrem Stammlokal "zur Eule". Anzeige aus dem Jahr 1896
(W021) [5:09.11.1898]
Der Dürener Athleten-Klub führte in den Sälen der Eulenbrauerei sogar seinen
Übungen durch. Anzeige aus dem Jahr 1898
(W026) [5:24.12.1907]
Mit dem Vertrieb von Flaschenbier erschloss sich die Brauerei im Jahr 1907
einen weiteren Absatzmarkt
(W027) [5:03.06.1908]
Weitere Anzeige für Flaschenbier aus der Brauerei Zur Eule aus dem Jahr 1908
(W023) [5:04.12.1900]
Waise als Hausmädchen gesucht. Etwas befremdlich anmutende Anzeige aus dem
Jahr 1900
(W029) [5:13.05.1909]
Expansion und Facharbeitermangel. In dieser Anzeige aus dem Jahr 1909 suchte
die Brauerei gleich 5 Arbeiter gleichzeitig
(W030) [5:19.05.1910]
Im Jahr 1910 war die Brauerei bereits mit einer Eismaschine ausgestattet,
für welche ein "Hülfsmaschinist" gesucht wurde
(W052) [5:07.11.1908]
Todesanzeige von Elisabeth Bongartz geb. Schwer, der Frau von Johann Heinrich
Bongartz, welche am 6. November 1908 im Alter von 67 Jahren verstarb
(W051) [5:14.11.1908]
Dankesanzeige von Johann Heinrich Bongartz zur Anteilnahme am Tod seiner
Frau
(W064) [5:21.04.1909]
Wilhelm (genannt Willy) Bongartz war im Jahr 1909 bereits Geschäftsführer in
der Brauerei seines Vaters. Die Brauereiarbeiter gratulierten ihm zur
Hochzeit mit Sophia Becker im Jahr 1909 mit dieser Anzeige in der Dürener
Zeitung
Der „Eis-Krieg“
Ab dem Jahr 1909 wurde die Brauerei modernisiert und
erweitert. In einer Anzeige aus dem Jahr 1909 wurden gleich 5 Arbeiter auf
einmal gesucht.
Mit der Modernisierung wurde auch eine Eismaschine
angeschafft. Hierdurch wurde die Brauerei unabhängig von im Winter
eingelagertem Natureis, gleichzeitig wurde aber auch mit dem Verkauf des
selbst hergestellten Eises ein neuer Geschäftszweig gegründet.
[5:19.05.1910] „…Ein Hülfsmaschinist, welcher schon
Eismaschine bedient hat, gesucht. Brauerei "Zur Eule"…“
[5:12.04.1911] „…Brauerei "zur Eule" Düren tätig noch
Abschlüsse in Blockeis. Bei Abnahme von größeren Quantitäten bedeutend
ermäßigte Preise. Eis-Abonnement-Heftchen von je 40 Gutscheinen a 1, 5 und
10 M, Block a 25 Pfd., gibt ab J.H. Bongartz, Telefon 518…“
Im Jahr 1912 wurde eine weitere Eismaschine angeschafft und
damit die Kapazität der Eiserzeugung verdoppelt.
[5:06.03.1912] „…Block-Eis durch Verdoppelung der Kühlanlagen
zu verkaufen…“
Heinrich Bongartz bot sein Eis für Gewerbe und
Restaurationen in großem Maßstab, aber auch für Privatleute per Abonnement
in kleinem Maßstab an. Auch der städtische Schlachthof in Düren produzierte
und verkaufte Eis. Diesen Konkurrenten adressierte Heinrich Bongartz in
Anzeigen, in denen er auf bessere Qualität und 15% Preisvorteil seines Eises
gegenüber dem Eis des Schlachthofes hinwies.
[5:20.03.1912] „…Noch einige weitere größere Abschlüsse mit
Metzgereien usw. in Ia Block-Eis tätigt Brauerei "Zur Eule" Düren unter
Garantie, daß dasselbe mindestens so haltbar, ja noch zäher ist wie das Eis
des städtischen Schlachthofs. Außerdem ist mein Eis bei größeren Abschlüssen
15 Prozent billiger…“
Das konnte wiederum der städtische Schlachthof nicht
unkommentiert hinnehmen und so antwortete dieser einen Tag später mit einer
Anzeige, in der er behauptete, dass sein Kristalleis haltbarer und
hygienisch besser sei als das „Misch-Eis“ aus der Brauerei „Zur Eule“.
[5:21.03.1912] „…Kristall-Eis. Auf dem städt. Schlachthofe
wird jetzt eine zweite Maschine für Kristalleisfabrikation fertig gestellt.
Der Vertrieb des Eises in der Stadt ist wiederum Herrn Otto Tanzer
übertragen worden, der nunmehr in der Lage sein wird auch bei besteigertem
Eisbedarf allen Ansprüchen der Kundschaft zu genügen. Gegenüber der
Behauptung in dem Inserat der Brauerei "Zur Eule" in den Nummern 62 und 66
dieser Zeitung sei darauf hingewiesen, dass zahlreiche Versuche ergeben
haben, dass Kristalleis weit haltbarer ist als Mischeis jeder Herkunft.
Ausserdem ist es hygienisch einwandfreier, weil es aus kondensiertem Dampfe
hergestellt wird. Die Schlachthofverwaltung…“
Brauerei und Schlachthof verwendeten 2 verschiedene Verfahren
zur Eisherstellung. In der Brauerei wurde das Eis „schnell“ aus
Brunnenwasser hergestellt. Bei diesem Verfahren können die Luftbläschen
nicht komplett aus dem zu frierendem Wasser entweichen, so dass das
Endprodukt trübe ist. Bei dem im Schlachthof verwendeten Verfahren wird
kondensiertes Wasser, welches also vorher dampfförmig und damit keimfrei und
frei von anderen Rückständen war, langsam gefroren. Hierdurch wird das Eis
völlig klar und diese Verfahren gibt zumindest mehr Sicherheit bezüglich der
einwandfreien Hygiene. Dieses Verfahren wurde immer dann bevorzugt
eingesetzt, wenn das Eis später direkten Kontakt zu Lebensmitteln hatte.
Dies ist im Schlachthof, nicht aber in der Brauerei der Fall, wo das Eis nur
zur indirekten Kühlung verwendet wird. Insofern ist die Argumentation des
Schlachthofs zumindest bezüglich der Hygiene nachvollziehbar.
Die Anzeige des Schlachthofs konnte wiederum Heinrich
Bongartz nicht unkommentiert lassen, er antwortete 2 Tage später mit
folgender Anzeige:
[5:23.03.1912] „…In meinem Betriebe arbeiten zwei
Eismaschinen der weltbekannten Spezial-Eismaschinen-Fabriken System
Professor Linde, Wiesbaden. Infolgedessen ist das mit meinen Maschinen
fabrizierte Block-Eis erstklassig. Ausserdem friert mein Eis stets in 10—15
Grad Kälte, da diese tiefe Temperatur erforderlich ist, um meine Eis- u.
Bierkellereien auf—1 Grad zu halten. Da mein Eis in so hoher Kälte
fabriziert wird, ist es, wie auch meine Versuche ergaben, ebenso haltbar wie
das sogenannte Kristalleis meiner Konkurrenz, welche dasselbe aus
Kondenswasser herstellt. Mein Ia. Block-Eis, welches aus keimfreiem
Tiefbrunnen-Quellwasser fabriziert wird, und durch die hohe Kälte nur
undurchsichtig wird, ist seiner Reinheit halber hygienisch einwandfrei. Ein
von der Schlachthof-Verwaltung bezeichnetes Mischeis gibt’s überhaupt nicht.
Ob es nötig war, dass die Stadt uns in der Weise Konkurrenz bietet,
überlassen wir dem Urteil der Bürgerschaft. Weitere Eis-Abschlüsse bei
Ausserst billigster Berechnung nimmt entgegen die Brauerei zur Eule, Düren.
Telefon 516…“
Der Hinweis, dass die Stadt der privaten Brauerei Konkurrenz
macht, bedurfte wiederum einer Erwiderung des Schlachthofes, welche 2 Tage
später erschien.
[5:25.03.1912] „…Die Veröffentlichung der Brauerei zur Eule
in der Samstagnummer der Dürener Zeitung nötigt uns darauf hinzuweisen, daß
nicht wir der Brauerei zur Eule, sondern sie uns Konkurrenz gemacht hat, in
dem sie in ihrem ersten Inserat die durchaus unzutreffende Behauptung
aufstellte, ihr Eis sei „ebenso haltbar, ja zäher als das Schlachthofeis“.
Es mußte uns wohl gestattet sein, dies zurückzuweisen. Wenn Kristalleis
nicht besser wäre als Mischeis, würden wohl fast alle modernen Betriebe dazu
übergehen, Kristalleis zu fabrizieren, dessen Herstellung bedeutend
umständlicher und kostspieliger ist. Düren, den 25. März 1912. Die
Schlachthofverwaltung…“
Dies war die letzte Anzeige des direkten Schlagabtauschs
zwischen Brauerei und städtischem Schlachthof, in weiteren Anzeigen wurde
nur noch für das jeweilige Eis, ohne Verunglimpfung des Konkurrenten,
geworben.
(W032) [5:12.04.1911]
Durch die angeschaffte Eismaschine gab es mit Eis für Gewerbe und
Privatleute ein neues Produkt der Brauerei, welches über Anzeigen vermarktet
wurde
(W033) [5:19.04.1911]
Ein "Hülfsmaschinst" zur Bedienung der Eismaschine wurde im April 1911
gesucht
(W034) [5:06.03.1912]
Mit Anschaffung der zweiten Eismaschine wurde die Vermarktung weiter
angekurbelt, zu Beginn noch ohne Seitenhiebe auf den Schlachthof
(W062) [5:20.03.1912]
Im Fokus der städtische Schlachthof. Das Eis der Brauerei wird als besser
und 15 Prozent billiger beworben
(W035) [21.03.1912]
Das kann der Schlachthof natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Deren
Kristalleis wäre haltbarster als das "Mischeis" der Brauerei und auch
hygienisch besser
(037) [5:23.03.1912]
Die Anzeige des städtischen Schlachthofs bezüglich der Hygiene bedurfte
natürlich einer Antwort der Brauerei. Ihr Eis ist aus keimfreien
Tiefbrunnen-Quellwasser und ebenfalls hygienisch einwandfrei. Und warum muss
die Stadt Privatunternehmern überhaupt Konkurrenz machen?
(W036) [5:25.03.1912]
Wer macht hier wem Konkurrenz? Der Streit wäre ja nur durch die unwahren
Behauptungen der Brauerei entstanden. Und Kristalleis ist immer noch besser
(W038) [5:27.04.1912]
In der Folge weißt die Brauerei in ihren Anzeigen noch darauf hin, dass ihr
Eis hygienisch einwandfrei ist, es wird aber kein Bezug mehr zum städtischen
Schlachthof genommen
(W039) [5:14.12.1912]
Die Eismaschinen wollen auch fachkundig bedient sein. Suchanzeige für einen
Maschinisten aus Dezember 1912
Die „J.H. Bongartz, Bierbrauerei zur
Eule, GmbH“ unter Wilhelm und Johann Bongartz (1913-1923)
Am 19.06.1912 starb Heinrich Bongartz im Alter von 68 Jahren
[5:20.06.1912]. Wie geschätzt und engagiert er in der Dürener Gesellschaft
war, kann aus den folgenden Nachrufen abgelesen werden.
[5:20.06.1912] „…Herr Brauereibesitzer Heinrich Bongartz ist
gestern abend im Alter von 68 Jahren gestorben. Mit ihm scheidet ein Typus
eines echten warmherzigen Dürener Bürgers von hinnen. Ein gerades,
schlichtes Wesen, verbunden mit Herzensgüte, die ihm in reichem Umfange zu
eigen war, gewannen ihm die Sympathien weitester Kreise in seltenem Maße.
Ein offener Charakter, ein aufrechter Mann, der seine Ueberzeugung
unverhohlen bekannte, ein fleißiger, wackerer und dabei bescheidener Bürger,
ein fürsorglicher Freund und treuer Berater, so lebt er weiter in der
Erinnerung aller, die ihn kannten. Bongartz war u. a. lange Jahre
Vorsitzender des Dürener Kampfgenossenvereins, dem er bis zuletzt vorstand,
ferner betätigte er sich viele Jahre als Vorstandsmitglied im
Kirchenvorstande von St. Anna. Auch sonstigen wirtschaftlichen, sozialen und
religiösen Korporationen war er ein eifriger Freund und Forderer. Herr
Bongartz machte die Feldzüge 1866 und 1870/71 mit.— Er ruhe in Frieden!...“
[5:22.06.1912] „…Die Beerdigung des Herrn Joh. Hch. Bongartz
fand heute vormittag unter größter Beteiligung statt. Sehr stark waren
namentlich die Kriegervereine vertreten, denen der Verstorbene angehörte,
sowie zahlreiche andere Korporationen, denen Herr Bongartz stets seine
größte Fürsorge zuwandte. Die Stadtverwaltung war durch mehrere. Herren
Beigeordnete vertreten, und überaus viele Bürger der Stadt aus allen Kreisen
gaben dem Haingeschiedenen das letzte Ehrengeleit. Mit eine eindrucksvollen
feierlichen Halte an der offenen Gruft nahm man von einem echten Manne
Abschied. Er ruhe in Frieden!...“
Nach dem Tod von Heinrich Bongartz übernahmen seine beiden
Söhne Wilhelm und Johannes offiziell die Führung der Brauerei, mitgearbeitet
in der Brauerei hatten sie schon länger. Bekannt ist, dass beide Brüder zwei
Schwestern heirateten. Wilhelm Bongartz war mit Sophie Becker verheiratet,
sein Bruder Johann mit deren Schwester Agnes Becker
[5:24.04.1909,5:27.12.1919].
Im Juli 1912 besichtigte der Kommunalbeamtenverein des
Kreises Düren die Brauerei, der Bericht über diese Besichtigung gibt einen guten Einblick
in die Ausstattung der Brauerei zu dieser Zeit.
[5:24.07.1912] „…Kommunalbeamtenverein des Kreises Düren. Der
Vorstand hatte die Mitglieder zu einer Versammlung am Sonntag, den 21. Juli,
nachmittags 3 Uhr in den oberen Saal des Kölner Hofes eingeladen. … Hierauf
begaben sich die Teilnehmer zur Brauerei „Zur Eule“ Die Herren
Brauereibesitzer Wilhelm und Joh. Bongartz begrüßten die Teilnehmer, dann
erfolgte die Besichtigung der mit modernen Spül= und Füllmaschinen
eingerichteten Flaschenfüllabteilung. Hierauf erläuterte Herr Johann
Bongartz in der Mälzerei die ganze Malzfabrikation und schilderte
ausführlich die chemischen Vorgänge, welche sich im Gerstenkorn bis zur
Malzbereitung abspielen. Die Betriebsabteilung war mit den modernsten
Maschinen, Elevatoren und Becherwerken ausgestattet. Nunmehr ging es zur
eigentlichen Brauerei, wo die Maisch= und Sudprozesse unter Vorführung der
im Sudhaus befindlichen und mit demselben verbundenen Apparate und Maschinen
erklärt wurden. Dann ging es in den Gär= und Lagerkeller, wo der Unterschied
zwischen Ober= und Untergärung, die Vorgänge der Nachgärung, die
Einrichtungen der Kühlanlagen und Eismaschinen erläutert wurden. Bei einem
kühlen Trunke dankte der Vorsitzende, Herr C. Terhöven, den Herren Gebrüder
Bongartz. Herr Sekretär Koch brachte ein Hoch auf die Damen aus. Zum
Schlusse fand noch eine eingehende Besichtigung der Dampfmaschinen,
Kesselanlagen und Eismaschinen statt. ...“
Im Dezember 1912 veröffentlichte die Dürener Zeitung eine
„…Nachweisung derjenigen in der der Stadt Düren vorhandenen fabrikmäßgen
Betriebe und Zahl der beschäftigten Arbeiter…“ [5:30.12.1912]. In dieser
sind insgesamt 5 Brauereien in Düren aufgeführt. Die Brauerei Sturm
beschäftigte 20 Arbeiter und war damit die größte Brauerei gefolgt von der Brauerei
von Franz Althoven mit 17 Arbeitern. Die Brauerei J.H. Bongartz lag mit 10
Arbeitern genau in der Mitte gefolgt von der Brauerei von M. Büngler und
Sohn mit 8 und der Brauerei der Witwe Peter Krementz mit 5 Arbeitern.
Am 10 April 1913 wurde im Dürener Handelsregister offiziell
die Firma „J. H. Bongartz, Bierbrauerei zur Eule, Gesellschaft mit
beschränkter Haftung. Düren“ eingetragen.
[4:16.04.1913] „…Im hiesigen Handelsregister wurde am 10.
April 1913 eingetragen die Firma: „J. H. Bongartz, Bierbrauerei zur Eule,
Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Düren“. Gegenstand des Unternehmens
ist der Betrieb einer Brauerei und die Vornahme der mit diesem Beitriebe
zusammenhängenden Handelsgeschäfte. Es steht der Gesellschaft frei, sich an
Unternehmungen einschlägiger Art zu beteiligen. Stammkapital 90 000 M.
Geschäftsführer sind: Wilhelm Bongartz, Jobannes Bongartz, beide
Brauereileiter in Düren. Die Gesellschafter Ehefrau Rösseler, Ehefrau
Klinkenberg, Wilhelm, Anna, Therese, Johannes und Theodor Bongartz als
einzige Erben des zu Düren verstorbenen Bierbrauereibesitzers Johann
Heinrich Bongartz übereignen zur Erledigung aller Stammeinlagen die in dem
Vertrage näher aufgeführten Vermögensobjekte zum Gesamtwerte von 90 000 M.
Gesellschaftsvertrag vom 31. Januar 1913 ergänzt am 26. März 1913. Dauer der
Gesellschaft bis zum 30. Dezember 1922. Ueber diesen Zeitpunkt hinaus setzt
sich die Gesellschaft jeweils um weitere 5 Jahre fort, falls nicht
spätestens binnen 6 Monaten vor dem Schluß des jeweils letzten
Geschäftsjahres die Kündigung der Gesellschaft durch einen Gesellschafter
erfolgt. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so haben die
rechtsverbindlichen Erklärungen und Zeichnungen für die Gesellschaft durch 2
Geschäftsführer zu erfolgen. Solange die Gesellschafter Wilhelm und Johannes
Bongartz Geschäftsführer sind, erfolgen die rechtsverbindlichen Erklärungen
und Zeichnungen durch einen dieser Geschäftsführer. Oeffentliche
Bekanntmachungen der Gesellschaft werden im Deutschen Reichsanzeiger
erlassen. Kgl. Amtsgericht Düren…“
In dieser Firmierung taucht zum ersten Male offiziell der
Name „zur Eule“ auf. Wilhelm und Johannes (Johann) Bongartz waren
Geschäftsführer der Gesellschaft, der Rest der Familie, insgesamt weitere 5
Personen, bildeten die weiteren Gesellschafter. Das Stammkapital der
Gesellschaft betrug 90.000 Mark.
Die Gebrüder Bongartz kümmerten sich ausschließlich um die
Brauerei und gaben die Führung der zur Brauerei gehörigen Restauration ab.
Im Jahr 1913 wurde diese von einem R. Schaefer geführt [5:06.12.1913] und im
Jahr 1916 von einem gewissen H. Wieser [5:29.02.1916]. Zu dieser Zeit wurde
wöchentlich ein Sud gebraut [5:08.05.1914].
Im Jahr 1914 übernahmen die Gebrüder Bongartz auch die
Vertretung der Münchener Thomasbrauerei und boten deren Biere parallel zum
weiterhin selbst gebrauten Bier an.
[5:30.05.1914] „…Wir geben hiermit bekannt, dass wir die
General-Vertretung der Münchener Thomasbrauerei übernommen haben und liefern
von heute ab: Echt Münchener Thomasbräu in Fässer, Flaschen und Syphons.
Gleichzeitig bringen wir zur gefl. Kenntnis, dass von nächster Woche ab ein
hochfeines Spezialbier unter der Bezeichnung Eulen-Pilsener zum Ausstoss
gelangt. Bestellungen nimmt entgegen. Eulenbrauerei Düren (Rhld.). Telefon
1700…“
Im Juli 1918 brach in der Brauerei ein Feuer aus, welches
erheblichen Schaden anrichtete.
[5:29.07.1918] „…Feuer brach in der Nacht zum Sonntag in der
Brauerei zur Eule in der Kämergasse aus. Obwohl die Feuerwehr schnell zur
Stelle war, richtete der Brand doch allerlei Schaden an; namentlich fiel dem
Feuer ein großer Teil des dort aufgespeicherten Laubheus zum Opfer. Der
Brand ist wahrscheinlich auf Selbstentzündung zurückzuführen. Von den
Gebäulichkeiten sind das Dach und die Böden stark beschädigt. Die Maschinen
erlitten teilweise Beschädigungen…“
(W049) [5:20.06.1912]
Todesanzeige von Heinrich Bongartz, geschaltet von seiner Familie
(W050) [5:20.06.1912]
Todesanzeige von Heinrich Bongartz, geschaltet vom Kampfgenossenverein
Düren, dessen Vorsitzender er war
(W045) [5:21.06.1912]
Todesanzeige von Heinrich Bongartz, geschaltet vom Dürener Krieger-Verein
(W047) [5:21.06.1912]
Todesanzeige von Heinrich Bongartz, geschaltet vom Dürener
Zigarren-Abschnitt-Sammelverein
(W046) [5:21.06.1912]
Todesanzeige von Heinrich Bongartz, geschaltet vom Dürener Marine-Verein
(W048) [5:21.06.1912]
Todesanzeige von Heinrich Bongartz, geschaltet von der volkstümlichen
Bogenschützengesellschaft Düren
(W040) [5:06.12.1913]
In der Restauration wird auch Eulen-Bier in Syphons verkauft. Anzeige aus
dem Jahr 1913
(W001) [5:30.05.1914]
Ab dem Jahr 1914 fuhr die Brauerei zweigleisig. Sie übernahm die Vertretung
der Münchener Thomasbrauerei, verkaufte weiterhin aber auch das
selbstgebraute Bier
(W002) [5:24.07.1914]
Werbung der Brauerei aus dem Jahr 1914
(W041) [5:14.01.1914]
Fachpersonal war auch damals schon schwierig zu finden. Im Januar 1914
wurden ein Brauer und ein Mälzer gesucht
(W003) [14.08.1914]
Arbeitermangel durch den ersten Weltkrieg, im August 1914 suchte die
Brauerei gleich mehrere Brauer
(W004) [5:12.05.1915]
Weitere Stellenanzeige aus dem Jahr 1915. Neben Bier vertrieb die Brauerei
aus Eis
(W042) [5:08.05.1914]
Der beim Brauen anfallende Treber wurde als Tierfutter verkauft. Anzeige aus
dem Jahr 1914
(W005) [5:30.12.1916]
Glückwünsche zum neuen Jahr 1917 von der Eulenbrauerei
(W006) [5:31.12.1917]
Glückwünsche zum neuen Jahr 1918 von der Eulenbrauerei
(W007) [30:20.11.1919]
"Feine Biere der Eulenbrauerei Düren" wurden beim Stiftungsfest des
Bedburger Rauch- und Kegelvereins ausgeschenkt. Anzeige aus dem Jahr 1919
(W008) [30:06.12.1919]
Anzeige der Restauration von A. v. Wygerden aus Bedburg, welcher "ff. Biere
der Eulenbrauerei Düren" im Ausschank hatte
Die Union-Brauerei-Gesellschaft (1923-1925)
Ebenso wie sein Vater war Johann Bongartz in der Politik
tätig. Er war ebenfalls Stadtverordneter und, gesichert für das Jahr 1919,
auch Vorsitzender der Zentrumspartei für den Kreis Düren [5:04.06.1919].
Zuvor war er bereits Vorsitzender des Windhorst-Bundes Düren, der
Jugendorganisation der Zentrumspartei, gewesen [5:16.03.1912].
Vermutlich war dies auch der Grund, warum er als
Geschäftsführer der Brauerei ausschied. An seiner Stelle stieg Heinrich
Boll, Kaufmann aus Düren, als Geschäftsführer ein. Im gleichen Zuge wurde
die Brauerei in „Union-Brauerei Gesellschaft“ umfirmiert.
[4:14.07.1923] „…Düren, Rheinl. In das Handelsregister wurde
am 5. Juli 1923 bei der Firma J.H. Bongartz, Bierbrauerei zur Eule,
Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Düren, eingetragen; Die
Vertretungsbefugnis des Gesellschafters Johann Bongartz ist beendet. Durch
Beschluß der Gesellschafterversammlung vom 23. Mai 1923 ist das Stammkapital
um 210 000 M auf 300 000 M erhöht und der Gesellschaftsvertrag in einer
Reihe von Paragraphen abgeändert. Danach ist die Firma geändert in Union
Brauerei-Gesellschaft mit beschränkter Haftung und die Dauer der
Gesellschaft auf 10 Jahre festgesetzt. Die Gesellschaft bestellt einen oder
mehrere Geschäftsführer. Zu Geschäftsführern sind bestellt: Wilhelm
Bongartz, Brauereileiter, und Heinrich Boll, Kaufmann in Düren. Amtsgericht
Düren…“
Heinrich Boll ist war kein Unbekannter im Dürener Brauwesen.
Heinrich Boll war zuerst Prokurist und anschließend, gesichert ab dem Jahr
1913, Brauereidirektor in der Dürener Brauerei „M. Büngeler & Sohn“ gewesen
[5:15.05.1913]. Dies ist z.B. durch den Handelsregistereintrag bei
Umwandlung der Brauerei Büngeler in eine Kommanditgesellschaft belegt [10].
[6:17.02.1920] „...In das Handelsregister wurde am 10.
Februar 1920 eingetragen die Firma M. Büngeler und Sohn mit Sitz in Düren.
Persönlich haftende Gesellschafter sind Heinrich Boll, Brauereidirektor. und
Martin Büngeler. Brauereileiter, beide In Düren. Kommanditgesellschaft seit
1. Januar 1919 mit fünf Kommanditisten. Amtsgericht Düren…“
Die Brauerei „M. Büngeler & Sohn“ wurde im Jahr 1922
geschlossen und Heinrich Boll wechselte zur Eulenbrauerei [10].
Die „Eulenbrauerei GmbH“ (1925-1928))
Die Union-Brauerei-Gesellschaft existierte nur knapp 2 Jahre,
bereits im April 1925 wurde diese wieder in „Eulenbrauerei, Gesellschaft mit
beschränkter Haftung“ umfirmiert. Die Gründe für die erneute Umfirmierung
und ob die bisherigen Gesellschafter und Geschäftsführer die gleichen
blieben, ist unklar.
[6:25.04.1925] „…In das Handelsregister wurde am 24. März
1925 bei der Firma Union-Brauerei, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in
Düren eingetragen: Durch Gesellschafterbeschluß vom 20. Februar 1925 ist das
Stammkapital auf 15000 RM. umgestellt und der Gesellschaftsvertrag in § 1
(Firma), §§ 4, 5 (Stammkapital und Einlagen) und § 14 (Stimmrecht)
abgeändert. Die Umstellung ist durchgeführt. Danach ist die Firma abgeändert
in Eulenbrauerei, Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Amtsgericht Düren…“
Die Firma existierte in dieser Firmierung nur wenige Jahre
bis zur Übernahme durch die Kölner Unionbrauerei.
Die „Kölner Union-Brauerei AG, ZB Eulenbrauerei“ und das Ende ((1928)-1937)
Vermutlich im Jahr 1928, ggf. auch schon im Jahr 1927, übernahm die
Kölner Union-Brauerei die Eulenbrauerei aus Düren und führte sie als Kölner
„Union-Brauerei AG, ZB Eulenbrauerei“ (ZB=Zweigbetrieb) fort [10], wobei die
Familie Bongartz weiterhin Eigentümer blieb [18]. Die Gründe hierfür können
nur vermutet werden. Die wesentlich größere Union-Brauerei, damals eine der
größten Brauereien in Köln, hatte wohl kein Interesse an der Brauerei
selbst, sondern wollte vermutlich nur ihr eigenes Vertriebsgebiet vergrößern. .
Die Hausnummer der Eulenbrauerei in der Stürtzstraße
variierte durch Um- und Ausbau der Straße über die Zeit. Ehemals Nummer 14
war es im Jahr 1925 die Hausnummer 24 [19], im Jahr 1932 wieder 14 und im
Jahr 1936 14-20 [25,20].
Im Jahr 1928 wurde die Restauration in der Kämergasse 5a von
Peter Oleff geführt [18]. Viel Konstanz in der Führung der Restauration „Zur
Eule“ gab es nicht. Im Jahr 1932 wird Anton Scharnickel und im Jahr 1936
Franz Heller als Betreiber genannt [25,20]
Wann die Eulenbrauerei geschlossen wurde ist nicht ganz klar,
laut Standardbrauerei-Verzeichnis war es im Jahr 1937 [10]. Dies könnte
passen, denn im Dürener Adressbuch des Jahres 1936 ist die Brauerei noch mit
dem Eintrag „Köln. Union-Brauerei A.-G., Zweigniederlassung, Stürtzstr.
14-20“ vertreten.
Im Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften ist in den
Jahren 1930-1937 bei der Kölner Union-Brauerei kein Hinweis auf die
Eulenbrauerei in Düren zu finden [17:1930,17:1937]. In der Ausgabe des
Jahrgangs 1938, die Kölner Union-Brauerei war mittlerweile in Hubertus
Brauerei AG umfirmiert worden, findet sich aber der Hinweis „Niederlage in
Düren, Stürtzstr. 14“ [17:1938]. Die geschlossene Eulenbrauerei wurde also im
Anschluss als Niederlage der Hubertus Brauerei AG (ehemals Kölner-Union-Brauerei) genutzt.
Im Jahr 1941 bestand die Niederlage der Kölner
Hubertus-Brauerei noch [17:1941], vermutlich wurde sie im Krieg geschlossen.
Im ersten Nachkriegs-Adressbuch von Düren aus dem Jahr 1954 ist zumindest
keine Niederlage oder kein Bierhandel in der Stürtzstraße mehr aufgeführt.
Johann Bongartz, welcher im Jahr 1923 aus der Brauerei
ausgeschieden war, tauchte in den Anfang der 1930er Jahre als Likörfabrikant
wieder auf. Fabrik und Geschäft waren in der Frankenstraße 1-3 gelegen,
deren Eigentümer er zumindest schon seit Anfang der 1920er Jahre war [19].
Der Eintrag im Dürener Adressbuch des Jahres 1932 lautet: „Bongartz Joh.,
Likörfabrik, Wein- und Spirituosenhandel“ [25]. Auch sein Bruder Wilhelm
stieg wieder in das Business ein. Im Jahr 1954 wird er als Biergroßhändler
in der Frankenstraße 1 geführt, während sein Bruder Johann dort weiterhin
die Likörfabrik betrieb.
Im Jahr 1964 wird als Besitzer der Gebäude in der
Frankenstraße Agnes Bongartz aufgeführt, Johann Bongartz war zu dieser Zeit
bereits verstorben. Wilhelm Bongartz führte weiterhin seine Biergroßhandlung
und hatte zusätzlich noch die Likörfabrik von seinem Bruder übernommen
(„Bongartz Willy, Biergroßhandlung, Destillerie, Weinhandel, Düren
Frankenstraße 1-3“) [22]. Seit dem Jahr 1962 firmierte Wilhelm Bongartz
unter der Firma „Willy Bongartz GmbH & Co. KG, Getränkefachgroßhandlung“.
Die Firma bestand, vermutlich unter anderer Führung, bis ins Jahr 1992 und
ging über weitere Firmierungen und Verlagerung nach Aldenhoven in der
trinkkontor GmbH auf, welche wiederum zur Bitburger Holding gehört [27].
Die Gaststätte "zur Eule" wurde vermutlich Ende der 1950er
Jahre (gesichert ab 1964 [22]) an Friedrich Bergrath verkauft, welcher dort
die Gaststätte weiterführte, welche nach einer Umnummerierung der
Hausnummern mittlerweile in der Kämergasse 7 statt 5a lag [22]. Gesichert
führte Friedrich Bergrath die Brauerei bis ins Jahr 1970 [28], im Jahr 1976
wurde die Gaststätte von Rolf Köpernick geführt [29].
Wie lange die Gaststätte dort noch weiter bestand ist nicht
bekannt, mittlerweile (Stand 2024) befindet sich dort mit der „Bar Abendrot“
ein stadtbekanntes Bordell.
(W063) [18]
Werbung der Kölner Unionbrauerei für ihr "Zweiggeschäft Eulenbrauerei Düren"
im Dürener Adressbuch des Jahres 1928/29
Übersicht der Firmierungen
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1853-1856
Gastwirtschaft "Zur Eule", Joseph Dederichs
Unklar, ob zu dieser Zeit auch gebraut wurde
?
Brauerei "Zur Eule", Peter Servais
Gesichert ist eine Brauerei in der Weierstraße 301, ob
Peter Servais auch die Brauerei in der Kämergasse 5a betrieb, ist nicht
gesichert
1875-1912
Brauerie "Zur Eule", Johann Heinrich Bongartz
1913-1923
J.H. Bongartz, Bierbrauerei zur Eule, GmbH
1923-1925
Union-Brauerei-Gesellschaft, Düren
1925-(1928)
Eulenbrauerei GmbH
(1928)-1937
Kölner Union-Brauerei AG, ZB Eulenbrauerei
Anmerkungen
•
Margaretha Bongartz, eine Tochter von Johann Heinrich
Bongartz, war mit Lorenz Klinkenberg verheiratet. Dieser übernahm am
31.10.1896 die Brauerei und Schenkwirtschaft von Johann Mathias in Bonn
in der Philippstraße
•
Der Name „Zur Eule“ wurde nicht nur von der Dürener
Brauerei verwendet. Während der Existenz der Brauerei in Düren gab es in
der Umgegend noch folgende gleichnamige Brauereien und Restaurationen:
- Brauerei „Zur Eule“ in der Ratingerstr. 16 in Düsseldorf
- Brauerei „Zur Eule“ von Josef Steinmann in der Kaiserstraße 9 in
Düsseldorf
- Restauration „Zur Eule“ von Conrad Vollmuth in Wesseling
- Kölner Bierhaus „Zur Eule“ von J. Wassenberg in der Hohestraße 41 in
Köln
•
Es gibt Stand 2024 noch eine Gaststätte „Zur Eule“ in
Düren in der Tivolistraße 67, welche aber vermutlich keinen Bezug zu der
hier dokumentierten gleichnamigen Brauerei hat
Brauereiwerbemittel
Bierkrüge
(GK001) [unbekannt]
Emaillierter Glaskrug der Eulenbrauerei, 7/20 L geeicht, vermutlich um 1900
Bierflaschen
(398)
ca. 0,4 l
Quellenverzeichnis
1
Essener Zeitung, Ausgabe 01.08.1867
2
„Spuren“, Magazin der Dürener Geschichtswerkstatt e.V.
Ausgabe Nr. 40, September 2020
3
Seite „Kölntor (Düren)“. In: Wikipedia – Die freie
Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. Juli 2019, 19:44 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=K%C3%B6lntor_(D%C3%BCren)&oldid=190729331
(Abgerufen: 20. Juni 2024, 19:06 UTC)
Seite „Sturmbrauerei“. In: Wikipedia – Die freie
Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Juli 2022, 04:13 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sturmbrauerei&oldid=224436171
(Abgerufen: 28. Juni 2024, 09:26 UTC)
8
"Kreis-Wochenblatt für den Kreis Adenau und Umgegend",
Ausgabe 18.02.1853
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
11
"Aachener Zeitung", Ausgabe 16.01.1842
12
"Echo der Gegenwart", Ausgaben 10.07.1852, 03.06.1870
13
"Verkündiger für den Kreis Düren", Ausgabe: 08.10.1856,
10.12.1856, 10.01.1857, 10.02.1858, 05.05.1858, 31.07.1858, 06.11.1858
14
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig
1837., S. 310-311.
15
"Jülicher Kreis-, Correspondenz- und Wochenblatt", Ausgabe
11.11.1863
16
Sterbeurkunde Elisabeth Bongartz geb. Schwer, Standesamt
Düren, Nr. 466, 7. November 1908
17
"Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften", Verlag für
Börsen- und Finanzliteratur A.-G., Jahrgang im jeweiligen Quellenverweis
angegeben
18
Adreßbuch von Stadt und Kreis Düren 1928/29, Druck und
Verlag der Hamel’schen Druckerei und Verlagsgesellschaft m.b.H.,
Düren=Rhld.
19
Einwohnerbuch von Stadt und Kreis Düren 1925, Druck und
Verlag der Hamel’schen Druckerei und Verlagsgesellschaft m.b.H.,
Düren=Rhld.
20
Adreßbuch der Stadt Düren und der angrenzenden Gemeinden,
1936/37, Druck und Verlag: Dürener Druckerei und Verlag Hamel & Co.,
Düren Rl.
21
Einwohner-Adressbuch für den Kreis Düren, 1.
Nachkriegsauflage: Ausgabe 1954, Verlag: Heinrich Jakobs /
Adressbuch-Verlag / Rheydt (Rhld.)
22
Adreßbuch für die Stadt Düren, 1. Nachkriegsausgabe 1964,
Verlag: Heinrich Jakobs – Adreßbuch-Verlag – Rheydt (Rhld.)
23
Adreßbuch Stadt und Kreis Düren, 1910
24
Dürener Adreßbuch, Herausgegeben im März 1882 von Mathias
Anton Dörfler, Druck und Verlag von J. Stercken in Aachen
25
Adreßbuch von Stadt und Kreis Düren 1932/33, Druck und
Verlag der Hamel’schen Druckerei und Verlagsgesellschaft m.b.H.,
Düren=Rhld.